Lauterbach will elektronische Patientenakte im nächsten Jahr für alle einführen
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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
© Quelle: IMAGO/photothek
Berlin. Jeder Krankenversicherte soll nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nächstes Jahr eine elektronische Patientenakte erhalten. „Ende kommenden Jahres wird die elektronische Patientenakte für alle verbindlich“, kündigte Lauterbach in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.)“ an.
„Jeder, der nicht ausdrücklich widerspricht, ist automatisch mit dabei“, so der Minister. Seinen Vorschlag will Lauterbach demnach am Montag dem Bundeskabinett vorstellen. Auch das elektronische Rezept will er 2024 verbindlich machen.
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Etwa 8,4 Millionen Menschen weltweit lebten 2021 mit Diabetes Typ 1. Und es könnten noch mehr werden: Bis 2040 würden sich die Fallzahlen verdoppeln, prognostiziert eine Studie. Für die Gesundheitssysteme bedeutet diese Entwicklung nichts Gutes.
Freiwilliges Angebot gibt es seit Januar 2021 – weniger als 1 Prozent nutzten es bisher
Die elektronische Patientenakte (ePA) soll beispielsweise Röntgenbilder auf CD, Papierakten und Faxe überflüssig machen. Sie sind dann per Handy oder Computer einsehbar. Mediziner, Physiotherapeuten, Pflegekräfte und Hebammen sollen sich mit wenigen Klicks ein Bild vom Gesundheitszustand ihrer Patienten machen oder eine Krankengeschichte lückenlos einsehen können.
Als freiwilliges Angebot für die 74 Millionen gesetzlich Versicherten gibt es die elektronische Patientenakte seit Januar 2021. Aber nur weniger als ein Prozent der Patienten nutzten sie nach Lauterbachs Angaben bislang.
Die elektronische Patientenakte hat das Potenzial, zum Herzstück eines modernisierten Gesundheitswesens zu werden.
Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung
„Es ist höchste Eisenbahn, dass es weiter vorangeht“, teilte der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung am Sonntag mit. „Die elektronische Patientenakte hat das Potenzial, zum Herzstück eines modernisierten Gesundheitswesens zu werden.“
Mit der elektronischen Akte werde der Patient Herr seiner Daten, warb der Minister. „Er bekommt eine geordnete Übersicht über Arztbriefe, Befunde, Medikamente.“ Das helfe auch bei der Behandlung. „Sein Arzt kann schnell erkennen, welches Medikament er zusätzlich verordnen kann, ob es Wechselwirkungen gibt. Außerdem sieht er, ob ein Kollege schon vorher dasselbe untersucht hat.“
„Eine Patientenakte ist wichtig“, hieß es von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. „Doch Schweigen ist keine Zustimmung.“ Notwendig sei auch eine Lösung für nicht technikaffine Patienten. „Karl Lauterbach muss nachbessern, sonst wird sein Gesetz auch vor dem Bundesverfassungsgericht scheitern.“
Bundesdatenschutzbeauftragter sieht Akte kritisch
Technisch will Lauterbach pragmatisch vorgehen. „Wir warten nicht, bis es für alle Befunde eine standardisierte Datenstruktur gibt.“ Für den Anfang werde es möglich sein, PDF- oder Word-Dateien einzuspeisen.
Erklärtes Ziel der ePA ist, die Versorgung effektiver und besser zu machen – etwa, indem Mehrfachuntersuchungen unnötig werden. Bei der Vernetzung der Praxen gibt es jedoch Verzögerungen.
Bei mehreren Fragen schwelt ein Streit über den Datenschutz. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber hat sich etwa kritisch zu dem angestrebten Verfahren geäußert, auf die Akte nur zu verzichten, wenn der Patientinnen oder Patienten aktiv widersprechen.
RND/dpa