Corona-sicher zur Schule: Elterntaxis sorgen für Diskussionen
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Das Schild "Elterntaxi" steht vor der Grundschule Grimsehlweg in Hannover. Der Kreis Peine zahlt Eltern Kilometergeld, wenn sie ihre Kinder zur Schule fahren.
© Quelle: Peter Steffen/dpa
Peine. Um überfüllte Busse mit zu wenig Abstand in der Corona-Krise zu vermeiden, wollte der Landkreis Peine in Niedersachsen den Eltern helfen. Die Verwaltung bot für das Bringen der Kinder eine Pauschale von 30 Cent pro Kilometer an und sorgte damit seit dem Schulstart für einigen Wirbel. “Es geht darum, die Busunternehmen zu entlasten”, hatte der Peiner Landkreissprecher, Fabian Laaß, in der vergangenen Woche zur Begründung gesagt.
Prämie für Elterntaxis in Peine wird eingestellt
Eigentlich sollte erst nach einem Testmonat in Peine überprüft werden, ob die Idee den erhofften Erfolg bringt. Doch nach heftiger Kritik an der Förderung beendet der Landkreis Peine die Testphase vorzeitig, wie die “Peiner Allgemeine Zeitung” meldet. “Eine erste Auswertung und zahlreiche Gespräche unter anderem mit Schulen, Beförderungsunternehmen und der Polizei haben gezeigt, dass die geplante Entschädigung für Eltern, die ihre Kinder statt mit dem Bus mit dem Auto zur Schule bringen, viele andere Probleme mit sich bringt”, teilte Kreissprecher Fabian Laaß am Freitag mit. Der Kreis räumte Fehler ein. In der Vorbereitung des Tests seien einige wichtige Faktoren wie die derzeitige Baustellen- und Umleitungssituation in Peine unberücksichtigt geblieben.
ADAC kritisierte Kilometerpauschale als “falsches Signal”
Kritisiert wurde die Kilometerpauschale unter anderem vom ADAC. “Auch wenn Kreativität in Corona-Zeiten grundsätzlich wünschenswert ist, geht diese Aktion eindeutig in die falsche Richtung”, sagte Alexandra Kruse vom ADAC. Aus Sicht des Automobilclubs entsteht das Chaos oft durch den wenigen Platz vor Schulen. “Es wird verkehrswidrig an Bushaltestellen oder in zweiter Reihe gehalten, wo ein Aussteigen nicht sicher ist”, so Kruse. Die Kilometerpauschale sei vor allem mit Blick auf die Rolle der Kinder als eigenständige Verkehrsteilnehmer “ein ganz falsches Signal”.
Polizei warnt vor Risiken
Für die Förderung der Elterntaxis hagelt es von anderen Seiten viel Kritik. Die Polizei warnt immer wieder vor den Risiken und kontrolliert auch vor den Schulen. Das Sozialministerium in Hannover wirbt eher dafür, den Schülertransport zu stärken, der Städte- und Gemeindebund in Niedersachsen sieht einen beträchtlichen Verwaltungsaufwand. Nur wenige Kommunen seien finanziell in der Lage, solche Prämien auszuschütten.
Kurz vor dem Schulstart in Bayern in der kommenden Woche riefen das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verkehrsclub VCD dazu auf, Elterntaxis zu vermeiden. “Es gibt meist keinen Grund, Kinder morgens mit dem Auto in die Schule zu chauffieren”, betonte Holger Hofmann, Geschäftsführer des Hilfswerkes, in einem gemeinsamen Aufruf.
Landkreis Northeim hält an Pauschale für Elterntaxis fest
Ein paar Kilometer südlich von Peine, im Landkreis Northeim, ist eine ähnliche Förderung mittlerweile allerdings bis zu den Herbstferien verlängert worden. Seit Ende April können dort 20 Cent pro Kilometer beantragt werden. Um Verkehrsprobleme zu vermeiden, sollten Eltern nicht ganz an die Schule fahren und auf langwierige Abschiedsrituale verzichten, hieß es aus Northeim.
RND/dpa