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Schwieriger Job, gespaltene Bevölkerung

Sturgeon-Rücktritt: Die Hoffnungsträgerin ist gescheitert

Nicola Sturgeon, Erste Ministerin von Schottland, verlässt das Bute House in Edinburgh durch die Hintertür, nachdem sie auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben hat, dass sie nach acht Jahren als Erste Ministerin für Schottland zurücktreten wird. Sturgeon war seit November 2014 im Amt.

Nicola Sturgeon, Erste Ministerin von Schottland, verlässt das Bute House in Edinburgh durch die Hintertür, nachdem sie auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben hat, dass sie nach acht Jahren als Erste Ministerin für Schottland zurücktreten wird. Sturgeon war seit November 2014 im Amt.

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London. Die Gründe, die die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon für ihren Rücktritt angeführt hat, sind nachvollziehbar, ihr Argument, dass sie schlicht keine Kraft mehr zum Weitermachen habe, verständlich. Dabei betonte die Vorsitzende der schottischen Nationalpartei (SNP) auch, dass es die Veränderungen im politischen Betrieb selber waren, die sie zu dieser Entscheidung geführt haben: das raue Klima, die fehlende Privatsphäre. Zuletzt brachte sie Teile der Bevölkerung gegen sich auf, als es um ein Gender-Gesetz ging. Dabei stand auch zur Debatte, ob Männer, die eine Geschlechtsumwandlung durchlaufen haben, ein Frauengefängnis besuchen dürfen, obwohl sie zuvor Frauen vergewaltigt hatten.

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Nicht hilfreich war, dass Sturgeon in einigen Interviews in den vergangenen Wochen selbst keine klare Haltung mehr zu dem Thema verbalisieren konnte; auch weil es eigentlich keine guten Argumente mehr für diese Regelung gab. Sonst hatte sie immer ein gutes Gefühl für die Stimmung in der Bevölkerung, jetzt jedoch hatte sie die Situation falsch eingeschätzt.

Unabhängigkeitsfrage erhöhte Druck auf Sturgeon weiter

Der britische Ex-Premierminister Boris Johnson machte es sich da leichter. Er pflegte bei der Frage zu Gender-Themen stets zu antworten: „Es ist kompliziert“. Und das ist es auch. Erschwert wurde Sturgeons Lage dadurch, dass Schottland in einer anderen wichtigen Frage tief gespalten ist. Umfragen zufolge würde etwa die Hälfte der Menschen im Fall eines erneuten Referendums für eine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich stimmen, die andere Hälfte dagegen. Schließlich gibt es auch gute Gründe dafür, Teil des Vereinigten Königreiches zu bleiben: die gemeinsame Geschichte zum Beispiel und der Zugang zum wichtigsten Markt für die Schotten.

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Ein Beitritt in die EU, wie ihn Sturgeon immer wieder ins Spiel gebracht hatte, wäre zudem langwierig und teuer. Für eine Partei, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Landesteil in die Eigenständigkeit zu führen, ist es eine immer größer werdende Herausforderung, unter diesen Bedingungen Kurs zu halten.

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Denn Sturgeon ist dem Ziel keinen Schritt näher gekommen, obwohl sie einst als große und gefeierte Hoffnungsträgerin angetreten war. Jetzt will sie diese Aufgabe jemand anderem überlassen. Die große Frage bleibt, wer das sein soll. Denn ein charismatischer Nachfolger, der die Partei zu einem erneuten Wahlsieg führen könnte, ist aktuell nicht in Sicht. Das wiederum sind gute Nachrichten für die Labour-Partei. Sie könnten 15 Jahre, nachdem sie durch die SNP abgelöst wurden, nun wieder Aufwind erhalten.

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