Studie zeigt: Diese fünf Länder füttern den Müllstrudel im Pazifik
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/6M35NTNPTZFHZCWBQZ5K4PJDMM.jpeg)
Kanada, Vancouver: Das Schiff der niederländischen Gruppe The Ocean Cleanup ist während eines Zwischenstopps im Hafen zu sehen (Archivbild).
© Quelle: Darryl Dyck/The Canadian Press/A
Als der französische Langstreckenschwimmer Ben Lecomte 2019 durch den Müllstrudel im Pazifik schwamm, beschrieb er das Erlebnis damals, „als würde man in einer verschneiten Nacht in den Himmel schauen, nur umgekehrt“. Seine Begleitcrew und er beobachteten, wie Albatrosse Plastik pickten, sie entdeckten Plastik im Magen eines Fisches und fanden Mikroplastik, das mit Plankton und kleinen Quallen verflochten war.
Schon Lecomte und sein Team untersuchten den Müll genau und stellten fest, dass die meisten Teile Haushaltsprodukte wie Flaschenverschlüsse und Flaschen waren. Außerdem stießen sie auf große Mengen Fischerausrüstung wie Netze und Kisten.
Fischerei für Großteil verantwortlich
In einer aktuellen Analyse, die im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde, wurden nun 573 Kilogramm – mehr als 6000 Teile – Hartplastikabfall analysiert, die 2019 von der Organisation The Ocean Cleanup eingesammelt wurden. Die niederländische Non-Profit-Organisation hat Technologien entwickelt, die schwimmende Kunststoffteile aus dem Ozean entfernen sollen.
Bei ihrer Analyse stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass mehr als ein Viertel der Fragmente von verlorenen oder entsorgten Fischereiutensilien stammte – darunter Fischnetze oder Seile. Ein Teil des Mülls bestand aus Aalfallen oder Kunststoffschwimmern und -bojen, etliche Trümmer waren nicht mehr identifizierbar. Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass ein Plastikfragment in dem Strudel mit zehnmal höherer Wahrscheinlichkeit mit Fischereiaktivitäten zusammenhängt als mit Aktivitäten an Land.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/E3R773FTBBF6NKG5OBWVS6F7YI.jpg)
„Die hohe See ist Wilder Westen“: Wer schützt das Meer – und warum ist das so wichtig?
Kann das Meer nachhaltig genutzt werden? Für Umweltaktivistin Tharaka Sriram schließt sich das aus. Der Meeresschutz dient nicht nur unserer Umwelt, sagt sie, er ist auch ein Schritt zu Frauenrechten und Antirassismus. Von den aktuellen Initiativen, das Plastik aus dem Meer zu holen, hält sie aber wenig.
Hauptverschmutzer sitzen in Asien
Etwa zwei Drittel des analysierten Mülls stammten entweder aus Japan (34 Prozent) oder China (32 Prozent). Der Rest kam aus Korea (10 Prozent), den USA (7 Prozent) und Taiwan (6 Prozent). Alle diese Nationen haben eine florierende Fischereiindustrie. Interessanterweise waren andere Länder, die an den Pazifik grenzen und mit Plastik verseuchte Flüsse haben, die ins Meer fließen, wie zum Beispiel die Philippinen, bei den gesammelten Plastikartikeln weniger häufig vertreten. Japan dagegen ist allein aufgrund des Tsunamis 2011 automatisch zu einem der Hauptverschmutzer geworden. Die zerstörerischen Wellen hatten ganze Häuser ins Meer gerissen.
Fast die Hälfte (49 Prozent) der Objekte, auf denen sich ein Produktionsdatum identifizieren ließ, stammte aus dem 20. Jahrhundert. Das älteste identifizierte Objekt war eine Boje aus dem Jahr 1966.
Mikroplastik wird von Tiere gefressen
Insgesamt treiben im sogenannten Great Pacific Garbage Patch, dem Großen Pazifischen Müllstrudel, mehr als 80.000 Tonnen Plastik in einem Gebiet von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern Größe. Die Müllansammlung – die dreimal so groß wie Frankreich ist – befindet sich zwischen Hawaii und Kalifornien im Pazifik.
Tiere leiden nicht nur deswegen an den Müllmengen, weil sie sich darin verfangen können. Problematisch ist auch, dass Plastik sich in immer kleinere Teilchen zersetzt, die von Seevögeln, Schildkröten, Quallen und Fischen gefressen werden, die wiederum nicht selten qualvoll an ihnen zugrunde gehen. 2015 fanden australische Forschende heraus, dass selbst die Korallen im Great Barrier Reef mikroskopisch kleinen Plastikmüll fressen. Und auch in Muscheln konnte man schon kleine Plastikteilchen nachweisen, wie die Naturschutzorganisation WWF schreibt.
Laut einer vom WWF in Auftrag gegebenen Untersuchung nehmen auch viele Menschen durchschnittlich pro Woche bis zu fünf Gramm der winzigen Plastikteilchen auf. Letzteres entspricht in etwa einer Kreditkarte.