Zu Beginn der Tarifrunde im Baugewerbe malt die Branche schwarz: Nur beim Bau von Wohnungen sei die Nachfrage noch nicht spürbar eingebrochen, stellt die Bauwirtschaft in Niedersachsen fest. Die Gewerkschaft fordert trotzdem ein Lohn-Plus von 6,8 Prozent. Das dürften schwierige Verhandlungen werden.
Berlin/Hannover.Vor dem Beginn der Tarifverhandlungen für 850.000 Beschäftigte blickt die Bauwirtschaft skeptischer in die Zukunft. Durch die Corona-Pandemie seien bereits viele Aufträge storniert worden, für die zweite Jahreshälfte rechnet der Zentralverband Deutsches Baugewerbe mit weiteren Einbrüchen. „Wir können uns glücklich schätzen, wenn die Bauwirtschaft am Ende des Jahres denselben Umsatz wie 2019 erwirtschaftet hat“, sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa am Montag. Wenn es schlechter laufe, sei auch ein Rückgang um 2 Prozent möglich.
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) hält die Warnungen für überzogen. „Am Bau gibt es keinen Einbruch durch Corona“, sagte Verhandlungsführer Carsten Burckhardt vor dem Start der Tarifrunde am Dienstag. Das Gegenteil sei richtig: „Die Auftragsbücher sind voll, und es wird flächendeckend gearbeitet.“ Die IG Bau sieht deshalb keinen Grund, von ihren Forderungen abzuweichen, die sie schon vor der Corona-Krise festgelegt hatte: ein Lohn-Plus von 6,8 Prozent, mindestens aber 230 Euro monatlich, außerdem ein Wegegeld für die Anreisezeit zur Baustelle.