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Marder, Bradley, AMX-10

Erste Panzer schon in Polen? Was der Westen jetzt liefert und wie es weitergeht

Ein Schützen­panzer Marder rollt von einer Schwimm­schnellbrücke bei einer Übung in Deutschland an Land.

Ein Schützen­panzer Marder rollt von einer Schwimm­schnellbrücke bei einer Übung in Deutschland an Land.

Mit einem umfangreichen Waffenpaket wollen die westlichen Partner die Ukraine für die Verteidigung gegen Russlands Vernichtungskrieg ausstatten. Aus Deutschland kommt der Schützen­panzer Marder, Frankreich liefert den Spähpanzer AMX-10 RC und die USA den Schützen­panzer Bradley. Während der Ankündigung aus dem Westen über die Lieferung dieser Panzer­fahrzeuge sind die ersten Panzer offenbar schon auf dem Weg in die Ukraine. Es gibt Berichte über einen Zug in Polen, auf dem sich mehrere Bradleys befinden sollen.

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Ein Überblick über die Lieferungen des Westens und wie es weitergeht.

Schützen­panzer Marder aus Deutschland: 40 Panzer im ersten Quartal

Um wie viele Panzer geht es? Nach Angaben von Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit sollen zunächst etwa 40 Schützen­panzer an die Ukraine geliefert werden. Damit soll ein Panzer­bataillon ausgestattet werden. Der Rüstungs­konzern Rheinmetall hatte im Sommer erklärt, 100 Marder-Schützen­panzer für die Ukraine zur Verfügung stellen zu können. Nachdem Griechenland bereits 40 erhalten hat, könnten nun weitere 60 Panzer nach der Instand­setzung und Überholung an die Ukraine gehen.

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+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

Wann werden die Marder-Panzer geliefert? Die ersten Schützen­panzer will die Bundes­regierung innerhalb der ersten drei Monate diesen Jahres an die Ukraine übergeben. „Die Schützenpanzermunition kommt zunächst aus Beständen der Bundeswehr“, heißt es in einer Mitteilung. Sie steht also kurzfristig zur Verfügung. Die Ersatzteilversorgung und Instandsetzung erfolge in Ansprache mit der Industrie.

Was bringen die Marder? Als Schützen­panzer bringt der Marder Soldaten an die Frontlinie, die das gepanzerte Gefährt durch eine Heck­klappe verlassen können. Er verfügt über eine 20‑Millimeter-Bord­maschinen­kanone und ein Maschinen­gewehr. Mehr zum Marder lesen Sie hier.

Wie steht es um die Ausbildung? Am Marder sollen die ukrainischen Soldaten so schnell wie möglich ausgebildet werden, und zwar in Deutschland. Nach Einschätzung des Militär­experten Christian Mölling dauert die Ausbildung etwa 30 Tage.

Was liefert Deutschland noch? Neben den Schützen­panzern hat die Bundes­regierung auch eine Patriot-Flugabwehr­batterie zur Luftverteidigung für die Ukraine angekündigt. Zuvor hatte Deutschland bereits Polen die Stationierung mehrere Patriot-Systeme angeboten, doch in Warschau wollte man diese lieber in die Ukraine verlegen. Dies hatte die Bundes­regierung aber abgelehnt. Vor wenigen Tagen hatte Deutschland außerdem 20 Raketen­werfer auf Pick-up-Trucks mit Raketen, zwei weitere Bergepanzer, acht Aufklärungs­drohnen und zahlreiche Mittel zum Aufspüren und Abwehren von Drohnen geschickt. Weitere Aufklärungs­drohnen sollen bald folgen.

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USA liefern Bradley: erste Panzer offenbar schon in Polen

Um wie viele Panzer geht es? Laut der Nachrichten­agentur Reuters will die US-Regierung etwa 50 Schützen­panzer vom Typ Bradley liefern. Sie sollen Teil eines 3,8 Milliarden US-Dollar schweren Waffen­pakets für die Ukraine sein. Offiziell gibt es noch keine Bestätigung über die genau Anzahl.

Wann werden die Bradleys geliefert? Genaue Angaben dazu gibt es noch nicht. Allerdings gibt es Berichte, wonach erste Panzer offenbar schon im polnischen Breslau angekommen sind. Ein Video zeigt einen Zug mit Militär­­fahrzeugen, darunter auch amerikanische Bradleys. Unklar ist, ob diese Panzer auch für die Ukraine bestimmt sind. In der Vergangenheit kam es aber häufiger vor, dass die Lieferung von Waffen aus Sicherheitsgründen erst verkündet wurde, nachdem die Waffen in der Ukraine eingetroffen waren.

Was können die Bradleys? Der Schützen­­panzer Bradley ist vergleichbar mit dem Marder und verfügt im Vergleich mit russischen Panzern über eine bessere Sensorik, erklärt Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer. Er könne den Feind früher erkennen und schneller bekämpfen, so der Kommandant des Garde­bataillons im Gespräch mit dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND). Einige Versionen des Bradleys verfügten über eine Panzer­abwehr­lenkwaffe, um Gegner aus großer Distanz zu bekämpfen. „Die Besonderheit am Bradley ist, dass er Soldaten transportieren und am Angriffsziel absetzen kann.“

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Wie steht es um die Ausbildung? Die USA wollen das ukrainische Militär am Bradley ausbilden. Dies könnte auch in Deutschland stattfinden, wie bereits in der Vergangenheit auf dem US-Stützpunkt im bayerischen Grafenwöhr oder in Wiesbaden.

Was liefern die USA noch? Erstmals wollen die USA radar­gesteuerte Flugabwehr­raketen vom Typ Sea Sparrow an die Ukraine liefern. Sie sind zur Abwehr von Angriffen auf Schiffe ausgelegt und sollen auch tieffliegende Raketen und Marsch­flugkörper abfangen. Das System kann sowohl auf dem Meer als auch an Land verwendet werden. In der Regel sind die Sea Sparrows auf Schiffen stationiert und nur in seltenen Fällen, wie etwa in Taiwan, an Land. Laut Politico wird jedoch erwartet, dass die Ukraine die boden­gestützte Version verwenden wird.

Frankreichs AMX-10 RC: kein Kampfpanzer, aber ein hilfreicher Spähpanzer

Um wie viele AMX-Panzer geht es? Bisher hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron noch keine Zahl genannt. Von 457 produzierten Panzern hat die französische Armee 247 Fahrzeuge im Bestand. Doch wie viele davon derzeit funktions­tüchtig sind, ist unklar. Ohnehin hatte Frankreich 2021 damit begonnen, die AMX-10 durch den Jaguar-Panzer zu ersetzen.

Wann werden die AMX-10 geliefert? Genaue Details gibt es noch nicht. Russische Meldungen, wonach sich bereits AMX-10 in Bachmut befänden, konnten vom RND als Fake News identifiziert werden. Die in sozialen Netzwerken verbreiteten Bilder sind nach RND-Recherchen bereits mehr als zehn Jahre alt.

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Was können die Panzer? Der AMX-10 ist ein schneller Jagd- beziehungsweise Spähpanzer der Aufklärungs­truppe. Anders als ein Kampf­panzer ist der AMX-10 aus Frankreich gar nicht bis leicht gepanzert, so Oberst Reisner. „Mit einem echten Kampf­panzer wie dem Leopard 2 ist der AMX-10 daher in keinem Fall vergleichbar.“ Der französische Panzer besteht zu einem Großteil aus Aluminium, ist daher sehr leicht und kann laut Reisner bei guter Motor­leistung sehr hohe Geschwindigkeiten und Distanzen erreichen. „Im direkten Gefecht oder gar Duell mit einem russischen Kampf­panzer würde dieses Fahrzeug unterlegen sein, weil die Panzerung nicht ausreicht.“ Dennoch helfe der AMX-10 aus Frankreich dem ukrainischen Militär enorm: „Er kann bei Vorstößen und neuen Offensiven dabei helfen, die Lücken des Gegners zu erkennen und den nachstoßenden Kräften die Einnahme des Gebiets zu ermöglichen.“ Vor allem zur weitreichenden Feuerunterstützung werde die Ukraine ihn aufgrund der leistungs­fähigen Kanone mit hoher Reichweite einsetzen können.

Wie steht es um die Ausbildung? Auch dazu gibt es noch keine näheren Details.

Was liefert Frankreich noch? Macron hatte am 20. Dezember weitere Waffen­lieferungen für das erste Quartal 2023 angekündigt, darunter auch Munition. Unter anderem will man der Ukraine die Haubitze Caesar überlassen, die auf einem Lkw montiert ist und zu den modernen Artillerie­systemen zählt.

Warum ist die Ukraine auf neue Panzer angewiesen?

Die ukrainischen Streitkräfte waren zu Beginn des Kriegs am 24. Februar 2022 die quantitativ stärkste Armee Europas. Ihr eigenes Material hatte die Ukraine im Frühjahr zur Verteidigung der ersten Angriffs­welle verwendet und sich dann an den Westen gewandt, um neue schwere Waffen zu erhalten.

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Bis zum Sommer hat der Westen circa 1400 Panzer­fahrzeuge geliefert, so Oberst Reisner, darunter vor allem sowjetische Panzer, Kampf­schützenpanzer, gepanzerte Transport­fahrzeuge sowie Artillerie­systeme. Mit dieser neuen Ausstattung war die ukrainische Armee in der Lage, die Offensiven im Spätsommer und Herbst durchzuführen. „Jetzt ist diese erste Waffen­lieferung des Westens signifikant aufgebraucht und die Ukraine ist auf neue Waffen angewiesen“, so Reisner. Daher hatte der ukrainische Generalstabschef den Westen zuletzt auch um weitere 300 Kampf­panzer, 600 bis 700 Kampf­schützenpanzer und 500 Artillerie­systeme gebeten.

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