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Wohlstandverlust wird immer deutlicher

DIW-Präsident: Krieg in der Ukraine kostet Deutschland 100 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung

Ein Schweißer einer Firma schweißt Maschinenteile zusammen. (Symbolbild)

Ein Schweißer einer Firma schweißt Maschinenteile zusammen. (Symbolbild)

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Berlin. Ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sieht die Deutsche Industrie- und Handelskammer einen Wohlstandsverlust in Deutschland. DIHK-Präsident Peter Adrian sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (RP, Montag): „Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat jenseits des durch nichts aufzuwiegenden menschlichen Leids auch wirtschaftliche Wohlstandsverluste mit sich gebracht.“

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Insgesamt dürften rund vier Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts seit Kriegsbeginn bis Ende 2023 verloren gehen. „Damit werden rund 160 Milliarden Euro weniger erwirtschaftet - umgerechnet etwa 2000 Euro pro Kopf“, so Adrian.

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In den Bilanzen der Betriebe schlage sich das deutlich nieder. Viele Betriebe in der Breite der Wirtschaft verzeichneten stark gestiegene Kosten für Gas und Strom. Das treffe etliche Unternehmen weiterhin hart. Adrian bekräftigte, die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise erwiesen sich zunehmend als Standortnachteil.

Die DIHK erwartet für dieses Jahr eine Stagnation der Wirtschaftsleistung. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben hatte vor einer Woche gesagt, zwar habe sich einiges beruhigt, aber noch nichts belebt. Im Herbst hatte die DIHK vor dem Hintergrund vor allem drastisch gestiegener Energiepreise noch mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund drei Prozent gerechnet.

Im vergangenen Jahr war Europas größte Volkswirtschaft nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes preisbereinigt um 1,8 Prozent gewachsen. Die angesichts des Krieges in der Ukraine lange Zeit düsteren Prognosen erfüllten sich damit nicht.

DIW-Präsident Fratzscher: Verluste der Wirtschaft hätten schlimmer ausfallen können

Auch der Vorsitzende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, prognostiziert steigende Kosten für die Wirtschaft und Verluste beim Wachstum infolge des Krieges in der Ukraine. Die gestiegenen Energiekosten hätten die deutsche Wirtschaft „knapp 2,5 Prozent oder 100 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung gekostet“, so Fratzscher gegenüber RP.

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„Deutschland ist wirtschaftlich stärker von der Krise betroffen, weil es eine höhere Abhängigkeit von russischer Energie hatte, einen hohen Anteil an energieintensiver Industrie hat und extrem abhängig von Exporten und globalen Lieferketten ist“, so der DIW-Chef. Die Unterstützung der Wirtschaft durch die Bundesregierung sowie die Sicherung der Energieversorgung im Winter hätten jedoch schlimmere Folgen für Deutschlands Ökonomie angewandt, sagte der Wirtschaftsforscher.

Nun seien jedoch die Unternehmen gefragt, appelliert Fratzscher: „Der Schaden für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist noch nicht entstanden, wird aber dann entstehen, wenn die Unternehmen die ökologische, wirtschaftliche und digitale Transformation nicht massiv beschleunigen.“ Der Wettbewerbsnachteil durch höhere Energiepreise werde nämlich in den kommenden zehn Jahren bestehen bleiben. Politik und Unternehmen müssten durch mehr Innovation und Produktivität gegensteuern. Dabei forderte er insbesondere die Bundesregierung dazu auf, „auf keinen Fall den eingeschlagenen Weg massiver Subventionen für fossile Energieträger“ fortzusetzen.

RND/dpa/sic

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