Interview zur Corona-Krise
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil glaubt, dass die Überwindung der Corona-Krise mindestens ein Jahr braucht. Im Interview spricht er über die Gefahren einer zu schnellen Lockerung der Kontaktsperre, über eine Maskenpflicht – und warum Fußballspiele ohne Zuschauer schwer erträglich, aber vielleicht notwendig sind.
Herr Ministerpräsident Weil, bis zum Beginn der Sommerferien könnten die Kindertagesstätten geschlossen bleiben, bis zum 16. Juli. Ist das der Zeithorizont, in dem man sich das Ende der Corona-Ausnahmezeit vorstellen kann?
Ein Ende der Corona-Zeit wird es erst dann geben können, wenn ein wirksamer Impfstoff verfügbar ist. Leider muss man nüchtern feststellen, dass das wohl mindestens noch ein Jahr dauern wird – davon gehen jedenfalls die Experten der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universitätsmedizin Göttingen aus. Solange wird das Virus Teil unserer Gesellschaft sein, sagen die Wissenschaftler. Was wir jetzt erst einmal geschafft haben, ist einen unkontrollierten Verlauf der Pandemie zu verhindern. Noch vor vier Wochen hatte ich da die allergrößten Sorgen. Dass die Pandemie nicht außer Kontrolle geraten ist, ist ein großer gemeinsamer Erfolg, zu dem vor allem auch ganz viele Bürgerinnen und Bürger mit ihrem disziplinierten Verhalten beigetragen haben. Dafür bedanke ich mich sehr! Jetzt geht es darum, zu lernen, wie wir unter den Bedingungen der Pandemie mit dem Virus leben können. Wir können uns nur langsam Schritt für Schritt vorantasten und müssen dabei immer die Infektionszahlen und die Bettenkapazitäten in den Krankenhäusern fest im Blick haben. Wir dürfen keinesfalls vorschnell wieder einreißen, was wir uns in den vergangenen Wochen mühsam aufgebaut haben. Das gilt auch für den gesamten Bildungsbereich.