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Kolumne „Gute Frage“

Entwickelt sich der Mensch weiter?

Der Mensch hat sich stetig weiterentwickelt.

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Der Homo sapiens tauchte vor etwa 300.000 Jahren in Afrika auf. In der Evolution eines Säugetiers sind 300.000 Jahre kaum mehr als ein Wimpernschlag. Wir können also keine Entwicklungssprünge wie beim aufrechten Gang erwarten. Dazu kommt die hohe Entwicklungsstufe des Menschen – rein genetisch gesehen.

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So sind wir in der Lage, einen großen Teil unserer Nachkommen großzuziehen, ohne dass sie der natürlichen Selektion zum Opfer fallen. Sie gilt als Treiber der Evolution. Gene mutieren ständig. Entstehen dabei vorteilhafte Eigenschaften, werden sie weitergegeben und setzen sich durch. Allerdings darf man die Evolution nicht als genialen Erfinder betrachten, sondern eher als einen Bastler, der nach Trial-and-Error-Prinzip weiterbaut.

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Medizinischer Fortschritt beeinflusst die Evolution

Ein Beispiel dafür ist die Laktosetoleranz. Ursprünglich besaßen diese vor allem Säuglinge; nach der Stillzeit wurden die Gene für die Spaltung von Milchzucker stillgelegt. Als die frühen Bauern begannen, Ziegen und Kühe zu melken, wurde es zum Vorteil, Milch auch nach der Stillzeit verdauen zu können. Die entsprechende Mutation trat vermutlich vor rund 8000 Jahren erstmals auf. Heute verträgt ein großer Teil der Europäerinnen und Europäer Milchprodukte; in Asien und Ostafrika ist der Anteil von Menschen mit Laktoseintoleranz deutlich höher. Als Grund dafür werden unterschiedliche Ernährungsweisen gesehen. Der vermeintliche Nachteil lässt sich dank moderner Medizin ausgleichen. Die Medizin hat den Selektionsdruck also außer Kraft gesetzt.

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Zugleich hat sie Auswirkungen auf die menschliche Weiterentwicklung, wie ein Beispiel aus der Geburtsmedizin zeigt: Frauen mit einem breiten Becken können leichter Kinder bekommen, und größere Babys haben oft bessere Überlebenschancen. Doch hat ein breites Becken auch Nachteile, wie ein höheres Risiko für Inkontinenz. Der evolutionäre Kompromiss ist ein ausreichend breites Becken. Wiener Forscher haben berechnet, dass sich das ausreichend breite Becken dank der Erfindung des Kaiserschnitts verändert hat. Frauen mit eigentlich zu schmalen Becken können so gesunde Kinder bekommen. Fazit der Forscher und Forscherinnen: Der medizinische Fortschritt beeinflusst damit die Evolution.

Wir müssen weiter auf unseren Lebensstil achten

New Yorker Forscher wollen herausgefunden haben, dass auch die klassischen Mechanismen der Evolution weiter gut funktionieren – und zwar bei der Ausmerzung von Genen, die Alzheimer und Nikotinsucht begünstigen. Bei einer Genanalyse von 200.000 Menschen zeigte sich, dass die Träger von besseren Varianten länger leben und diese häufiger an die nächste Generation weitergeben. Sie bekommen mehr Kinder, kümmern sich als Großeltern besser um die Enkel und tragen damit zu Kindergesundheit bei.

Doch die Studie zeigt auch: Wir müssen weiter auf unseren Lebensstil achten. Unser Körper ist immer noch eher auf Sammeln und Jagen ausgelegt, wird aber vor allem zum Sitzen genutzt. Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen zu. Doch leben wir noch nicht lange genug im Überfluss, als dass sich die Evolution darauf einstellen konnte. Zudem spüren wir die Auswirkungen schlechter Ernährung und fehlender Bewegung oft erst im Alter – also außerhalb des evolutionären Interesses, das sich vor allem der Fortpflanzung widmet.

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