Kritik wächst: Labour-Chef Corbyn entschuldigt sich nicht bei Juden

Jeremy Corbyn, Vorsitzender der Labour Partei in Großbritannien, drückt sich um eine Entschuldigung bei der jüdischen Gemeinde.

Jeremy Corbyn, Vorsitzender der Labour Partei in Großbritannien, drückt sich um eine Entschuldigung bei der jüdischen Gemeinde.

London. Der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn hat für seine Weigerung, sich bei Juden für antisemitische Tendenzen in seiner Partei zu entschuldigen, heftige Kritik einstecken müssen. Etwa zwei Wochen vor der Parlamentswahl vermied der Oppositionschef in einem BBC-Interview am Dienstagabend mehrmals eine direkte Entschuldigung. Stattdessen sagte er, Rassismus sei ein "Gift" und die Gesellschaft müsse sicher für "Menschen aller Glaubensrichtungen" sein.

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"Ich möchte nicht, dass sich irgendjemand in unserer Gesellschaft unsicher fühlt und unsere Regierung wird jede Gemeinschaft schützen", sagte der Alt-Linke der BBC. Viele britische Zeitungen verurteilten am Mittwoch seine Haltung und sprachen unter anderem von einer "Horror-Show" und einem "desaströsen Tag" für Corbyn.

Richard Burgon von der Labour-Partei sagte hingegen der BBC, dass sich Corbyn bereits früher mehrmals "bei verschiedenen Gelegenheiten" bei Juden in Großbritannien entschuldigt habe. "Natürlich tut uns der Schmerz leid, der verursacht worden ist."

Schwere Vorwürfe durch britischen Oberrabbiner

Zuvor hatte der Oberrabbiner Großbritanniens, Ephraim Mirvis, der Labour-Partei vorgeworfen, nicht entschlossen gegen Antisemitismus in den eigenen Reihen vorzugehen. "Ein neues Gift - genehmigt von der Spitze - hat in der Labour-Partei Fuß gefasst", schrieb Mirvis in einem Beitrag für "The Times" am Dienstag. Er warf die Frage auf, ob Corbyn für ein hohes Amt geeignet sei. Mirvis bat jeden Wähler, bei der Wahl am 12. Dezember "mit seinem Gewissen abzustimmen".

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Seit Corbyns Wahl zum Labour-Chef 2015 wurden immer wieder Antisemitismusvorwürfe gegen ihn und seine Partei laut. Im Jahr 2018 räumte Corbyn ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien. Seit 2017 verließen laut "The Times" 13 Abgeordnete die Labour-Partei, unter anderem aus Kritik am Umgang mit antisemitischen Tendenzen.

Kritiker werfen dem 70-Jährigen auch eine einseitige Unterstützung der Palästinenser im Nahostkonflikt vor. Noch bevor er Labour-Chef wurde, bezeichnete er laut britischen Medien die im Gazastreifen herrschende Hamas, die unter anderem von der EU als Terrororganisation eingestuft wird, als "Freunde". Später entschuldigte er sich dafür.

RND/dpa

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