Energie und Lebensmittel treiben die Preise

Höchster Wert seit knapp 50 Jahren: Inflation steigt in Deutschland auf fast 8 Prozent

Eine Kundin bezahlt auf einem Wochenmarkt im Berliner Ortsteil Schöneberg an einem Obst- und Gemüsestand. Die Inflation in Deutschland kratzt an der Acht-Prozent-Marke - und Volkswirte machen Verbrauchern wenig Hoffnung, dass die Preise rasch wieder sinken werden. (Symbolbild)

Eine Kundin bezahlt auf einem Wochenmarkt im Berliner Ortsteil Schöneberg an einem Obst- und Gemüsestand. Die Inflation in Deutschland kratzt an der Acht-Prozent-Marke - und Volkswirte machen Verbrauchern wenig Hoffnung, dass die Preise rasch wieder sinken werden. (Symbolbild)

Wiesbaden. Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel haben die Teuerungsrate in Deutschland auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben. Volkswirte machen Verbraucherinnen und Verbrauchern wenig Hoffnung, dass die Preise rasch wieder sinken werden.

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Im Mai lagen die Verbraucherpreise um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Damit verharrte die Inflationsrate in Europas größter Volkswirtschaft im dritten Monat in Folge über der Marke von 7 Prozent. Im März war die Teuerungsrate auf 7,3 Prozent gesprungen, im April lag sie bei 7,4 Prozent. Von April auf Mai zogen die Preise um 0,9 Prozent an. Die Statistiker bestätigten am Dienstag ihre vorläufigen Angaben.

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern muss man bis in den Winter 1973/1974 zurückblicken, um ähnlich hohe Werte zu finden. Damals waren die Energiepreise infolge der ersten Ölkrise gestiegen. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft. Verbraucher können sich für einen Euro dann weniger leisten.

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Russlands Krieg treibt Energiepreise in die Höhe – aber auch deutsche CO2-Abgabe trägt bei

Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine hatten die Energiepreise in den vergangenen Monaten auf hohem Niveau deutlich angezogen. Russland ist ein wichtiger Lieferant von Erdöl und Erdgas. Doch nicht nur die angespannte Lage auf dem Weltmarkt treibt die Energiepreise, sondern auch die deutsche CO2-Abgabe: Seit Jahresbeginn sind 30 Euro je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

Im Mai mussten die Menschen in Deutschland für Energie 38,3 Prozent mehr zahlen als vor Jahresfrist. Heizöl war fast doppelt so teuer wie im Mai 2021. Erdgas verteuerte sich um mehr als die Hälfte. Auch die Preise für Kraftstoffe (41 Prozent) und Strom (21,5 Prozent) zogen deutlich an.

EZB erhöht Leitzins um 0,25 Prozent­punkte ab Juli
 2022-06-09 14:32:16 President Christine Lagarde of the European Central Bank ECB during the press conference in the Hermitage in Amsterdam, The Netherlands, after the meeting of the European Central Bank, June 9, 2022. The central bank plans to raise interest rates again for the first time since 2011. ANP SEM VAN DER WAL netherlands out - belgium out *** 2022 06 09 14 32 16 President Christine Lagarde of the European Central Bank ECB during the press conference at the Hermitage in Amsterdam, The Netherlands, after the meeting of the European Central Bank, June 9, 2022 The central bank plans to raise interest rates again for the first time since 2011 ANP SEM VAN DER WAL netherlands out belgium out PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xx x450120242x originalFilename: 450120242.jpg

Die EZB kündigte am Donnerstag nach einer Rats­sitzung in Amsterdam an, die Zinsen im Juli um 0,25 Prozent­punkte anheben zu wollen.

Lieferengpässe sorgen zudem dafür, dass Preise für viele Waren anziehen. Lebensmittel verteuerten sich um 11,1 Prozent. Damit verstärkte sich der Preisauftrieb nach 8,6 Prozent im April noch einmal kräftig. Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich im Mai zum Vorjahresmonat um 13,6 Prozent. Es gebe „Preiserhöhungen in fast allen Bereichen“, stellten die Statistiker fest. Die Bundesregierung versucht, die Menschen unter anderem durch einen befristeten Tankrabatt zu entlasten.

Bundesbank erwartet Inflationsrate von 7,1 Prozent für 2022

Entspannung ist kurzfristig nicht in Sicht. Die Verkaufspreise im Großhandel, die auf die Verbraucherpreise wirken, waren nach Berechnungen des Bundesamtes im Mai um 22,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Damit war der Anstieg zwar etwas schwächer als im April 2022. Von April auf Mai dieses Jahres allerdings stiegen die Großhandelspreise um 1,0 Prozent.

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Die Bundesbank erwartet für das Gesamtjahr in Deutschland eine Teuerungsrate von 7,1 Prozent gemessen am sogenannten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Diesen zieht die Europäische Zentralbank für ihre Geldpolitik heran. Im Mai lag der HVPI in Deutschland um 8,7 Prozent über Vorjahresniveau.

Die EZB peilt für den Währungsraum der 19 Länder mittelfristig stabile Preise bei 2 Prozent Inflation an. Angesichts der rekordhohen Teuerung hat die Notenbank nach langem Zögern den Ausstieg aus ihrer seit Jahren ultralockeren Geldpolitik beschlossen: Die milliardenschweren Anleihenzukäufe werden zum 1. Juli beendet. Am 21. Juli will der EZB-Rat die Leitzinsen erstmals seit elf Jahren wieder erhöhen, zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte. „Die Geldpolitik ist aufgerufen, die Teuerung durch konsequentes Handeln zurückzuführen“, mahnte jüngst Bundesbankpräsident Joachim Nagel.

RND/dpa

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