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Kolumne „Börsenwoche“

Die Börse bleibt bei alten Gewohnheiten

Die EZB hat den Börsen den Geldhahn abgedreht.

Die EZB hat den Börsen den Geldhahn abgedreht.

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Man musste sich nicht viele Gedanken machen. Ein Jahrzehnt lang haben sich die Finanz­märkte darauf verlassen, dass die Noten­banken die Kurse machen: Ihre expansive Politik pumpte Geld in den Markt, Konstanz bedeutete nur, dass es weiterfloss und wirkte.

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Ganz in diesem Sinne haben die Börsen auch die Auftritte von Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach ihren jeweiligen Zinserhöhungen aufgenommen: Das Ende des Anstiegs sei in Sicht, wetten die Anleger. Zeit, zu alten Gewohnheiten zurück­zukehren: Die Kurse drängten nach oben, als sei die Zinswende nur eine lästige Unterbrechung gewesen.

Doch schon am Freitag zeigte sich, dass es komplizierter wird: Überraschend starke Zahlen vom US-Arbeitsmarkt weckten sofort wieder die Furcht vor deutlicher steigenden Zinsen und drückten die Kurse ins Minus.

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Die Kurse müssen jetzt ohne Doping auskommen

Und mal abgesehen von Zinsprognosen: Schon auf dem aktuellen Niveau ist die Geldpolitik nicht mehr expansiv. Sie gibt der Konjunktur und den Kursen keinen Schub mehr und wird es auf absehbare Zeit auch nicht tun. Die Börsen müssen ohne geldpolitisches Doping zurecht­kommen. Das haben wohl nicht alle verinnerlicht.

„Es spricht einiges dafür, dass die Notenbanken sich für eine Lockerung der Geldpolitik etwas länger Zeit lassen als es sich die Märkte wünschen“, schreibt etwa Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater in einer Analyse.

Gemischtes Bild bei den Techwerten

Es ist Zeit, sich mit anderen Faktoren zu befassen – der tatsächlichen Geschäfts­entwicklung zum Beispiel. Dass es da Raum für Überraschungen gibt, demonstrierten die Techwerte. Die Zahlen des Facebook-Konzerns Meta, seit Monaten eher ein Krisenfall der Branche, ließen den Kurs um mehr als 20 Prozent springen.

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Dagegen blieben Apple, Alphabet und Amazon unter den Prognosen – offenkundig überraschend. Am Donnerstag waren ihre Kurse noch vorfreudig gestiegen, um nachbörslich dann abzurutschen. Am Freitag mussten sich die Märkte erst einmal sortieren: Apple drehte ins Plus, Alphabet erholte sich, Amazon blieb im Minus hängen.

Die Geldpolitik fällt jetzt als großer Gleichmacher der Aktien aus. Das macht es sehr viel komplizierter und anspruchsvoller als bisher. Aber auch unterhaltsamer.

Stefan Winter ist leitender Wirtschafts­redakteur des RND. Er schreibt an dieser Stelle wöchentlich über Börse, Finanzmarkt, Aufstieg und Fall der Kurse – und über die Unternehmen dahinter.

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