Die Linke taumelt am Abgrund und hofft auf den Parteitag in Erfurt
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Die Linke trifft sich am kommenden Wochenende zum Parteitag in Erfurt.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Berlin. Es kann niemand sagen, dass es führenden Linken an kritischer Selbstreflexion fehle: Wir brauchen eine Autorität, sagt etwa Gregor Gysi und bringt damit indirekt zum Ausdruck, dass die amtierende Parteichefin Janine Wissler eine solche nicht ist.
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Linke-Politiker Gregor Gysi im RND-Interview zur Situation der Ukraine, zum Scholz-Besuch in Kiew und zur „Existenzkrise seiner eigenen Partei“.
© Quelle: RND
Der jedoch hat bislang nicht erkennen lassen, dass er auf dem Bundesparteitag am kommenden Wochenende in Erfurt, bei dem es um Sein oder Nichtsein gehen wird, für den Parteivorsitz kandidieren wolle. Ramelow befindet: „Wir haben kein geordnetes Kraftzentrum mehr“, will sich selbst aber offenbar auch nicht in einem solchen verschleißen.
Die amtierende Parteichefin Janine Wissler, die sich in Erfurt erneut um den Chefposten bewirbt, räumt eine existenzielle Krise der Partei ein. Ihre Gegenkandidatin, die niedersächsische Bundestagsabgeordnete Heidi Reichinnek, meint, ein „Weiter-so“ dürfe es nicht geben, womit klar gesagt ist, dass es mit Wissler nicht weitergehen solle.
Und dann ist da noch Sahra Wagenknecht, die Aufrufe und Änderungsanträge startet, die Gysi, Ramelow und Co. ratlos bis entsetzt zurücklassen, wenn etwa aus einem Leitantrag zum Parteitag eine Passage gestrichen werden soll, in der es um die Solidarität mit der Ukraine geht.
Jetzt geht auch der Ostbeauftragte der Fraktion, der Leipziger Sören Pellmann, auf Distanz zu Wagenknecht und kommt zu dem Schluss, dass schon ihr Buch „Die Selbstgerechten“ nicht hilfreich gewesen sei. Pellmann kandidiert auch für den Parteivorsitz und fordert weniger Ich-AGs und mehr Teamgeist.
Doch das ist schwer durchzusetzen bei lauter Individualisten, die zuerst sich selbst sehen. Erfurt wird eine Art letzter Versuch für die Linke. Wo er endet, ist bislang überhaupt nicht abzusehen.