Für zwei Wochen mit Bussen und Bahnen gratis kreuz und quer durchs Land

Kostenloser Nahverkehr im ganzen Land für zwei Wochen: Mit diesem Angebot wollen die Verkehrsunternehmen ihre Kundinnen und Kunden belohnen.

Kostenloser Nahverkehr im ganzen Land für zwei Wochen: Mit diesem Angebot wollen die Verkehrsunternehmen ihre Kundinnen und Kunden belohnen.

Frankfurt/Main. Wenn das kein Angebot ist: ÖPNV-Abonnentinnen und -Abonnenten können ohne Zusatzkosten zwei Wochen lang kreuz und quer durchs Land fahren. Die Verkehrsbetriebe wollen sich damit für die Treue während der Pandemie bedanken. Und auf die Misere im öffentlichen Nahverkehr aufmerksam machen.

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Neues ÖPNV-Angebot: positives Feedback von Stammkunden

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) teilte am Montag mit, dass sich bereits 280.000 Kundinnen und Kunden für das sogenannte Abo-Upgrade angemeldet hätten, und stündlich komme eine vierstellige Zahl an Neuregistrierungen hinzu. Wer das macht, kann den allergrößten Teil des bundesweiten Angebots an öffentlichem Nahverkehr nutzen. Die Aktion läuft bis einschließlich 26. September.

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Es gebe bereits viel positives Feedback von Stammkundinnen und Stammkunden, sagte Ingo Wortmann, VDV-Präsident. Das zeige, dass nach wie vor viele Menschen trotz der Einschränkungen während der Pandemie den öffentlichen Nahverkehr mit einem guten Gefühl nutzten. Das sei immens wichtig. „Denn wir müssen mit Blick auf die Mobilitätswende und die Erreichung der Klimaschutzziele so schnell wie möglich so viel Fahrgäste wie möglich zurückgewinnen.“ Der Verkehr ist der Sektor, der bei der Reduzierung des CO₂-Ausstoßes den größten Nachholbedarf hat.

Corona: schwere Rückschläge für Verkehrsbetriebe

Und Corona hat für die Verkehrsbetriebe und -verbünde, hinter denen Länder und Kommunen stehen, noch zusätzlich schwere Rückschläge gebracht. Beim ersten Lockdown im vorigen Jahr nutzten im Vergleich zur Vor-Covid-Ära zeitweise nur noch 20 Prozent der Fahrgäste die Busse und Bahnen. Zuvor hatte es über viele Jahre kontinuierlich Zuwächse gegeben. Aber wegen geschlossener Geschäfte, Homeoffice, Kurzarbeit und kaum noch Veranstaltungen blieben die Menschen zu Hause.

Die Verkehrsbetriebe mussten mit staatlichen Rettungsschirmen vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Die Fahrgäste sind vor allem wegen vermeintlicher Ansteckungsgefahr weggeblieben. Dabei zeigten aktuelle Untersuchungen, dass Maskenpflicht, ständiges Lüften und die nur kurze Aufenthaltsdauer in Bussen und Bahnen das Infektionsrisiko deutlich minimierten, so der VDV.

ÖPNV in Deutschland ein Flickenteppich: Es braucht flexible und digitale Ticketangebote

Inzwischen haben die Verkehrsbetriebe wieder 70 bis 75 Prozent ihrer Kunden an Bord. Was den Manager besonders Sorgen macht: Zahlreiche Stammnutzerinnen und -nutzer mit Dauer-Abos sind bislang nicht wieder zurückgekommen. Das bringt nach wie vor gehörige Mindereinnahmen. „Wir haben da noch eine große Aufgabe vor uns“, betont Wortmann. Es brauche flexible und digitale Ticketangebote – für Menschen, die vermehrt zu Hause arbeiten.

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Und der Präsident des VDV hält es für nötig, dass die öffentlichen Verkehrsmittel vermehrt auch für „Einkaufsfahrten und insbesondere in der Freizeit genutzt“ werden. Für Letzteres eignet sich das Abo-Upgrade bestens: Etwa für einen Wochenendausflug für Leute aus Niedersachsen nach Sachsen-Anhalt oder Thüringen.

Für Bewohnerinnen und Bewohner Hessens etwa sind Trips mit Bahn und Fahrrad nach Rheinhessen (Rheinland-Pfalz) oder Unterfranken (Bayern) vielfach ohnehin nichts Neues – jetzt geht das für ÖPNV-Abonnentinnen und -Abonnenten zu vielen Destinationen ohne zusätzliche Kosten. Wer viel Geduld hat und dem Charme von Nahverkehrszügen erlegen ist, kann natürlich auch große Distanzen überwinden, muss allerdings auch vielfaches Umsteigen akzeptieren.

Und endlich müssen sich Fahrgäste für zwei Wochen nicht mehr um Tarifgrenzen und Verkehrswaben kümmern. Der ÖPNV hierzulande ist ein gigantischer Flickenteppich mit höchst unterschiedlichen Tarifkonditionen und vielen verschiedenen Fahrpreisen, die ein Großteil der Kundinnen und Kunden zudem als zu hoch empfindet.

Klimaschonende Mobilität: Bundesmobilitätsgesetz als Vorschlag zur Erreichung der Verkehrswende

Verkehrspolitik habe sich „in Maßnahmen verloren, die weder einer Strategie folgen noch zwischen den verschiedenen staatlichen Ebenen koordiniert sind“, heißt es denn auch in einem Papier des alternativen Verkehrsclubs VCD. Der schlägt ein Bundesmobilitätsgesetz vor, das wie eine Art Grundgesetz für die Verkehrswende dienen soll – entlang der Leitlinie, dass eine „klimaschonende, sichere sowie umwelt- und sozialverträgliche Mobilität“ geschaffen werden soll.

Wie das konkret aussehen kann, dafür gibt es schon einige Blaupausen. Allen ist die Forderung gemeinsam, das Angebot von Bussen und Bahnen deutlich heraufzufahren, um die Klimaziele zu erreichen. Die Unternehmensberatung Roland Berger hat hochgerechnet: Der Ausbau des Angebots um ein Viertel bis 2030 könnte die Zahl der Fahrgäste rund um ein Drittel steigern. Mit ländlichen Gebieten als Schwerpunkt.

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Das hat seinen Preis. Derzeit werden rund zwei Drittel der ÖPNV-Kosten durch die Einnahmen aus Tickets gedeckt. Der Rest kommt als Subvention vom Staat – das macht etwa 120 Euro pro Einwohner und Jahr aus. Wird der Ausbau im beschriebenen Stil umgesetzt, klettern die Unterstützungszahlungen auf knapp 300 Euro pro Kopf und Jahr – wohlgemerkt, ohne einen einzigen Kilometer im Bus oder mit der Bahn gefahren zu sein.

BUND-Verkehrsexperte: „Wir wollen einen Systemwechsel“

Die Umweltschutzorganisation BUND geht davon aus, dass eine Verdopplung der Fahrgäste bis 2030 sogar rund 80 Milliarden Euro kosten würde. Doch bis zu 50 Milliarden könnten allein schon durch den Verzicht auf den Bau neuer Fernstraßen finanziert werden, sagte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

„Zusätzliche Einnahmequellen könnten Abgaben sein, die Unternehmen zahlen, die vom ÖPNV profitieren.“ Also Firmen, deren Beschäftigte mit Bussen und Bahnen zum Arbeitsplatz kommen. „Natürlich müssen ferner die Steuerprivilegien für Dienstwagen und Dieselkraftstoff weg. Auch die Subventionen für die Anschaffung von Plug-in-Hybriden müssen von der neuen Bundesregierung sofort gestrichen werden“, so Hilgenberg, der keine Zweifel lässt: „Wir wollen einen Systemwechsel.“ Dazu gehöre, dass ÖPNV-Angebote flexibler und attraktiver werden.

„Um zügig etwas in Gang zu setzen, braucht es elektrisch betriebene Schnellbusse, die in großen Städten auf eigenen Fahrbahnen unterwegs sind.“ Der BUND-Experte sieht dafür Fahrzeuge mit Oberleitungsanschluss als beste Lösung.

Es gelte, ergänzend Angebote auf Abruf einzurichten, also die moderne Form von Anrufsammeltaxis, die als Zubringer die Fahrgäste zu den Bussen und Bahnen bringen. Wichtig sei auch, den Tarifdschungel deutlich zu lichten, denn dies stoße viele potenzielle Kunden ab.

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