Was tun, wenn die Lehrer das eigene Kind auf dem Kieker haben?

Still sitzen, lernen, konzentrieren: Grundschülern wird einiges abverlangt – da läuft nicht immer alles rund. (Symbolbild)

Still sitzen, lernen, konzentrieren: Grundschülern wird einiges abverlangt – da läuft nicht immer alles rund. (Symbolbild)

Liebe Anette, wir Eltern sind ja alle um ein gutes Verhältnis zu den Lehrkräften bemüht. Ihr Sohn ist in der vierten Klasse, hat aber seit der 1. Klasse Probleme mit einer Lehrerin.

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Genau. Die Lehrerin hat meinen Sohn Dennis in Klasse 1 und 2 in Kunst, Musik und Sport unterrichtet, seit Klasse 3 in Deutsch, einem Hauptfach, das entscheidend ist für die weiterführende Schule. Die Lehrerin fühlt sich von Beginn an permanent gestört und provoziert von meinem Sohn. Sie signalisiert ihm praktisch nonstop: „Du bist nicht gut so, wie du bist.“

Erzählen Sie mal ein bisschen was von Ihrem Sohn.

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Dennis ist eher zurückhaltend, schüchtern, introvertiert, tut sich schwer damit, im Mittelpunkt zu stehen, und kann dann auch schlecht damit umgehen, wenn es dann doch mal so ist. Er erträgt es nicht, wenn er ausgelacht wird, was leider im Unterricht oft vorkommt. Mein Sohn ist auch etwas übergewichtig und sein Selbstvertrauen ist unter anderem deshalb nicht das beste.

Wann haben Sie das erste Mal gespürt, dass es mit der Lehrerin nicht gut läuft?

Das war, als mein Sohn in der ersten Klasse erstmals seinen Geburtstag feierte. An diesem Tag hatte er eine „Zusatzarbeit“ aufgebrummt bekommen. Im Hausaufgabenheft stand sinngemäß: „Dennis hatte wohl trotz Geburtstag zu wenig Aufmerksamkeit und war deshalb sehr aufgedreht. Deshalb gibt es eine Zusatzarbeit.“

Natürlich ist ein Erstklässler an seinem Geburtstag aufgedreht und aufgeregt. Da hätte man doch einfach mal ein Auge zudrücken können.

Damals habe ich mir schon gedacht, dass ich das pädagogisch seltsam finde. Natürlich ist ein Erstklässler an seinem Geburtstag aufgedreht und aufgeregt. Da hätte man doch einfach mal ein Auge zudrücken können.

Die nächste Beschwerde bekam ich beim Abholen am vorletzten Tag vor den Sommerferien. Dennis habe sich beim Sportunterricht danebenbenommen und sich nicht ordentlich in den Kreis gesetzt. Das sei respektlos. Ich habe versucht zu erklären, dass das natürlich nicht schön sei, aber vielleicht daran liege, dass die Kinder einfach alle ferienreif sind.

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Sie sagen, Ihr Sohn bekäme ständig Signale, dass er nicht okay sei, wie er ist.

Ja, die Kommunikation der Lehrerin zielt ständig darauf ab, den Kindern zu zeigen, wie „dumm“ sie noch sind. Ständig wird gesagt: „Warum hast du das nicht verstanden?“ oder „Als Viertklässler müsstest du das können“ oder „Warum hast du die Aufgaben nicht im Unterricht fertiggestellt?“. Außerdem hagelt es Strafarbeiten.

Wenn ich Dennis frage, warum er schon wieder eine Strafarbeit hat, weiß er eigentlich gar keinen Grund mehr dafür. Ich sagte ihm, er solle die Lehrerin nach dem Grund fragen. Die antwortete nur: „Wenn du den Grund nicht selbst weißt, solltest du direkt noch eine bekommen.“

Die Kommunikation der Lehrerin zielt ständig darauf ab, den Kindern zu zeigen, wie „dumm” sie noch sind.

Dennis hat mindestens einmal pro Woche Einträge im Hausaufgabenheft, wie „Dennis hat mit seinem Lineal gespielt“ oder „Dennis hat mit seinem Mäppchen gespielt“. Er ist einfach der Buhmann.

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Und dann kam der jährliche Schulausflug.

Genau. Dafür wurde die Regel von der Lehrerin aufgestellt: „Wer von April bis zum Ausflug Anfang Mai Strafarbeiten bekommt, darf nicht mit zum Ausflug.“ Mein Sohn war total geknickt und sagte: „Frau P. wird schon dafür sorgen, dass ich nicht mit kann ...“ Ich sagte ihm, er solle sich extrem zusammenreißen, damit es keinen Anlass für Strafarbeiten gibt.

Das Wochenende vor dem Ausflug hatte Dennis Kommunion und war wohl deshalb am Montag noch recht aufgeregt und unruhig. Zack – Strafarbeit. Somit war der Ausflug gestorben.

Haben Sie sich mal mit anderen Eltern ausgetauscht, ob andere Familien auch solche Probleme haben?

Ja und ja. Allgemein ist bekannt, dass die Lehrerin Jungs eh nicht so gern hat. Eine Mutter eines Klassenkameraden, die noch zwei ältere Söhne hat, sagte zu mir: „Halte durch, bei meinem Mittleren war es genau dasselbe. Ab Klasse 5 wird alles normal!“ Übrigens gibt es bei keiner anderen Lehrerin solche Rückmeldungen zu meinem Sohn.

Eine Mutter eines Klassenkameraden, die noch zwei ältere Söhne hat, sagte zu mir: „Halte durch, bei meinem Mittleren war es genau dasselbe.“

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Haben Sie die Lehrerin mal persönlich angesprochen und gesagt: „Ich habe das Gefühl, das läuft hier total falsch?“

Ja, natürlich. Sie sagte, es läge alles an meinem Sohn und seinem respektlosen Verhalten. Sie beschrieb, wie sich mein Sohn verhält, und ich entgegnete, dass mein Sohn dann wohl in großer seelischer Not sei, wenn er dieses Verhalten bei ihr zeige, ansonsten aber eher introvertiert und ruhig sei.

Ich bat sie, dass sie als Pädagogin, als Erwachsene, ihm die Hand reichen soll und wir gemeinsam versuchen sollten, Dennis aus dieser Ecke herauszuholen. Ich sagte ihr auch, dass mein Sohn das Kind ist und wir die Erwachsenen und dass mein Sohn einfach Hilfe braucht. Ihre Antwort war: „Suchen Sie sich professionelle Hilfe.“

Sie hatten sich aber schon eine gemeinsame Lösung überlegt ...

Genau. Ich war auch vorher schon bei der schulspychologischen Beratungsstelle, um mir dabei helfen zu lassen. Ich hatte die Idee, dass wir ihn bestärken, wenn er sich gut verhält. Also schlug ich der Lehrerin vor, dass sie ihm Smileyaufkleber (die ich besorgt hätte) ins Heft klebt, wenn eine Stunde gut verlaufen ist.

Wenn er zehn Smileys gesammelt hätte, hätte es zu Hause eine kleine Belohnung gegeben. Diese Idee schmetterte die Lehrerin direkt ab, das sei ihr zu aufwendig. Stattdessen verteilt sie weiter Strafarbeiten.

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Dennis musste einmal zum Schulsozialabeiter, damit war der Fall dann erledigt.

Hatten Sie die Schulleitung eingeschaltet?

Ja, aber da gab es keine Unterstützung. Dennis musste einmal zum Schulsozialabeiter, damit war der Fall dann erledigt.

Sie haben ja eine Vermutung, warum die Lehrerin Ihren Sohn auf dem Kieker hat.

Ja, ich glaube, dass die Lehrerin mich auch einfach blöd findet und Dennis das ausbaden muss. Bei unserem ersten Zusammentreffen äußerte sie sich abschätzig über die blauen Klamotten meiner gerade geborenen Tochter, Dennis’ kleiner Schwester.

Ich sagte relativ klar, dass das doch Quatsch sei und dass Blau doch keine Jungsfarbe ist. Heute frage ich mich, ob sie das so sehr getroffen hat, dass wir einfach unten durch sind.

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Haben Sie einen Plan, wie es für Ihren Sohn schulisch weitergeht?

Wir ziehen jetzt das vierte Schuljahr so gut wie möglich durch. Ich hätte Dennis gern die Schule wechseln lassen. Er wollte nicht. Er sagte zu mir: „Lieber halte ich das Jahr noch mit Frau P. durch, als dass ich meine Freunde verliere!“

Dennis hat einfach den Spaß an der Schule verloren. Er ist nun auch nicht mehr besonders motiviert.

Er weiß, dass ich hinter ihm stehe und dass ich keinen Wert auf die Einträge der Lehrerin lege. Ich vermittele ihm gerade sehr stark, dass er wunderbar ist, genau so, wie er ist.

Was hat Ihnen diese Lehrerin in Sachen „Schule“ kaputt gemacht?

Dennis hat einfach den Spaß an der Schule verloren. Er ist nun auch nicht mehr besonders motiviert.

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Gibt es noch etwas, dass Sie zu dem Thema loswerden wollen?

Dass ich keine rosarote Brille trage und meinen Sohn immer nur als Opfer sehe. Als die Einträge und Strafarbeiten anfingen, habe ich die Eltern seiner Freunde, seinen Fußballtrainer und in der Kommunionsvorbereitung Leute gefragt, ob sich Dennis dort ähnlich „schlecht“ verhält. Nirgends war das der Fall.

Natürlich flippt er beim Fußball mal aus, natürlich streitet er mal mit seinen Freunden und natürlich hat er im Kommunionsunterricht mal Quatsch gemacht. Er ist ein neunjähriger Junge!

Aber von allen Seiten hieß es: Dennis ist nicht auffällig, alles ist im völlig gewöhnlichen Rahmen.

Ich möchte auch keine Vorzugsbehandlung meines Kindes – eine Gleichbehandlung reicht völlig aus. Und die gibt es im Falle von Frau P. halt leider nicht ...

Sie und Ihr Kind befinden sich in einer ähnlichen Situation? Hilfe gibt es – sowohl für Eltern als auch für Schüler – bei den schulpsychologischen Diensten vor Ort. Eine Übersicht aller Dienste bundesweit finden Sie hier. An vielen Schulen gibt es außerdem Beratungslehrer und Schulsozialarbeiter, die im Idealfall vermitteln können.

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