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Gegenstrategie zu Tesla

Mercedes, VW, Renault: gute Geschäfte dank teurer Autos

Ein neuer Mercedes-Benz der E-Klasse von innen: Mercedes setzt wie VW und Renault derzeit auf Klasse statt Masse.

Ein neuer Mercedes-Benz der E-Klasse von innen: Mercedes setzt wie VW und Renault derzeit auf Klasse statt Masse.

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Die Autohersteller fahren trotz widriger Bedingungen gute Ergebnisse ein. Renault verbuchte im ersten Halbjahr einen Gewinnsprung, Mercedes hat seine Prognose leicht heraufgesetzt, und Volkswagen berichtet von einem „starken operativen Ergebnis“. Alle folgen dabei dem gleichen Rezept: Sie wollen Preiskämpfe vermeiden und möglichst teure Autos verkaufen. Die Gegenstrategie fährt seit einigen Monaten Tesla: Elon Musk hat die Preise gesenkt, um die Stückzahlen hochzutreiben.

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Luca de Meo berichtete am Donnerstag von Rekordergebnissen. „Unser Fundament war noch nie so intakt und robust“, sagte der Renault-Chef, der früher im VW-Konzern die Marke Seat führte. Der Umsatz lag im ersten Halbjahr mit 27 Milliarden Euro um gut ein Viertel höher als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn wurde auf 2 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, die Prognose für das Gesamtjahr hat de Meo heraufgesetzt.

Der VW-Konzern ist nach einem schwächeren Jahresbeginn noch mit Aufholjagd beschäftigt, bleibt aber bei seiner Prognose für das Gesamtjahr. In der ersten Hälfte stieg der Umsatz um 18 Prozent auf 156 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis liegt mit 11 Milliarden Euro noch um 10 Prozent unter dem Vorjahreswert, hat sich im zweiten Quartal aber bereits deutlich verbessert.

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An der Börse wurde die VW-Aktie dennoch mit einem Minus von zeitweise mehr als 3 Prozent abgestraft. Der Grund: In Wolfsburg rechnet man nicht mehr mit 9,5 Millionen verkauften Autos in diesem Jahr, sondern nur noch mit neun bis 9,5 Millionen. Finanzchef Arno Antlitz erklärte das mit dem zähen Jahresstart in China. Dort hat sich der Markt insgesamt schwächer entwickelt als erwartet, und VW hat außerdem einige hausgemachte Probleme.

Immer wieder besonders: Die Belegschaft im VWN-Werk in Limmer freut sich über den fertig produzierten VW California Nummer 200.000.

Erfolgsschlager von VW: California Nummer 200.000 rollt vom Band

Das Reisemobil California wird seit 2004 in Hannover-Limmer gefertigt, das Basisfahrzeug T6.1 kommt aus dem Werk in Stöcken.

Mercedes hat den Gewinn in der ersten Jahreshälfte erneut gesteigert und die Prognose für das Gesamtjahr leicht heraufgesetzt: Der Rekordwert von 2022 soll nun doch wieder erreicht werden. Im ersten Halbjahr lag der Umsatz mit 75,7 Milliarden Euro um 6 Prozent höher als ein Jahr zuvor, der operative Gewinn (Ebit) stieg um 7 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Die Verbesserung war vor allem der starken Nachfrage nach gut ausgestatteten Vans und Luxusmodellen zu verdanken.

So unterschiedlich die Marken sind, so ähnlich klingen die Erfolgsrezepte: Die Industrie will das in der Pandemie erreichte Preisniveau möglichst weit in die Zukunft retten. In den vergangenen beiden Jahren sorgten Logistikprobleme zwangsläufig für ein knappes Angebot an Autos und entsprechende Preise. Unterm Strich ging es vielen Herstellern damit besser als mit größeren Stückzahlen, die oft durch Rabatte in den Markt gedrückt wurden.

„Value over volume“

Bei VW gilt nun die Strategie „Value over volume“ – der Wert, also die Gewinnmarge, ist wichtiger als die Menge. Vorstandschef Oliver Blume und Finanzchef Arno Antlitz wiederholten das Credo bei der Vorstellung der Zahlen immer wieder. Blume erklärte so auch die gebremste Produktion in den Werken Emden und Zwickau, wo Elektroautos gebaut werden.

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Renault-Chef de Meo verkündete stolz, dass vor allem höhere Preise und Mixeffekte – also der Verkauf höherwertiger Modelle – die Wende beim lange schwächelnden Gewinn gebracht hätten. Auch bei ihm findet sich der Satz „Value over volume“. Mercedes-Chef Ola Källenius hat ohnehin die Konzentration auf Luxus zur Strategie erklärt und fühlt sich mit den Zahlen vom Donnerstag darin bestätigt.

Bisher sorgen allerdings immer noch Logistikprobleme und ein hoher Auftragsbestand für ein knappes Angebot. Während lange Zeit vor allem Elektronikteile knapp waren, fehlen jetzt vor allem Transportkapazitäten, um die fertigen Autos zu den Händlern zu bringen. Viele Experten rechnen damit, dass die „Value“-Strategien im Herbst bröckeln werden. Dann wird der Auftragsbestand abgearbeitet sein, und die Nachfrage lässt nach. Elon Musk hat bereits angekündigt, dass Tesla die Preise bei Bedarf erneut senken wird.

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