Klimaaktivistin: „In Glasgow wird über unsere Zukunft entschieden“
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Die Überreste eines toten Fisches liegen auf dem Boden in einem trockenen Gebiet. Extreme Wetter-Ereignisse wie Dürren sind häufig Folgen des Klimawandels. Foto: Pablo Ovalle Isasmendi/Agencia Uno/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des Dienstes dpa-Nachrichten für Kinder +++ dpa-Nachrichten für Kinder +++
© Quelle: Pablo Ovalle Isasmendi/Agencia U
Berlin. Frau Springer, Sie sind als Vertreterin der Jugendorganisation Klimadelegation e.V. bei der COP 26 dabei. Warum ist es wichtig, dass junge Menschen in Glasgow vor Ort sind und gehört werden?
Bei der Klimakonferenz in Glasgow wird über unsere Zukunft entschieden. Die Vertragsparteien verhandeln über das internationale Klimaabkommen, das Paris Agreement. Sie entscheiden also, wie ambitioniert es gestaltet wird, und ob wir 1,5 Grad Celsius einhalten werden – oder ob auf zwei Grad oder 3,5 Grad Erderhitzung zugesteuert wird. Dies hat immense Auswirkungen auf junge Menschen. Darum ist es wichtig, dass wir in Glasgow sichtbar sind und Druck machen auf die Politik.
Welche Erwartungen haben Sie an Deutschland?
Deutschland ist einer der größten Verursacher der Klimakrise, trägt nun also auch international große Verantwortung für den Klimaschutz und die Klimaschäden, die bereits verursacht worden sind beziehungsweise die es zu verhindern gilt. Wir als Klimadelegation wollen, dass Deutschland dies anerkennt und im Hinblick auf die Menschen in den besonders stark betroffenen Regionen handelt und dabei die Perspektive der zukünftigen Generation unterstreicht. Dafür muss die deutsche Regierung ambitioniert in die Klimakonferenz gehen und eine Führungsrolle übernehmen.
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Hannah-Sofie Springer, stellvertretende Vorständin für Klimapolitik bei der Jugendorganisation Klimadelegation e.V.
© Quelle: privat
Welche konkreten Vereinbarungen müssen in Glasgow neu verhandelt werden?
Bei der COP 26 gibt es großen Klärungsbedarf, im vergangenen Jahr ist sie wegen Corona ausgefallen, und davor wurden wenig bis keine Entscheidungen getroffen. Besonders wichtig ist uns die Klimaschutzfinanzierung: Bis 2020 wurden 100 Milliarden Dollar pro Jahr zur Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen in stark betroffenen Ländern zugesagt, die wurden bisher nicht bereitgestellt. Wir fordern die Einhaltung der Zusage und dass mehr Geld eingeplant wird. Außerdem müssen die nationalen Klimaschutzpläne endlich von allen Ländern eingereicht und an das 1,5-Grad-Ziel angepasst werden.
Wie optimistisch sind Sie, dass Deutschland eine starke Führungsrolle bei der COP 26 einnimmt?
Deutschland kennt den klimapolitischen Handlungsbedarf. Wir sind unzufrieden damit, dass die deutsche Regierung nicht schon im Vorfeld der Konferenz deutlich ihre Ziele für Glasgow kommuniziert und keine Führungsrolle beansprucht hat. Nun werden wir kritisch auf die Ergebnisse der Klimakonferenz gucken.
Die nationalen Klimapläne sollen alle fünf Jahre eingereicht werden, diese müssen sich jedes Mal steigern. Ist die Klimakonferenz in Schottland die letzte, um die Weichen für 1,5 Grad zu stellen?
Ja, die Zeit läuft uns davon. Wenn die nächsten Klimapläne auf nationaler Ebene erst 2025 eingereicht oder angepasst werden, ist es zu spät für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. Darum appellieren wir jetzt wieder für ambitioniertere Klimapläne.