Norwegische Reederei verbannt E-Autos: Droht das auch auf deutschen Fähren?
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Die Fähre „Color Magic“ der Reederei Color Line liegt im Kieler Hafen.
© Quelle: Axel Heimken/dpa
Brennende Elektroautos landen immer wieder in den Schlagzeilen. Zwar geraten die elektrischen Fahrzeuge laut ADAC nicht häufiger in Brand als Verbrenner, aber die Batteriebrände sind deutlich schwieriger zu löschen. Das kann auf hoher See zur Gefahr werden. Im vergangene Jahr sank ein Autofrachter vor der Küste der Azoren mit E-Autos – als Brandursache wird eine entzündete Batterie vermutet.
Norwegische Reederei untersagt Transport von E-Autos
Die norwegische Reederei Havila Voyages hat Konsequenzen gezogen und verbietet nun Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffautos auf ihren Fähren. Seit Januar 2023 steht das Verbot in den Richtlinien der Fährfahrten.
„Jeder Brand in Elektro-, Hybrid- oder Wasserstofffahrzeugen würde externe Rettungsmaßnahmen erfordern und könnte die Menschen an Bord und die Schiffe in Gefahr bringen“, erklärte der Geschäftsführer der Havila Kystruten, Bent Martini.
Auto-Batterien können nicht ausreichend überwacht werden
Dabei setzt die Reederei selbst auf E-Mobilität: Die Schiffe von Havila Voyages verfügen über die größten Batteriepakete, die je auf Passagierschiffen verbaut wurden. Allerdings würden diese Batterien ständig von Fachpersonal überwacht und isoliert voneinander in feuerfesten Abteilen aufbewahrt, so Martini. Für die Batterien der E-Autos sei eine Überwachung in diesem Umfang nicht möglich.
Die Reederei arbeitet nach eigenen Angaben daran, bei Brandschutz- und Sicherheitssystemen nachzurüsten, um das Risiko beim Transport von E-Autos zu minimieren. „„Wir unterstützen ausdrücklich jede Bemühung für eine klimafreundlichere, grünere Welt“, sagte Bent Martini. Aktuell gebe es aber noch keine sicherere Lösung. Daher sei es verantwortungslos gegenüber den Gästen, Mitarbeitenden und der Natur, das Risiko einzugehen.
Deutsche Reedereien planen kein Transportverbot
Auch Reedereien in Deutschland beschäftigt das Brandrisiko durch E-Autos und die damit verbundenen aufwendigen Löschmaßnahmen von Elektroautos. Schon vor dem Brand auf dem Autofrachter hätten europäische Fährschiffsreedereien damit begonnen, „Wege zu finden, den Transport von E-Autos sicher möglich zu machen, ohne Schiff, Ladung und Passagiere zu gefährden“, erklärte ein Sprecher der Wyker Dampfschiffs-Reederei (WDR) gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Ein Transportverbot für Elektroautos wie auf den Schiffen von Havila Voyages plant die Reederei, die Fähren unter anderem auf die Inseln Föhr und Amrum betreibt, jedoch nicht. „In unserem Fall haben wir nach sorgfältigen Überlegungen entschieden, E-Autos vorerst weiterzubefördern“, so der Sprecher.
Ähnlich äußerten sich weitere Reedereien an der deutschen Nord- und Ostseeküste wie die FRS Syltfähre, die Neue Pellwormer Dampfschiffahrts GmbH und die Color Line.
Auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) sagte dem RND, es seien keine derartigen Überlegungen unter den Mitgliederunternehmen bekannt. „Im Allgemeinen halten wir den Transport von E-Fahrzeugen für sicher“, so ein Sprecher. „Dies wird auch durch Statistiken belegt, nach denen E-Autos sogar seltener brennen als konventionelle Fahrzeuge.“ Bisher sei dem VDR kein Schiffsbrand bekannt, der durch ein E-Fahrzeug ausgelöst wurde.
Sicherheitsmaßnahmen für den Notfall
Um Fahrgäste und die Besatzung im Falle eines brennenden Elektroautos zu schützen, setzen die deutschen Reedereien trotzdem auf verschiedene Sicherheitsmaßnahmen. An Bord der Fähren der WDR gibt es beispielsweise speziell angefertigte Löschdecken, mit denen die Besatzung einen Akkubrand zumindest in der Frühphase eindämmen kann.
Auch eingebaute Feuerbekämpfungssysteme wie Sprinkler und Feuerlöschpumpen könnten den Brandherd kühlen, erklärte der WDR-Sprecher. Im nächstgelegenen Hafen werde das Schiff dann evakuiert und das brennende Fahrzeug entweder über Bord geschoben oder von Bord geschleppt. Dafür würden E-Autos nach Möglichkeit in der Nähe des Heckportals abgestellt.
Vorschriften zur Überwachung und Brandbekämpfung werden angepasst
Vorgeschrieben sind besonderen Sicherheitsvorkehrungen für den Transport von Elektrofahrzeugen laut dem Verband Deutscher Reeder bisher nicht. Allerdings gebe es aktuell Überlegungen, einzelne Regeln anzupassen. Beispielsweise arbeite die International Maritime Organisation (IMO) derzeit an der Anpassung der Vorschriften für Brandbekämpfungs- und Überwachungseinrichtungen auf sogenannten „Roro-Schiffen“ – Schiffe, auf denen die Ladung auf das Schiff gefahren wird.