Polizei fahndet nach 568 Rechtsextremisten mit offenen Haftbefehlen
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Die Polizei fahndet nach mehr als 568 rechtsextremen Straftätern (Symbolbild).
© Quelle: imago images/Steffen Schellhorn
Berlin. Die deutsche Polizei hat zum letzten Erhebungsstichtag am 31. März 2022 nach 568 Rechtsextremisten mit offenen Haftbefehlen gefahndet. Gegen diese Personen lagen insgesamt 752 noch nicht vollstreckte Haftbefehle vor. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt.
Gegen 138 dieser Personen lag demnach mindestens ein offener Haftbefehl wegen eines politischen Delikts vor, gegen 145 Personen wegen Gewalttaten. 25 dieser Rechtsextremisten wurden ausdrücklich wegen politisch motivierter Gewalttaten gesucht.
Es darf nicht der Eindruck entstehen, der Staat handele nachlässig bei der Strafverfolgung von Rechtsextremisten.
Martina Renner,
innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag
In allen Fällen seien polizeiliche Fahndungsmaßnahmen eingeleitet worden, teilte das Bundesinnenministerium mit. „Hierzu gehört die Speicherung in allen nationalen und, soweit die tatsächlichen und rechtlichen Voraussetzungen dies zulassen, internationalen Fahndungssystemen“, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage. Die Tatsache, dass allein zwischen September 2021 und März 2022 398 Haftbefehle gegen Rechtsextremisten vollstreckt worden seien oder sich beispielsweise durch die Zahlung einer Geldstrafe erledigt hätten, zeige, dass die Polizei die Fahndungen mit Nachdruck durchführe, erklärte das Ministerium.
79 mit Haftbefehl gesuchte Rechtsextremisten hielten sich zum Stichtag nach Erkenntnissen der Behörden im Ausland auf, bei den meisten davon handelt es sich nicht um deutsche Staatsbürger. Gegen 171 der von der Polizei gesuchten Rechtsextremisten liegt schon seit mindestens 2020 ein offener Haftbefehl vor.
Mit einigen der flüchtigen Neonazis beschäftigt sich auch das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum (GETZ). In dem Zentrum tauschen sich Vertreterinnen und Vertreter von 40 Sicherheitsbehörden regelmäßig über Extremismus- und Terrorgefahren aus, darunter die Polizeibehörden des Bundes und der Länder und die Nachrichtendienste. Seit dem 30. September 2021 wurden laut Angaben des Bundesinnenministeriums insgesamt 120 mit offenem Haftbefehl gesuchte Personen im Rechtsextremismusbereich des GETZ betrachtet.
„Es darf nicht der Eindruck entstehen, der Staat handele nachlässig bei der Strafverfolgung von Rechtsextremisten“, sagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Martina Renner, dem RND. „Wir brauchen stattdessen ein klares Signal, dass Taten auch konsequent zu Ende verfolgt werden“, forderte sie. Die Zahlen der nicht vollstreckten Haftbefehle seien vor diesem Hintergrund nach wie vor zu hoch.
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