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Kolumne „Gute Frage“

Wie sah es mit Körperpflege bei den Steinzeitmenschen aus?

Körperpflege war auch schon in der Steinzeit ein Thema (Symbolbild).

Körperpflege war auch schon in der Steinzeit ein Thema (Symbolbild).

Dass unsere Vorfahren keine verlausten, schmutzigen Wilden waren, legt der Blick auf heutige Menschenaffen nah. Die Fellpflege ist ein wichtiger Teil ihres Alltags. Sie stärkt die Bindung innerhalb der Gruppe und schützt vor Krankheiten. Von Schimpansen und Gorillas ist sogar bekannt, dass sie ihre Schlafstätte täglich neu herrichten. Vermutlich nahmen es also auch die steinzeitlichen Jäger und Sammler mit der Körperpflege durchaus ernst.

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Doch wir kennen wenige archäologische Belege für die Beautyroutinen von Neandertalern und frühen Homo sapiens. Aus späteren Epochen gibt es genug Schriftquellen, aus denen Forschende erfahren, dass man im alten Ägypten großen Wert auf Düfte legte und im antiken Rom die Menschen fast täglich in die Therme gingen.

Muffiger wurde es im Mittelalter; plötzlich galt regelmäßiges Baden als gefährlich. Und in der Renaissance baute der Sonnenkönig Ludwig XIV. sein Prunkschloss ohne eine nennenswerte Anzahl von Toiletten. Er selbst machte gerne hinter die Vorhänge und übertünchte schlechten Geruch mit viel Parfüm. Auch unter Zahnfäule litt er. Dabei hätte er sich ein Beispiel an den Neandertalern nehmen können.

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Benutzten Neandertaler Zahnstocher?

An ihren Zähnen fanden Forschende wenige Millimeter lange Kratzspuren. Laut eines deutsch-amerikanischen Teams aus Forschenden könnten diese Kratzspuren ein Hinweis für den regelmäßigen Gebrauch von Zahnstochern sein. Um eine solche Rille zu hinterlassen, müssen die Neandertaler die feinen Holzstücke oder Knochenreste immer an der gleichen Stelle und in dieselbe Richtung benutzt haben. Außerdem befanden sich die Rillen oft in der Nähe von Zahnzwischenräumen, in denen sich leicht Fleisch- und Pflanzenreste festsetzen könnten.

An ultrasonic electric toothbrush throws off tiny water particles as it vibrates.

Lohnt es sich, Geld für eine teure Zahnbürste auszugeben?

Die Mundhygiene ist im Luxussegment angekommen: Elektrische Zahnbürsten kosten immer mehr. Schützen teure Modelle besser vor Karies? Und was bringen Zahnseide und Zungenschaber?

Die Spuren dieser Zahnpflege wurden an verschiedenen Orten in Europa gefunden, zum Beispiel im Neandertal in Mettmann oder in Spanien. Die ältesten Zähne mit Putzrillen sind mehr als 300. 000 Jahre alt.

Kaugummi in der Steinzeit

Doch nicht nur Zahnstocher waren bereits in der Steinzeit bekannt, sondern vielleicht auch Kaugummis. Sie schmeckten allerdings nicht nach Minze, sondern nach verkohlter Birkenrinde. Das sogenannte Birkenpech nutzten schon die Neandertaler als Klebstoff für ihre Speerspitzen. Die schwarze klebrige Masse, die beim Erhitzen von Birkenrinde entsteht, wurde auch als Kaugummi genutzt. Die ältesten Zahnabdrücke im Birkenpech sind etwa 6000 Jahre alt, eine frühere Anwendung ist nicht ausgeschlossen.

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Birkenpech wird schnell hart, wenn es abkühlt. Kaut man aber auf der Masse herum, kann man den Kleber wiederverwenden. Dazu kommt: Im Birkenpech ist Betulin enthalten. Dieser Stoff wirkt entzündungshemmend und leicht betäubend. Gut möglich also, dass schon unsere frühen Vorfahren gegen Zahnschmerzen und Mundfäule Kaugummi kauten.

Sauber mochten es auch die ersten sesshaften Menschen der Jungsteinzeit. Es scheint schon besondere Stellen für das große und kleine Geschäft gegeben zu haben – draußen, versteht sich. Und vielleicht wuschen sich die Menschen nach dem Grubenbesuch sogar die Finger. Darauf deutet ein weiterer Fund hin – und zwar die Samen des Echten Seifenkrauts. In Wasser schäumt dieses Kraut, löst Schmutz und hilft gegen Hautkrankheiten.

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