
Die Jugend zeigt es: Um auf die drohende Klimakatastrophe hinzuweisen, muss man laut werden und auf die Straße gehen. Doch noch besser ist es, anzupacken und etwas zu machen, wie eine Ausbildung im Dachdeckerhandwerk. Denn ohne Handwerk wird es keine Klimawende geben. Außerdem ist das Dachdeckerhandwerk krisenfest und zukunftssicher. Dachdecker sind also ,,obenauf" und nicht nur durch ihren luftigen Arbeitsplatz.
HERR HOFFMANN, DAS DACHDECKERHANDWERK VERBINDET HANDWERKLICHES UND GESTALTERISCHES KÖNNEN MIT AKTIVEM UMWELTSCHUTZ. WIE SIEHT DAS GENAU AUS?
Aktuell lernen in Deutschland 8734 junge Menschen über drei Lehrjahre hinweg, wie Dächer und Wände gedämmt werden, Photovoltaik-Anlagen aufs Dach kommen oder wie sich Dächer begrünen lassen. Damit tragen sie entscheidend dazu bei, das Klima zu verbessern und den CO₂-Ausstoß zu minimieren und leisten aktiven Klimaschutz. Unser Handwerk wird immer moderner: Mit Drohnen werden Dächer inspiziert, Lastenaufzüge lassen schweres Tragen der Vergangenheit angehören und spezielle Apps fürs Handwerk erleichtern die Büroarbeit. So verbindet unser Beruf Handwerk und gestalterisches Können mit aktivem Umweltschutz und neuen Technologien, denn Dächer von heute sind Hightech.
DAS HÖRT SICH NACH EINEM RICHTIG SPANNENDEN BERUF AN.
- Absolut. Wir Dachdecker decken Dächer unter anderem mit Dachplatten, Schindeln, Reet, Metallen, Schiefer und Ziegeln. Wir sorgen dafür, dass Dächer wind- und wetterfest sind. Auch das Einarbeiten von Dämmstoffen, das Errichten von Blitzableitern und Außenwandbekleidungen, der Einbau von Dachfenstern und Solarzellen und das Bauen von Dachstühlen und Unterkonstruktionen gehören zu unseren Tätigkeiten.


SIND DACHDECKER DANN VIELE JAHRE PARTNER IHRER KUNDEN?
- Das sind wir. Zum Beispiel für den nachträglichen Ausbau und die Modernisierung des Dachgeschosses. Zudem dichten wir Flachdächer mit neuesten Abdichtungstechniken ab und führen Abdichtungen von Balkonen und Terrassen aus. Wir gestalten Außenwände von Gebäuden mit vorgehängten Fassadenbekleidungen, unterstützen Hausbesitzer bei der energetischen Gebäudesanierung und informieren über Fördermittel. Technische Neuerungen wie der Drohneneinsatz oder die digitale Modellierung von Gebäudedaten werden künftig unseren Beruf zunehmend bestimmen. In puncto Sicherheit gelten die Arbeitsschutzprogramme und Präventionsmaßnahmen im Dachdeckerhandwerk als vorbildlich.
ALS DACHDECKER SIND SIE ALSO KLIMASCHÜTZER?
- Wir sind gefragte Fachkraft - vom Keller bis zur Dachspitze. Denn wir werden schon im unteren Teil des Gebäudes tätig - dort, wo das Bauwerk gegen Feuchtigkeit und Grundwasser abgedichtet werden muss. Unsere Arbeiten reichen über die Wand und Fassade bis hin zur Kirchturmspitze. Die energetische Gebäudesanierung wird für Dachdecker immer wichtiger: zum Beispiel durch den Einbau von Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen auf dem Dach oder durch das Anbringen von Wärmedämmung an Wänden.
Als Klimaschützer haben wir eine weitere wichtige Aufgabe: Auf Flachdächern legen wir Gärten und Teiche an und sorgen damit für wertvollen Lebensraum. Und durch Gründächer werden die Schadstoffbelastungen in der Luft vermindert und das Wohnklima verbessert, denn die Bepflanzung reguliert die Temperatur des Gebäudes.
HANDWERKLICHES GESCHICK IST FÜR DEN DACHDECKERBERUF EINE WAS WICHTIGE VORAUSSETZUNG. NOCH?
- Eine technische Affinität und ein mathematisches Grundverständnis sind von Vorteil, denn man muss Flächen richtig messen und das dafür notwendige Material berechnen können. Angehende Dachdecker sollten sich bewusst sein, dass sie an der frischen Luft arbeiten bei fast jedem Wetter. Der Beruf erfordert zudem körperliche Fitness. Auch Teamfähigkeit ist gefragt, denn Dachdecker müssen sich auf ihre Kollegen, die sie sichern, 100-prozentig verlassen können.
Die praktische Ausbildung erfolgt direkt in den Betrieben, an den Baustellen vor Ort, wo der Auszubildende zum Beispiel den Umgang mit verschiedenen Werkstoffen und Werkzeugen lernt. Der Besuch der überbetrieblichen Ausbildungsstätten und der Berufsschulen ergänzen die Lehrzeit. Ein bestimmter Schulabschluss ist für die Ausbildung nicht vorgeschrieben. Viele Betriebe bieten Praktika an, nehmen am Girls' Day teil und informieren auf Azubimessen über den Beruf. Übrigens: Der Beruf ist durchaus für Frauen geeignet, auch hier nehmen die Zahlen zu.


OB NEUBAU, UMBAU ODER SANIERUNG: DACHDECKER SIND IMMER GEFRAGT, NICHT WAHR?
- Junge Frauen und Männer, die einen Beruf suchen, der wirklich Aufstiegschancen bietet, sollten das Dachdeckerhandwerk lernen. Unser Beruf ist krisenfest, denn jeder braucht ein Dach über dem Kopf. Interview: Birthe Kußroll-Ihle
Aufs Dach mit:
• sehr gute Bezahlung während der Lehrzeit
• krisensicherem Job
• Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten
• Festlegung Ausbildungsschwerpunkt zu Lehrzeitbeginn und Vertiefung im 3. Lehrjahr. Auswahlvarianten: Dachdeckungstechnik, Abdichtungstechnik, Außenwandbekleidungstechnik, Energietechnik an Dach und Wand oder Reetdachtechnik
• Ausbildungszuschüsse für Dachdeckerbetriebe
• Ausbildungsvergütung zählt zu höchsten im Handwerk. Neue Erhöhung im Oktober:
• 1. Ausbildungsjahr 820 Euro (ab 1.10.2023: 860 Euro), 2. Ausbildungsjahr 990 Euro (1.040 Euro) und 3. Ausbildungsjahr 1.260 Euro (1.320 Euro).
• Weiterbildung und Karriere: Vorarbeiter, Baustellenleiter, Energieberater, Dachdeckermeister, eigener Betrieb, Führungskräfte in Fachhandel und Bedachungsindustrie, Zusatzausbildung zum ZVDH-zertifizierten PV-Manager im Dachdeckerhandwerk, Fachleiter für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik, Kolonnenführer und Gebäude-Energieberater. bik
Weitere Infos:
www.dachdeckerdeinberuf.de