Wird Wolodymyr Selenskyj geehrt?

Diese zwölf Kandidaten haben gute Chancen auf den Friedensnobelpreis 2022

Vorjahressieger: Die 23-karätige Goldmedaille des russischen Journalisten Dmitri Muratow für den Friedens­nobelpreis 2021 wird vor der Versteigerung im Times Center gezeigt. Muratow lässt die Medaille später zugunsten von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine versteigern.

Vorjahressieger: Die 23-karätige Goldmedaille des russischen Journalisten Dmitri Muratow für den Friedens­nobelpreis 2021 wird vor der Versteigerung im Times Center gezeigt. Muratow lässt die Medaille später zugunsten von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine versteigern.

Albert Schweitzer hat mal gesagt, er befinde sich „mit dem Geist der Zeit in vollständigem Widerspruch“. Was der deutsch-französische Arzt, Kultur­philosoph und Friedens­nobelpreis­träger von 1952 meinte: Nicht kurzatmige Trends sollten wichtige Entscheidungen im Leben bestimmen, sondern stets sorgsame Erwägung und langfristiges Denken. Zeitgeist – das war seine Sache nicht.

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An wen vergibt also das fünfköpfige Nobelkomitee den Friedens­nobelpreis 2022? Wird sich diese Entscheidung an der Aktualität orientieren oder eher – dem klassischen Nobelprinzip aus den Natur­wissenschaften folgend – an einer jahrzehnte­langen verdienstvollen Entwicklung? Am Freitag um 11 Uhr wird ein Sprecher in Oslo den Namen des diesjährigen Preisträgers verkünden.

Und es scheint auf den ersten Blick, als führe beim Friedens­nobelpreis in diesem Jahr thematisch kein Weg am Krieg in der Ukraine vorbei. Zwar ist der russische Angriffskrieg bei Weitem nicht der einzige bewaffnete Konflikt auf dem Erdball – aber er geht den Europäern und Europäerinnen massiv nah. Und die vergeben eben die Nobelpreise.

Mitfavorit auf den Friedens­nobelpreis 2022: der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj.

Mitfavorit auf den Friedens­nobelpreis 2022: der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj.

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Natürlich wäre es eine famose Geste der europäischen Solidarität, etwa den ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj zu ehren oder den inhaftierten Kremlkritiker Alexej Nawalny. Mitten in einem brutalen Krieg freilich, bevor sich der Staub gelegt und die Geschichte sich ihr Bild gemacht hat, einen Friedensnobelpreis an einen der direkt oder indirekt Konflikt­beteiligten zu vergeben wäre ein Wagnis. Und global betrachtet haben auch andere Anwärter und Anwärterinnen gewaltige Meriten erworben, die ja nicht geringer werden, nur weil in Europa ein Krieg tobt.

Gibt es einen Zusammenhang mit der Ukraine?

Doch es wäre nicht das erste Mal, dass das Komitee den Nobelpreis an Friedens­botschafter vergibt, die zur Zeit der Verkündung noch mitten in militärischen Konflikten steckten: Als der Friedens­nobelpreis 1994 an den damaligen Palästinenser­führer Jassir Arafat und die beiden israelischen Politiker Schimon Peres und Izchak Rabin ging, war der Nahost­konflikt noch im Gange – und ist es bis heute. 2016 erhielt der damalige kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos den Preis ebenfalls noch zu einem Zeitpunkt, an dem er in brutale Machtkämpfe verwickelt war.

Ukraine also? Oder lieber doch nicht? Derzeit werde in der Ukraine „Krieg geführt, nicht Frieden gestiftet“, gab Dan Smith, Direktor des Stockholmer Friedens­forschungs­instituts Sipri, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zu bedenken. Möglicherweise jedoch könnte das Nobelpreis­komitee statt aktiver Politiker humanitäre Aktivisten aus der Region auszeichnen. Das würde historisch anknüpfen an die Phasen der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, als jahrelang kein Friedens­nobelpreis an Personen vergeben wurde – und stattdessen zweimal an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.

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Denkbar sind auch übergeordnete Institutionen wie die Internationale Atomenergie­behörde (IAEA), deren Vertreter nicht nur im Drama um das ukrainische Atomkraft­werk Saporischschja viel Einsatz und Mut gezeigt haben. Die IAEA wurde freilich bereits 2005 mit dem Friedensnobel­preis ausgezeichnet.

Genannt werden auch Daueranwärter Papst Franziskus, die iranische Frauenrechtlerin Masih Alinejad, die indischen Journalisten und Faktenchecker Pratik Sinha und Mohammed Zubair, der uigurische Menschenrechts­aktivist Ilham Tohti, die Hongkonger Menschenrechtler Agnes Chow und Nathan Law sowie die „Schattenregierung“ in Myanmar, die aus Gegnern der sich an die Macht geputschten Militärjunta gebildete „Regierung der nationalen Einheit“ (Myanmar National Unity Government). Ihr gehören auch die im Hausarrest sitzende Friedens­nobelpreis­trägerin Aung San Suu Kyi und der ebenfalls festgesetzte Präsident Win Myint an.

Die iranische Aktivistin Masih Alinejad ist eine Kandidatin.

Die iranische Aktivistin Masih Alinejad ist eine Kandidatin.

Die meisten internationalen Buchmacher jedoch rechnen fest damit, dass man im Kreml am Freitag um 11 Uhr schimpfen wird – oder schweigen. Selenskyj und Nawalny werden hoch gewettet. Als einziger der fünf klassischen Nobel­preise wird der Friedens­nobelpreis nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Warum? Das ist nicht restlos geklärt. Möglicherweise wollte der Stifter Alfred Nobel schlicht, dass Norwegen (das bis 1905 ebenfalls vom schwedischen Königshaus regiert wurde) nicht ganz leer ausgeht.

Insgesamt stehen 251 Kandidatinnen und Kandidaten sowie 92 Organisationen für den Friedens­nobelpreis auf der Nominierungs­liste – es ist die zweithöchste Zahl in der Nobelpreis­geschichte. Wer genau ins Rennen geht, wird traditionell erst nach 50 Jahren enthüllt. Viele Nominierte sind jedoch bekannt, weil die Antragsteller selbst die Namen bestätigt haben. Die Nominierungen für den Friedens­nobelpreis können durch akademische Honoratioren, Leiter von Friedens­forschungs­instituten, politische Abgeordnete, frühere Nobelpreis­träger oder die Mitglieder des Komitees selbst erfolgen. Selbst­nominierungen sind aber ausgeschlossen (Yes, looking at you, Donald Trump!).

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Wer also darf sich Hoffnungen machen auf den Friedensnobelpreis 2022? Hier sind (in alphabetischer Reihenfolge) zwölf Kandidaten und Kandidatinnen, Teams und Organisationen, die bei verschiedenen Buchmachern und politischen Medien in diesem Jahr hoch im Kurs stehen:

Julian Assange/Chelsea Manning/Edward Snowden

Der bekannteste Whistleblower der Welt: Edward Snowden ist – gemeinsam mit Julian Assange und Chelsea Manning – nominiert für den Friedens­nobelpreis.

Der bekannteste Whistleblower der Welt: Edward Snowden ist – gemeinsam mit Julian Assange und Chelsea Manning – nominiert für den Friedens­nobelpreis.

Die drei bekanntesten Whistleblower der Welt sollen nach dem Willen von drei linksorientierten Abgeordneten (darunter Europa­parlamentarier Martin Sonneborn von der Partei Die Partei) als Team für ihre Enthüllungen geehrt werden, die „illegale Handlungen der Regierungen aufdeckten, die Millionen von Toten forderten“. Sie hätten dabei „ihre eigene Freiheit und ihr Leben aufs Spiel gesetzt“.

Vor allem Snowden taucht immer wieder auf der Kandidatenliste für den Friedens­nobelpreis auf, hat aber auch viele Gegner, naturgemäß vor allem in US-amerikanischen Sicherheits­behörden und Parlamenten.

David Attenborough (Naturforscher)

Der Naturfilmer Sir David Attenborough.

Nominiert für den Friedens­nobelpreis: der britische Naturfilmer Sir David Attenborough.

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Der seit Jahrzehnten populäre britische Tierfilmer, Naturforscher und Autor wurde von den norwegischen Grünen ins Rennen geschickt – gemeinsam mit der Biodiversitäts­plattform IPBES der Vereinten Nationen.

Beide hätten sich große Verdienste um die „Information über den Schutz der Artenvielfalt auf der Erde“ erworben, gleichzeitig seien sie Pioniere einer „nachhaltigen, friedlichen Gesellschaft“.

Opal Lee (Juneteenth-Initiatorin)

Initiatorin des Juneteenth-Gedenktages: Die Aktivistin Opal Lee (Dritte von links) erhält von US-Präsident Joe Biden den Füllfederhalter, mit dem dieser soeben das Gesetz zur Einführung des von ihr mitinitiierten Gedenktages unterzeichnet hat.

Initiatorin des Juneteenth-Gedenktages: Die Aktivistin Opal Lee (Dritte von links) erhält von US-Präsident Joe Biden den Füllfederhalter, mit dem dieser soeben das Gesetz zur Einführung des von ihr mitinitiierten Gedenktages unterzeichnet hat.

Die 1926 geborene pensionierte US-Lehrerin Opal Lee ist die maßgebliche Initiatorin des neuen US-amerikanischen Gedenktages Juneteenth am 19. Juni. Über viele Jahre setzte sie sich mit anderen dafür ein, den Tag zum nationalen Feiertag zu machen – in Gedenken an den langen Kampf afro­amerikanischer Bürger und Bürgerinenn für Freiheit und Selbst­bestimmung. Juneteenth bezeichnet den 19. Juni 1865, als der Unionsgeneral Gordon Granger die „General Order No. 3“ veröffentlichen ließ, die die Freiheit für alle Sklaven in Texas verkündete.

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Seit US-Präsident Joe Biden am 17. Juni 2021 die „Senate Bill S. 475“ unterschrieb, ist der 19. Juni tatsächlich der elfte landesweite US-Feiertag. Vorgeschlagen wurde Opal Lee von 34 Mitgliedern des amerikanischen Kongresses. Die Etablierung eines neuen Feiertages freilich ist – trotz des universalen Themas Rassismus – außerhalb der USA weniger relevant als innerhalb. Denkbar wäre, die gesamte – ebenfalls nominierte – Black-Lives-Matter-Bewegung auszuzeichnen.

„The Kyiv Independent“ (ukrainische Onlinezeitung)

Unabhängige Stimme aus der Ukraine: die Website der Onlinezeitung ‚Kyiv Independent“. Die Redaktion hat ebenfalls Chancen auf den Friedens­nobelpreis.

Unabhängige Stimme aus der Ukraine: die Website der Onlinezeitung ‚Kyiv Independent“. Die Redaktion hat ebenfalls Chancen auf den Friedens­nobelpreis.

Der „Kyiv Independent“ – gegründet erst 2021 von früheren Mitarbeitern der „Kyiv Post“ nach einem komplizierten Konflikt um die politische Ausrichtung mit dem Besitzer – ist eine englisch­sprachige Onlinezeitung, die sich nicht zuletzt im russischen Angriffskrieg als wertvolle Quelle erwiesen hat. Die Zeitung wird maßgeblich über Crowdfunding finanziert und hat bei Twitter bereits mehr als eine Million Follower.

Was gegen die Auszeichnung mit dem diesjährigen Friedens­nobelpreis spricht: Schon 2021 hatte das Nobelkomitee einen journalistischen Putin-Gegner geehrt. Dmitri Muratow, Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, war gemeinsam mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa mit dem Friedens­nobelpreis ausgezeichnet worden. Vor wenigen Wochen hat ein Bezirksgericht in Moskau der Zeitung die Zulassung entzogen.

Simon Kofe (Politiker aus Tuvalu)

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Der Außenminister des winzigen Pazifikstaates Tuvalu gehört zu den eindringlichsten und bekanntesten Warnern vor den Folgen des globalen Klimawandels. International populär wurde er während der UN-Klima­konferenz in Glasgow 2021, als er per Einspielfilm eine Rede hielt, während er – formal gekleidet – knietief im Wasser einer tuvaluischen Lagune stand. Nominiert hat ihn Guri Melby, Chef der Liberalen in Norwegen.

Die Nato (westliches Militärbündnis)

Friedens­nobelpreis für die Nato? Die Flagge der Organisation.

Friedens­nobelpreis für die Nato? Die Flagge der Organisation.

Friedensnobelpreis für die Nato? Das wäre gar nicht gut für den Blutdruck von Sahra Wagenknecht. Zu den gewiss kontroversesten Kandidaten gehört das westliche Militärbündnis. Nominiert hat es Erlend Wiborg, Mitglied der Norwegischen Fortschritts­partei, für „seine Aktionen zur Verhinderung zukünftiger Spannungen zwischen dem Westen und Russland im Zusammen­hang mit der Ukraine“.

Es gäbe wohl kaum einen verlässlicheren Auslöser massiver Debatten, als die Nato mit dem Friedens­nobelpreis auszuzeichnen. Die Chancen sehen die Buchmacher bei 50:1. Zum Vergleich: Die Chancen von Selenskyj liegen bei 4:1. Das letzte politische Großprojekt, das den Preis bekam, war die Europäische Union vor zehn Jahren – für „über sechs Jahrzehnte, die zur Entwicklung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa beitrugen“.

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Alexej Nawalny (Kremlkritiker)

Nominiert für den Friedens­nobelpreis: Alexej Nawalny, russischer Oppositions­führer.

Nominiert für den Friedens­nobelpreis: Alexej Nawalny, russischer Oppositions­führer.

Der populäre inhaftierte Oppositions­führer und Antikorruptions­aktivist Alexej Nawalny ist eine Schlüsselfigur im Kampf für demokratische Reformen in Russland. Seit Jahren arbeitet er daran, Putins Regime und das System der Oligarchen zur Rechenschaft zu ziehen. 2020 überlebte er ein Attentat mit einem Nerven­kampfstoff. Amnesty International freilich entzog Nawalny seinen Status als „politischer Gefangener“, nachdem fremden­feindliche Äußerungen von ihm bekannt geworden waren.

Wolodymyr Selenskyj (Präsident der Ukraine)

Zur Ikone des Widerstands geworden: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gilt als Mitfavorit für den Friedens­nobelpreis.

Zur Ikone des Widerstands geworden: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gilt als Mitfavorit für den Friedens­nobelpreis.

Beim Eurovision Song Contest (ESC) im Mai war die Sache klar: Die ukrainischen Teilnehmer von Kalush Orchestra um Sänger Oleg Psiuk legten bei dem kontinentalen Musikzirkus genau den Durchmarsch hin, den alle erwartet hatten. Es war ein Triumph der paneuropäischen Solidarität (aber auch ein starker Song). Ist Wolodymyr Selenskyj also der Oleg Psiuk der internationalen Politik? Der klare Sieger? Nobelpreis­entscheidungen und politisches Momentum sind ein wenig komplexer als ein Popevent.

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Der ukrainische Präsident ist in seinen olivgrünen T-Shirts und appellativen Social-Media-Filmen zu einer politischen Ikone geworden. Bei den Wettbüros ist er der Favorit auf den Friedens­nobelpreis. Und das, obwohl die Nominierungs­frist für den Preis bereits am 1. Februar diesen Jahres endete – also gut drei Wochen vor der russischen Invasion in der Ukraine (er war aber bereits zuvor nominiert worden). Die Gut-böse-Rollenverteilung in diesem Konflikt ist zudem außerhalb des Kremls und der rot glühenden Twitter-Accounts von Putin-Trollen und Propagandabots ziemlich eindeutig.

Doch der Krieg ist noch in vollem Gange, es sind noch viele Fragen offen. Und sie werden, so steht zu befürchten, noch eine Weile offen bleiben. Denkbar ist für manche auch, dass das gesamte Volk der Ukraine für seinen Mut im Widerstand gegen die russischen Angreifer geehrt wird.

Greta Thunberg (Klimaaktivistin)

Ikonische Antiheldin im politischen Weltbetrieb: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg steht während des Glastonbury-Festivals 2022 auf der Bühne und spricht zum Publikum.

Ikonische Antiheldin im politischen Weltbetrieb: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg steht während des Glastonbury-Festivals 2022 auf der Bühne und spricht zum Publikum.

Die 19-jährige schwedische Klimaaktivistin ist Dauergast auf der Nominierungs­liste für den Friedens­nobelpreis. Ohne Zweifel wäre Greta Thunberg mit ihrer Beharrlichkeit, ihrem Mut und ihrer Wirkmacht als ikonische Antiheldin im politischen Weltbetrieb eine würdige Preisträgerin. Das Komitee tut sich seit einigen Jahren nicht mehr ganz so schwer mit jüngeren Anwärterinnen und Anwärtern: 2014 erhielt die pakistanische Kinderrechts­aktivistin Malala Yousafzai den Friedens­nobelpreis, 2018 dann die damals auch erst 25-jährige jesidische Menschenrechts­aktivistin Nadia Murad.

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Thunbergs Triumph (oder die Auszeichnung der gesamten Fridays-for-Future-Bewegung) brächte gewiss einen enormen Schub für die Klima­rettungs­­bewegung. Insgesamt werden ihre Chancen aber noch immer als gering eingeschätzt.

Swetlana Tichanowskaja (weißrussische Oppositionelle)

Mitfavoritin auf den Friedens­nobelpreis: Swetlana Tichanowskaja, Oppositions­führerin aus Belarus, hält eine Rede im tschechischen Parlament und ein Foto ihres inhaftierten Ehemanns Sergej Tichanowski hoch.

Mitfavoritin auf den Friedens­nobelpreis: Swetlana Tichanowskaja, Oppositions­führerin aus Belarus, hält eine Rede im tschechischen Parlament und ein Foto ihres inhaftierten Ehemanns Sergej Tichanowski hoch.

Die weißrussische Oppositions­politikerin lebt im Exil, seit sie 2020 als Kandidatin gegen den langjährigen Machthaber Alexander Lukaschenko antrat – und dieser den Sieg trotz massiver Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Wahl für sich in Anspruch nahm. Es ist die besondere Biografie dieser Frau, die viele Menschen berührte und mobilisierte: Tichanowskaja war Mutter und Englisch­lehrerin und politisch kaum engagiert – bis weißrussische Behörden im Mai 2020 ihren in der Opposition aktiven Mann festnahmen und sie seinen Platz einnahm.

Das löste eine Welle der Solidarität aus, insbesondere unter den Frauen des Landes. Ihre Wahl wäre ein klares Votum gegen Despotentum und autokratische Macht­strukturen – unter besonderer Berücksichtigung des Putin-Vertrauten Lukaschenko.

UNHCR (Flüchtlingshilfswerk der UN)

Helfer im Elend: ein Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mit Flüchtlingen auf der Balkanroute im Camp Idomeni.

Helfer im Elend: ein Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mit Flüchtlingen auf der Balkanroute im Camp Idomeni.

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Der Krieg in der Ukraine hat bisher mehr als sieben Millionen Menschen aus dem Land getrieben, melden die Vereinten Nationen. Weitere 6,9 Millionen sind innerhalb des Landes auf der Suche nach einem sicheren Ort. Es ist die größte europäische Flüchtlings­katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie zu bewältigen versucht das Flüchtlings­hilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR).

Schon im Syrien-Krieg war das UNHCR massiv in der Pflicht. Die Organisation hat den Friedens­nobelpreis allerdings schon zweimal erhalten: 1954 und 1981. Was außerdem dagegen spricht: Erst 2020 ist mit dem Welt­ernährungs­programm (WFP) eine UN-Organisation mit dem Friedens­nobelpreis geehrt worden.

WHO (Weltgesundheitsorganisation)

Kampf gegen die Pandemie: das Logo der Welt­gesundheits­organisation (WHO) in Genf.

Kampf gegen die Pandemie: das Logo der Welt­gesundheits­organisation (WHO) in Genf.

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Augen der Welt so stark auf die Welt­gesundheits­organisation gerichtet wie lange nicht. Die WHO sorgte mit dafür, dass auch ärmere Länder Corona-Impfstoff erhielten. Bisher organisierte die WHO 1,7 Milliarden Dosen in 146 Ländern. Doch es gab auch Kritik: So sei die Informations­politik vor allem zu Beginn der Seuche äußerst beklagenswert gewesen. Dennoch ist die WHO ein Mitkandidat auf den Friedens­nobelpreis – wie schon 2020 und 2021.

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Mehr weiß die Welt erst, wenn sich am Freitag um 11 Uhr im Nobel Peace Center in einer 1872 erbauten ehemaligen Bahnstation in Oslo die Türen öffnen. Bevor dann um 12 Uhr, nach der Verkündung, eine weiße Taube als Friedens­symbol aus dem Fenster in die norwegische Oktoberluft davonflattert, während vom nahen Glockenturm John Lennons „Give Peace a Chance“ ertönt.

Die Verkündung des Friedens­nobelpreis­trägers wird am Freitag, 7. Oktober 2022, um 11 Uhr auf der Website des Nobel Peace Center im Livestream übertragen.

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