E-Paper
Newsletter „Klima-Check“

Feine Lösung gegen feinen Staub

Eine dicke Smogschicht bedeckt Chiang Mai. Neben Waldbränden gehen in Nordthailand und den Nachbarländern Laos und Myanmar auch die Brandrodungen weiter.

Eine dicke Smogschicht bedeckt Chiang Mai. Neben Waldbränden gehen in Nordthailand und den Nachbarländern Laos und Myanmar auch die Brandrodungen weiter.

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal sind die Feinstaubwerte rot untermalt. „Ungesund“ heißt das dann – und ist eine gute Nachricht. Denn meistens sind die Werte in Teilen Thailands in diesen Tagen lila oder sogar braun unterlegt. Der giftige Smog, unter dem das Königreich seit Wochen ächzt, gilt dann als „äußerst ungesund“ oder sogar „gefährlich“. Verantwortlich für die stinkende Luft in Thailand sind unter anderem die Bauern und Bäuerinnen, die am Ende der Trockensaison ihrer Felder brandroden. Aber auch die Abgase von Fahrzeugen trügen zur Luftverschmutzung bei, erklärt der Klimaforscher Witsanu Attavanich gegenüber „Thai PBS World“. „Thailand hat die Einführung der Euro-5-Emissionsnormen von 2020 auf 2024 verschoben. Ohne diese Verschiebung hätte die Luftverschmutzung erheblich eingedämmt werden können“, glaubt der Experte.

Eine Touristin trägt eine Maske, während sie auf einer Aussichtsplattform eines Hochhauses in Bangkok steht.

Eine Touristin trägt eine Maske, während sie auf einer Aussichtsplattform eines Hochhauses in Bangkok steht.

Wie gefährlich Feinstaub für die Gesundheit ist, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Und das ist nicht nur ein Problem in Thailand. Nach WHO-Angaben sterben jährlich rund sieben Millionen Menschen vorzeitig infolge von Luft­verschmutzung. Damit Feinstaub zur Gefahr für die Gesundheit wird, muss die Luftverschmutzung auch nicht so extrem sein wie derzeit in Thailand. Eine Studie hat kürzlich etwa gezeigt: Schon geringe Feinstaubwerte erhöhen das Demenzrisiko.

Feinstaub entsteht unter anderem im Verkehr durch Verbrennungsmotoren, aber auch durch Reifenabrieb. Auch Stau ist nicht hilfreich. So geht auch ein nicht unerheblicher Teil der Emissionen im Straßenverkehr laut einer Berechnung der Uni Graz auf Verkehrsstörungen zurück. Stau zu verhindern, das hieße auch, Emissionen einzusparen. Doch wie kann das gelingen? Mehr Straßen bauen? Den Nahverkehr ausbauen? Das Autofahren teurer machen? Meine Kollegin Sarah Franke hat sich die verschiedenen Optionen angeschaut. Ihr Fazit: Einfach nur mehr Straßen zu bauen, ist in jedem Fall keine gute Idee.

Um Feinstaub zu reduzieren, kann es auch helfen, langsamer zu fahren, erklärt das Umweltbundesamt. Aber ist das Tempolimit eine gute Idee? „Gegen ein Tempolimit gibt es kein einziges Argument“, findet mein Kollege Steven Geyer. „Es braucht andere Maßnahmen“, widerspricht RND-Autor Jan Sternberg. Welche Argumente überzeugen Sie? Den Link zu unserer „Debatte der Woche“ finden Sie in der Rubrik „Was diese Woche wichtig war“.

Ihre

Anna Schughart

 

Was kann ich tun?

Balkonsolaranlagen sind wesentlich kleiner als die auf den Dächern – normalerweise bestehen sie aus ein bis zwei Solarmodulen und haben somit eine geringere Leistung. Sie lassen sich einfach an der Balkonbrüstung oder der Hauswand montieren.

Balkonsolaranlagen sind wesentlich kleiner als die auf den Dächern – normalerweise bestehen sie aus ein bis zwei Solarmodulen und haben somit eine geringere Leistung. Sie lassen sich einfach an der Balkonbrüstung oder der Hauswand montieren.

Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen Solaranlagen, um Strom zu gewinnen. Derzeit sind in Deutschland mehr als zwei Millionen Fotovoltaikanlagen verbaut. Das Statistische Bundesamt verzeichnet ein zunehmendes Interesse an Solaranlagen: Im Vergleich zum Vormonat war die Zahl der Anlagen im März 2022 um rund 10 Prozent gestiegen.

Die Anlagen können auf dem Dach, dem Balkon oder im Garten installiert werden. Doch nicht immer kommt jeder Standort auch infrage. Laura Beigel hat aufgeschrieben, worauf Sie jeweils achten müssen. Unabhängig vom Standort empfiehlt die Verbraucherzentrale: „Nehmen Sie sich Zeit für die Planung.“ Interessenten sollte sich vorab gründlich informieren und fachlich beraten lassen.

 

Das macht Hoffnung

Meeresschildkröten gab es schon zur Zeit der Dinosaurier. Sie überstanden seither Massenaussterben und viele klimatische Veränderungen.

Meeresschildkröten gab es schon zur Zeit der Dinosaurier. Sie überstanden seither Massenaussterben und viele klimatische Veränderungen.

Meeresschildkröten sind faszinierend: Sie können tief tauchen und weit schwimmen. Sie finden dank ihrer Supersinne auch Jahrzehnte nach dem Schlüpfen zu ihrem Geburtsstrand zurück. Doch der Klimawandel gefährdet Seegraswiesen und Korallenriffe und damit auch den Lebensraum vieler Meeresschildkröten, erklärt die Meeresbiologin Frauke Bagusche im Interview (+). Auch der steigende Meeresspiegel und die Zunahme von Fluten sind eine Gefahr für die Niststrände der Tiere.

Die gute Nachricht? „Wir wissen viel darüber, was Meeresschildkröten helfen würde – weniger Müll in den Meeren zum Beispiel und strengere Regeln in der Fischerei.“ Wer etwas für die Tiere tun möchte, dem rät die Expertin, Meeres­schutz­organisationen zu unterstützen. „Das geht mit Spenden oder als Volunteer“, sagt Bagusche.

 

Was diese Woche wichtig war

 

Der Ausblick

Der 15. April 2023 wird ein historischer Tag: Die letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland gehen vom Netz. Was passiert dann mit den Anlagen? Nur weil die Verbindung zu den Energienetzen gekappt wird, ist in den Meilern aber noch lange nicht Schluss. Noch Jahrzehnte wird dort Betrieb sein, erklären Miriam Keilbach und Sebastian Scheffel.

Das Ende der Kernenergie ist der deutsche Atomausstieg auch nicht. Andere Länder nutzen die alten weiter oder erforschen neue Technologien, wie zum Beispiel die Nutzung von Thorium statt Uran. Als Vorteil solcher Kraftwerke gilt, dass sie in Zeiten zunehmender Wasserknappheit nicht auf die Verfügbarkeit größerer Mengen Wasser angewiesen sind, erklärt meine Kollegin Irene Habich. Der Abfall würde Schätzungen zufolge „nur“ einige hundert Jahre lang Strahlung abgeben – herkömmlicher Atommüll strahlt bis zu Hunderttausende von Jahren. Allerdings müsste der radioaktive Müll gekühlt werden.

Doch wie die CO₂-Bilanz bei einem mit Thorium betriebenen Flüssigsalz-Reaktor ausfallen würde, dazu gibt es noch keine Daten – auch weil die Technologie bisher noch an keinem Ort der Welt langfristig kommerziell genutzt wird.

 

Abonnieren Sie auch

Krisen-Radar: Konflikte, Kriege, Katastrophen – analysiert von Can Merey, jeden Mittwoch neu.

Der Tag: Das Nachrichten-Briefing vom RedaktionsNetzwerk Deutschland. Jeden Morgen um 7 Uhr.

Unbezahlbar: Wertvolle Tipps und Hintergründe rund ums Geld – immer mittwochs.

Hauptstadt-Radar: Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Das Leben und wir: Der Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie – jeden zweiten Donnerstag.

What‘s up, America? Der USA-Newsletter liefert Hintergründe zu den Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur – jeden zweiten Dienstag.

Das Stream-Team: Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix und Co. – jeden Monat neu.

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken