Wegen drohender Kündigungen schöpfen Tuifly-Mitarbeiter alle Möglichkeiten aus, um einer Kündigung zu entgehen. Darunter leiden zunächst ihre Kollegen – längerfristig muss sich auch das Unternehmen auf negative Folgen einstellen, meint Jens Heitmann.
Hannover.Der Zusammenhalt unter der Tuifly-Belegschaft war lange Zeit groß. Auch wenn die Piloten die innerbetriebliche Solidarität bisweilen auf eine harte Probe gestellt haben, ist durch den Druck von außen ein besonderes Gemeinschaftsgefühl entstanden: Die vom Tui-Vorstand immer wieder aufs Neue vermittelte Gewissheit, das ungeliebte Kind im Konzern zu sein, ließ die Beschäftigten im Cockpit, in der Kabine, in der Technik und der Verwaltung in den vergangenen Jahren enger zusammenrücken, als das in der Branche üblich ist.
Diese Verbundenheit schwindet in diesen Tagen. Wenn ein Unternehmen 900 von 2400 Stellen abbauen muss, leidet darunter auch die Kollegialität: Oft entscheidet nach dem Ranking des Sozialplans nur eine Differenz von wenigen Punkten darüber, ob man seinen Arbeitsplatz behalten kann oder das Unternehmen verlassen muss. Dass von der Kündigung bedrohte Beschäftigte versuchen, auf den letzten Drücker noch Extra-Punkte zu sammeln, um diesem Schicksal zu entgehen, ist nachvollziehbar.