Niemand versteht mehr die Beweggründe des einst geachteten Altkanzlers Gerhard Schröder – auch nicht engste politische Weggefährten. Jetzt trat er bei einer Konferenz in der Türkei auf und beschuldigt den Westen, Mitschuld am Krieg gegen die Ukraine zu tragen. Schröder sollte aus Rücksicht gegenüber den Opfern nur noch eins tun: schweigen, kommentiert Jan Sternberg.
Berlin. Vielleicht ist seine fünfte Ehefrau Soyeon Schröder-Kim die einzige Person auf der Welt, die Gerhard Schröder noch versteht. Was der Welt wenig hilft, weil weder der Altkanzler noch seine Frau etwas dafür tun, ihre Beweggründe und Gemütslage zu erklären. Sie stellt kryptische Bilder im sozialen Netzwerk Instagram ein, er schreibt missgelaunte Briefe. Von Selbstkritik und Selbstzweifeln des Putin-Lobbyisten ist nichts zu merken.
Jetzt ist Gerhard Schröder wieder öffentlich aufgetreten, bei einer Konferenz in der Nähe von Istanbul. Er nannte den Krieg „schrecklich“ und eine Folge „politischen Versagens“. Auf „beiden Seiten“ seien „viele Fehler gemacht“ worden. Die bestehenden „politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Verbindungen“ dürften jetzt nicht abgebrochen werden.