Volkswagen muss in den USA eine eigene Produktion aufbauen, um vom Boom der Elektro-Pick-ups zu profitieren. An der Nachfrage wird das Projekt nicht scheitern, meint Jens Heitmann.
Hannover. Längst vergessene Handelskonflikte können ungeahnte Folgen haben: Weil Bauern in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden Angst vor Billighühnchenimporten aus den USA hatten, wurden in Europa Einfuhrstopps verhängt und Zölle erhöht. Als die Proteste der amerikanischen Farmer kein Gehör fanden, konterte man in Washington 1963 mit Einfuhrzöllen auf landwirtschaftliche Produkte. Damals wie heute fallen leichte Nutzfahrzeuge und Transporter unter die „Chicken Tax“ – und hindern Volkswagen daran, sein Pick-up-Modell Amarok zu einem wettbewerbsfähigen Preis in die USA zu exportieren.
Natürlich kann man versuchen, solche Hindernisse geschickt zu umkurven. Der VW-Partner Ford beispielsweise hat seinen Van Transit Connect als Pkw aus Europa eingeschifft und anschließend so weit demontiert und neu ausgerüstet, dass ein leichtes Nutzfahrzeug dabei herauskam. Doch diese Art der Steuervermeidung rief irgendwann die US-Zollbehörde auf den Plan. Abgesehen davon, dass sich solche Tricks für Volkswagen nach den milliardenschweren Strafen im Dieselskandal von selbst verbieten – sie würden auch nicht dabei helfen, in den USA wirklich Fuß zu fassen: Dafür benötigt man viel höhere Stückzahlen.