Zero Waste mit Baby: So einfach können Eltern Müll vermeiden
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Muss nicht sein: Bis zu 6000 Windeln verbraucht ein Baby/Kleinkind, bis es trocken ist. Dadurch entstehen Unmengen an Müll. Stoffwindeln sind eine umweltfreundliche Alternative.
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
Wer sich als werdende Mutter oder werdender Vater in ein Babyfachgeschäft begibt, wird meist erschlagen von dem schier unendlichen Angebot an Dingen, die ein Baby braucht – oder, besser gesagt, zu brauchen scheint. Folglich werden Unmengen von Spielzeug gekauft, eine Babybadewanne, ein Fläschchenwärmer, Babypuder oder extra Babywasser. Dabei fällt nicht nur Verpackungsmüll an: Die Produktion all dieser Dinge geht zu Lasten der Umwelt. Und im schlimmsten Fall landen die Sachen nach kürzester Nutzungszeit ebenfalls in der Tonne.
„Es ist immens hilfreich, wenn man sich keine Babyzeitschriften durchliest, da diese Bedürfnisse kreieren, die von alleine gar nicht aufkommen würden“, sagt Olga Witt. Seit mehreren Jahren lebt sie mit ihrem Mann und vier Kindern fast müllfrei, hat einen Zero-Waste-Onlineshop und einen Unverpacktladen gegründet und zwei Bücher geschrieben; das letzte heißt „Zero Waste Baby“. Ihre Erfahrungen teilt sie auf ihrem Blog Zero Waste Lifestyle.
Toilette statt Windel
Für sie war es klar, dass sie auch im Familienalltag nicht von ihrem Lebensstil abweichen würde: „Wenn ich selbst eine neue Generation in die Welt setze, der ich die besten Zukunftschancen wünsche, kann ich doch nicht weitermachen und ihre Zukunft zerstören“, sagt sie. Anders als viele Eltern vielleicht glauben, ist ihrer Meinung nach ein müllfreies Leben mit Baby nicht noch schwieriger als ohnehin schon. „Es ist viel Einstellungssache“, sagt die Bloggerin, „ich würde sogar sagen, dass ich mir in vielerlei Hinsicht das Leben leichter gemacht habe.“ Sie nennt ein Beispiel: „Dadurch, dass wir unseren Sohn von Geburt an frei in die Toilette machen ließen, ist er bereits mit eineinhalb Jahren trocken gewesen, während andere Eltern jetzt immer noch mit Windeln hantieren.“
Dadurch, dass wir unseren Sohn von Geburt an frei in die Toilette machen ließen, ist er bereits mit eineinhalb Jahren trocken gewesen, während andere Eltern jetzt immer noch mit Windeln hantieren.
Olga Witt, Mutter von vier Kindern und Bloggerin
Sie empfiehlt eine Kombination aus Stoffwindeln und sogenanntem „Windelfrei“. Letzteres funktioniert so: Kinder zeigen mit bestimmten Geräuschen oder einer zunehmenden Unruhe an, dass sie müssen. Achten Eltern in den ersten Monaten nicht auf diese Signale, gewöhnen sich Kinder diese ab. Geht man aber auf die Anzeichen ein und hält das Kind dann übers Klo, landet das kleine oder große Geschäft direkt dort. Als Absicherung oder für nachts sollten Stoffwindeln zum Einsatz kommen. Denn geht man davon aus, dass ein Baby am Tag durchschnittlich sechs Windeln benötigt und rund drei Jahre braucht, bis es trocken ist, kommt man auf fast 6600 Windeln pro Kind.
Handwäsche statt Feuchttücher
Dabei fällt nicht nur eine ziemliche Menge Müll an. Plastikwindeln sind im Vergleich auch deutlich preisintensiver. Ein Stoffwindelset scheint dagegen zunächst teuer, allerdings ist es eine einmalige Investition, zu der später nur noch geringe Waschkosten hinzukommen. Olga Witts zweiter Tipp: „Feuchttücher weglassen und stattdessen mit Waschlappen waschen.“ Sie fügt hinzu: „Wir haben unseren Sohn sogar immer direkt mit der Hand überm Waschbecken gewaschen. Das sparte viel Arbeit.“
Wir erziehen unsere Kinder heute von Geburt an im Überfluss. Für so ein Baby kann aber jeder Gegenstand ein Spielzeug sein.
Olga Witt
Neben frischen Windeln braucht ein Baby natürlich auch Kleidung und Spielzeug. Beides muss produziert, verpackt, vermarktet, transportiert werden – insgesamt eine sehr aufwendige und energieintensive Sache. Daher sollten Eltern Kleidung und Spielzeug möglichst secondhand kaufen, von Freunden leihen und weitervererben, sobald es nicht mehr gebraucht wird, rät die Zero-Waste-Bloggerin Olga Witt. Insgesamt sei es allerdings ratsam, weniger Dinge zu besorgen: „Wir erziehen unsere Kinder heute von Geburt an im Überfluss. Für so ein Baby kann aber jeder Gegenstand ein Spielzeug sein“, sagt sie. „Am besten kauft man nicht im Voraus alles, was möglich ist, sondern wartet ab, bis ein tatsächliches Bedürfnis nach etwas da ist.“ Darüber hinaus muss etwa neue Kleidung vor dem Tragen erst gewaschen werden, da bei der Produktion meist Schadstoffe eingesetzt wurden. Bei gebrauchter Kleidung sind diese bereits ausgewaschen.
Secondhand statt neu kaufen
Secondhandkleidung für Schwangere und Mütter sowie allerlei Babyausstattung gibt’s zum Beispiel bei Mamikreisel, Ebay-Kleinanzeigen, kleiderkorb.de, gebraucht.de oder auf einem Flohmarkt in der Nähe. Viele Dinge, etwa Bettchen oder Babytragen kann man mittlerweile sogar mieten, etwa bei Elternmarkt oder kilenda. Braucht man sie nicht mehr, gibt man sie einfach zurück.
Olgas letzter Tipp, um Müll zu vermeiden, lautet – sofern möglich: „Stillen. Ist günstig, spart jede Menge Zubehör und man hat das Essen immer in der richtigen Temperatur parat.“ Säuglingsmilch, wie sie in den Läden steht, durchläuft darüber hinaus einen aufwendigen Herstellungsprozess, der viel Energie und Ressourcen verschlingt. Durch die Verpackungen und das Zubehör entsteht viel Müll – und der Milchersatz enthalte nicht einmal einen Bruchteil der hochwertigen Inhaltsstoffe, die in natürlicher Muttermilch zu finden seien.
rnd