Bahnstreik: Eisenbahngewerkschaft verspricht Ruhe bis nach Ostern
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27. März 2023, Bayern, München: S-Bahn-Züge stehen während eines Streiks dicht an dicht in einem Depot. Mit einem groß angelegten bundesweiten Warnstreik haben die Gewerkschaften EVG und Verdi am Montag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt.
© Quelle: Peter Kneffel/dpa
Die Eisenbahngewerkschaft EVG ist nach eigenen Angaben zufrieden mit dem Verlauf der Warnstreiks zu Beginn der Woche. Diese seien aus gewerkschaftlicher Sicht „sehr gut“ verlaufen, sagte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Bundesweit hätten sich mehr als 30.000 Beschäftigte beteiligt. Das bedeute fast eine Verdoppelung im Vergleich zu früheren Warnstreiks.
Aber der sperrigste der Arbeitgeber, die Deutsche Bahn, merke jetzt, dass sie sich verzockt habe, als sie bei zwei Verhandlungsterminen nichts angeboten habe. „Jetzt ist der Druck auf die DB AG groß“, so Loroch. Die Bahn bitte nun um einen zusätzlichen Termin. Aber es bleibe dabei, dass das nächste Mal erst am 24. und 25. April verhandelt werde, so der Gewerkschafter.
Die Möglichkeit eines weiteren großen Streiks besteht.
Kristian Loroch,
EVG-Tarifvorstand
Er fügt hinzu: „Die Möglichkeit eines weiteren großen Streiks besteht. Wenn der Arbeitgeber sich nicht besinnt und nichts hinlegt, müssen wir noch einmal Druck machen. Wir verhandeln aber nur dann, wenn wir das Streikrecht im Koffer neben uns stehen haben und davon unmittelbar Gebrauch machen können. Da wir aber nicht die Reisenden bestrafen wollen, werden wir vor Ostern und während der Osterzeit weder verhandeln noch streiken.“
EVG will „Durchsetzungsgewerkschaft“ sein
Wenn aber neue Angebote kämen, werde die EVG sich diese in aller Ruhe anschauen. DB-Personalverstand Martin Seiler wolle, dass ein Abschluss im öffentlichen Dienst maßgeblich auch für die EVG-Mitglieder werde. Die Eisenbahner hätten aber während der Corona-Zeit in vorgezogenen Tarifverhandlungen auf Lohnzuwachs verzichtet, das habe es im öffentlichen Dienst nicht gegeben. Deshalb würde eine Synchronisierung mit dem öffentlichen Dienst eine Sparrunde für die Bahn bedeuten. Loroch kündigt eine konsequente Gangart an: „Wir haben in den Tarifkommissionen entschieden, Durchsetzungsgewerkschaft zu sein. Wir haben entschieden, da anzusetzen, wo wir auch relativ nah landen wollen.“
Die Hauptforderung der EVG ist eine Lohnerhöhung von 650 Euro im Monat, alternativ 12 Prozent mehr. Eine weitere wichtige Forderung ist die Durchsetzung des gesetzlichen Mindestlohns von 12 Euro pro Stunde bei der DB. In mehreren Sparten des Staatskonzerns liegt der Tabellenlohn noch darunter.
Loroch räumt ein, dass der Streik Schäden für die Menschen bringe. „Aber wir haben nur dieses Mittel.“ Aber wenn an einem Tag Verdi für den öffentlichen Dienst, am zweiten Tag die EVG und am dritten der Beamtenbund gestreikt hätte, wäre der Schaden noch viel größer. Zudem hätten die Menschen durch die Pandemie gelernt, mit Einschränkungen umzugehen. Das Arbeiten sei vielfach ins Homeoffice verlagert worden.