Bidens Corona-Politik: Zwischen Erwartungen und Realisierbarkeit

US-Präsident Joe Biden verspricht lieber zu wenig als zu viel.

US-Präsident Joe Biden verspricht lieber zu wenig als zu viel.

Washington. Zu viel Optimismus kann angesichts der Erwartungen zur Rückkehr zur Normalität in der Coronavirus-Pandemie gefährlich werden. US-Präsident Joe Biden balanciert positive Bekanntgaben zu den Impfstoffvorräten der Nation mit Warnungen zu den bevorstehenden Herausforderungen. Bislang fuhr Biden die erfolgreiche Strategie, lieber weniger zu versprechen und dafür mehr zu liefern.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Biden-Regierung hat versucht, Impfungen in schnellerem Tempo zu verabreichen. Regierungsvertreter rechnen damit, dass bis April das Angebot an Impfstoffen die Nachfrage übersteigt. Damit müssten mehr Anstrengungen unternommen werden, um zögerliche Amerikaner von einer Impfung zu überzeugen.

Biden machte am Dienstag die Ankündigung, dass es bis Ende Mai genug Impfstoff gegen das Coronavirus für alle erwachsenen Amerikaner geben werde. Das wäre zwei Monate früher als nach vorherigen Prognosen.

Unter anderem weil dem Impfstoff des Unternehmens Johnson & Johnson am Wochenende zugestimmt wurde und es ein neues Abkommen mit dem Unternehmen Merck & Co. für die Produktion dieses Impfstoffs gibt, beschloss Biden, Mai als neues Datum anzugeben. Hinterher schickte Biden seiner Bekanntgabe, dass es ein ganzes Jahr dauern könnte, bis die Normalität im Land zurückgekehrt sei.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ungern äußert sich Biden zu einem genauen Zeitrahmen für die Rückkehr zur Normalität. „Ich wurde gewarnt, darauf keine Antwort zu geben, weil wir es nicht mit Sicherheit wissen“, sagte Biden am Dienstag. Doch dann nannte er ein gemäßigtes Ziel, „diese Zeit nächstes Jahr“ oder früher. „Aber noch einmal, es hängt davon ab, ob die Menschen weiterhin klug sind und verstehen, dass wir noch immer erhebliche Verluste haben können.“

Im Gegensatz zu Biden hatte sein Vorgänger Donald Trump häufig Ziele vorgegeben, die er nicht erreichen konnte. Trump hatte vor, das Land bis Ostern 2020 wieder auf zu machen. Im Herbst stellte er häufig in Aussicht, dass Corona-Impfstoffe „innerhalb von Wochen“ verfügbar sein würden. Gesundheitsexperten warnten aber, dass es sie erst nach der Präsidentschaftswahl geben würde.

Erwartungen von einer „zwangsläufig gemischten Botschaft“

Biden wird nun sein ursprüngliches Ziel, innerhalb seiner ersten 100 Tage im Amt 100 Millionen Impfungen verabreichen zu lassen, klar übertreffen.

Seine Mutmaßungen dazu, wann die Normalität wieder erlangt werden könnte, haben wiederholt ein späteres Datum hervorgebracht. Vor kurzem sorgte Biden für Erstaunen, als er nahelegte, dass es an Weihnachten so weit sein könnte. Am Dienstag verwies er auf Anfang 2022.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Berater erklären seine Zögerlichkeit damit, dass es noch Unsicherheit gebe, ob geimpfte Personen das Coronavirus trotzdem weitergeben können. Hinzu kämen Bedenken wegen zunehmender Corona-Varianten, die vielleicht eine Impfung weniger wirksam machen könnten.

Einige Experten befürchten, dass Biden überkorrekt sei. Sobald die Impfstoffe mehr abgedeckt hätten, müsse sich die Botschaft hin zu dem verlagern, wie Corona-Auflagen auf sicherere Weise gelockert werden könnten, sagen sie.

Dabei sollte die Betonung weniger auf Warnungen liegen und mehr auf Aussagen dazu, wie die Wirksamkeit des Impfstoffs eine Rückkehr zum alltäglichen Leben zulasse. Die US-Behörde für Krankheitskontrolle und -prävention, CDC, will am Donnerstag erste Richtlinien dazu vorlegen, was geimpfte Personen sicher tun können und was nicht.

Der frühere CDC-Direktor Tom Frieden sprach mit Blick auf Erwartungen von einer „zwangsläufig gemischten Botschaft“. „Auf der einen Seite will man, dass die Menschen wissen, dass wir Grund zur Hoffnung auf ein möglicherweise nahendes Ende haben“, doch es gehe auch darum, dass die Menschen nicht aufhörten, vorsichtig zu sein. In der Coronavirus-Pandemie wolle man „das Grundkonzept“ lieber auf Nummer sicher gehen als es bereuen.

„Mit Erwartungen umzugehen, ist der erste Schritt zu einer effektiven Krisenreaktion“, sagte ein früherer ranghoher Wahlkampfberater des republikanischen Senators Marco Rubio, Alex Conant. „Wenn du die Erwartungen übertriffst, bist du ein Held. Wenn du sie nicht erfüllst, bist du ein Versager. Du willst gegenüber den Menschen dabei aufrichtig sein, was erreichbar ist und dann dafür sorgen, dass du diese Ziele erreichst. Trump hat versucht, Nachrichtenzyklen zu gewinnen; Biden hat versucht, Wahlen zu gewinnen.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

RND/AP

Mehr aus Politik regional

 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken