Ruhige Nacht für Woltwiesches Coach: Derby fällt aus
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Mit seinen Woltiweschern hatte sich Trainer Jerome Kuhlmann auf das Derby gegen seinen Ex-Verein gefreut. Doch durch die Unterbrechung des Spielbetriebs findet diese Partie nicht mehr statt.
© Quelle: Ralf Büchler
Woltwiesche. Die Vorfreude auf das Derby bei ihm war riesig, doch die am Mittwoch beschlossenen Corona-Regeln haben zur Folge, dass unter anderem auch die Saison in der Fußball-Bezirksliga 2 bis auf weiteres unterbrochen wird. „Das ist mehr als schade“, bedauert Woltwiesches Coach Jerome Kuhlmann, der am Sonntag mit seinem Team beim Titelaspiranten TSV Wendezelle hätte antreten müssen – bei jenem Verein also, für den er selbst lange gespielt, dessen A-Jugend er zwei Jahre trainiert und in dieser Zeit zum Aufstieg in die Bezirksliga geführt hat. Entsprechend wäre die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte auch mit vielen Emotionen verbunden gewesen. „Schließlich habe ich noch viele Freunde dort, außerdem bin ich noch oft auf dem Platz – mit dem TSV verbindet mich noch sehr viel“, erklärt Kuhlmann.
Sogar familiäre Verbindungen gibt es zum Kontrahenten, denn sein Schwiegervater, Wilfried Solasse, gehört als Kassenwart zum Vorstand des TSV. Auch deshalb hätte dieses Derby für den Viktoria-Trainer einen besonderen Stellenwert. Die beiden Spiele gegen Wendezelle sollten Kuhlmanns persönliche Highlights der Saison werden.
Auch auf TSV-Trainer Thomas Mainka hatte sich der 32-Jährige gefreut, „da er für mich ein Vorbild ist. Was Thomas dort geleistet hat und noch immer leistet, ist schon echt klasse“, sagt Kuhlmann. Normalerweise telefonieren die beiden regelmäßig miteinander und tauschen sich aus – auch in dieser Woche hatten die beiden Kontakt. „Tipps hat es aber keine gegeben“, erklärt Kuhlmann lachend.
Doch trotz aller freundschaftlichen Empfindungen für seinen Ex-Klub: Zumindest einen Punkt wollte Kuhlmann mit auf die Heimreise nehmen. Es wäre der erste in dieser Saison gewesen, haben die Woltwiescher doch ihre drei bisherigen Partien verloren und dabei nicht einen Treffer erzielt.
Eine Bilanz, die den Coach jedoch keineswegs beunruhigt. „Klar, es wäre schöner, wenn wir schon gepunktet hätten, aber wir wussten alle vorab, dass diese Saison ex-trem schwer wird für uns“, betont Kuhlmann und verweist auf den Umbruch im Sommer: Neun Spieler verließen den Verein, zehn neue und überwiegend junge Akteure kamen hinzu. „Und die mussten erst einmal dazulernen“, erklärt er. Dies ist allerdings ein Prozess, der Zeit in Anspruch nehme und auch noch nicht abgeschlossen sei. Aber, fügt er hinzu, „wir sind total in der Spur, weil sich alle gut entwickelt haben und die Mentalität überragend ist. Ich jedenfalls bin total zufrieden, auch wenn sich das angesichts der nackten Zahlen ein bisschen blöd anhört“, konstatiert Kuhlmann.
Dass die Viktoria derzeit Schlusslicht ist, liege auch an der mangelnden Chancenverwertung. „Das ist unser größtes Manko. Wir üben Torabschlüsse zwar sehr oft, aber letztlich kann man Effizienz nicht trainieren – das ist auch eine Sache der Erfahrung.“ Und genau daran hapere es bei seinem Team. „Denn wir haben die mit Abstand jüngste Mannschaft in dieser Liga – zuletzt waren acht Spieler auf dem Platz, die noch keine 20 waren.“
Zuversichtlich stimmt ihn jedoch, „dass wir uns bislang in jedem Spiel gesteigert und immer länger mitgehalten haben“. Gleichwohl gehe es ausschließlich um den Klassenerhalt. „Wer etwas anderes erwartet hat, ist kein Realist“, betont Kuhlmann. Sehr bedauerlich sei allerdings nun, „dass wir jetzt erst einmal wieder längere Zeit pausieren müssen“.
Doch obwohl das Derby nicht stattfindet, wird sich am Sonntag dennoch vieles um dieses Duell drehen. Denn am Frühstückstisch sitzen traditionell auch Kuhlmanns Schwiegereltern – und dort ist Fußball ein vorherrschendes Thema. „Die beiden Frauen können das manchmal schon gar nicht mehr hören“, sagt Kuhlmann schmunzelnd. Ebenfalls häufiger zugegen sind einige Wendezeller Spieler: „Meine Kumpels Lars Timpe, Erik Plote und René Ahlers.“
Auch für diesen Sonntag war das Trio zu Kaffee und Brötchen eingeladen. „Dann wäre es schon vor dem Spiel rund gegangen“, sagt Kuhlmann lachend. Dass die Partie nun nicht angepfiffen wird, „kann ich aus gesundheitlichen Gründen zwar nachvollziehen, aber es ist schon echt bitter“.
Einen Vorteil hat der Ausfall indes für den Woltwiescher Coach, kann er doch in aller Ruhe die Nacht verbringen. „Wäre gespielt worden, hätte ich von Samstag auf Sonntag vor lauter Aufregung nicht schlafen können.“
Von Peter Konrad