Nach fast vier Jahren: Neue Friedensverhandlungen in Kolumbien
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Gustavo Petro, Präsident von Kolumbien (Archivbild)
© Quelle: Christophe Ena/Pool AP/dpa
Bogotá/Caracas. Fast vier Jahre nach dem Abbruch der Friedensverhandlungen wollen die kolumbianische Regierung und die linke Guerillaorganisation ELN die Gespräche wieder aufnehmen. Der Dialog werde in der kommenden Woche in der venezolanischen Hauptstadt Caracas beginnen, sagte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro Medienberichten zufolge am Donnerstag.
Chefunterhändler der Regierung soll Otty Patiño werden, der wie Präsident Petro zur Guerillagruppe M-19 gehörte, und schon damals den Friedensvertrag für diese Rebellenorganisation aushandelte.
Die kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft setzte auf Antrag der Regierung am Donnerstag die Haftbefehle gegen 17 ELN-Kommandeure aus, damit sie an den Friedensverhandlungen teilnehmen können. Die konservative Vorgänger-Regierung von Präsident Iván Duque hatte die Gespräche mit der ELN abgebrochen, nachdem die Rebellen Anfang 2019 einen Bombenanschlag auf eine Polizeiakademie in der Hauptstadt Bogotá verübt hatten, bei dem 22 Menschen starben.
Anschläge und Geiselnahmen
Die marxistisch-leninistische Nationale Befreiungsarmee (ELN) hat rund 5000 Kämpfer. Die Organisation orientierte sich zunächst stark am kubanischen Sozialismusmodell, später schlossen sich viele von der Befreiungstheologie geprägte Geistliche der Gruppe an. Sie verübt vor allem im Osten Kolumbiens Anschläge und nimmt Geiseln. Nach der Wahl des Linkspolitikers Petro hatte die ELN wieder Gespräche angeboten.
Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Nach dem Friedensabkommen 2016 zwischen der Regierung und der größten Rebellengruppe Farc verbesserte sich die Sicherheitslage zunächst.
Allerdings sind mittlerweile viele Kämpfer wieder in den Untergrund gegangen und haben sich kriminellen Banden angeschlossen. Immer wieder werden Gewerkschafter, soziale Aktivisten und Umweltschützer gezielt getötet.
RND/dpa