Kommentar

Abgasprozess: ein Deal, so schmutzig wie ein Audi-Diesel

Rupert Stadler, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des deutschen Automobilherstellers Audi, bei seinem Prozess vor dem Landgericht München.

Rupert Stadler, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des deutschen Automobilherstellers Audi, bei seinem Prozess vor dem Landgericht München.

Berlin. In Strafprozessen geht es meist um sehr grundsätzliche Dinge: Schuld, Reue, Sühne, Strafe und nicht zuletzt – die Wahrheit. Sie zu erforschen, dazu sind Gerichte von Amts wegen verpflichtet, und deshalb wird dem Geständnis im Strafprozess eine große Bedeutung beigemessen. Ein Beschuldigter, der die Tat gesteht, kann einen wichtigen Beitrag zur Wahrheitsfindung leisten – etwa indem er Dinge preisgibt, die nur ihm als Täter bekannt sind. Solche Geständnisse werden von Gerichten für gewöhnlich strafmildernd bewertet, und das völlig zu Recht.

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Abgasskandal bei Audi: Ex-Firmenchef Stadler kündigt Geständnis an

Nachdem er die Betrugsvorwürfe jahrelang bestritten hatte, stimmte Stadler am Mittwoch einem Deal mit dem Landgericht München zu.

Im Fall des vor Gericht stehenden früheren Audi-Chefs Rupert Stadler hingegen geht es schon lange nicht mehr um die Wahrheit. Die liegt – nicht zuletzt dank intensiver Recherchen von US-Behörden – inzwischen weitgehend auf dem Tisch. Der Volkswagen-Konzern hat die Abgaswerte seiner Dieselfahrzeuge jahrelang geschönt und das mit einer Schummelsoftware verschleiert. Ersonnen, geplant und umgesetzt wurde der Betrug vor allem von Managern der Konzerntochter Audi.

Nur ein Geständnis bewahrt die Angeklagten vor dem Knast

All das war schon vor Beginn des Prozesses in München klar. Und das Gericht hat inzwischen deutlich gemacht, dass es die beiden Angeklagten Wolfgang Hatz und Rupert Stadler für schuldig hält, wobei Hatz als früherer Chef der Motorenentwicklung den Betrug veranlasst und Stadler als Audi-Chef ihn nicht verhindert haben soll.

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160 Prozesstage lang haben die beiden Angeklagten jede Schuld von sich gewiesen. Erst, als der Richter durchblicken ließ, dass nur noch ein Geständnis eine Freiheitsstrafe verhindern könnte, hat zumindest Hatz kooperiert. Stadler hingegen hat noch weitere Wochen mit Gericht und Staatsanwaltschaft verhandelt. Der Umfang des Geständnisses, das Maß der Bewährungsstrafe, die Höhe der Geldauflage – um all das konnte er offenbar feilschen wie auf einem Basar.

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Am Ende steht ein Deal, der ähnlich schmutzig ist wie die Audi-Diesel in den späten 2000er-Jahren. In zwei Wochen wird Stadler gestehen. „Vollumfänglich“, wie der Richter erwartet. Das Geständnis mag dazu beitragen, den Mammutprozess zu beenden, für die Aufarbeitung des Dieselskandals aber ist es weitgehend wertlos. Im Grunde hilft es nur einem: dem Angeklagten.

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