Ukraine droht Wagner-Söldnern mit Einkesselung in Bachmut
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Angehörige der Wagner-Gruppe schwenken eine Wagner-Flagge auf einem beschädigten Gebäude in der vermutlich komplett zerstörten Stadt Bachmut.
© Quelle: Uncredited/Prigozhin Press Servi
Nachdem russische Einheiten Bachmut praktisch vollständig erobert haben, hat der Kampf um die Deutungshoheit begonnen. Der Chef der russischen Wagner-Söldner Jewgeni Prigoschin prahlte in russischen Telegram-Kanälen mit dem Sieg seiner Kämpfer über die völlig zerstörte Stadt. „Der Bachmut-Fleischwolf ist zu einer der heftigsten und blutigsten Schlachten seit dem Großen Vaterländischen Krieg geworden“, verkündete Prigoschin. Man habe erfolgreich die ukrainischen Streitkräfte zermürben können. Seit Februar 2022 seien 55.000 ukrainische Soldaten dort gestorben. „Unsere Aufgabe ist es, die ukrainische Armee zu vernichten und ihr nicht die Möglichkeit zu geben, eine Gegenoffensive zu starten.“ Die Zahlen können nicht überprüft werden, Experten schätzen sie aber als viel zu überhöht ein. Auch die ukrainische Regierung rechtfertigt den Kampf um Bachmut immer wieder damit, dort eine große Zahl russischer Kräfte zu töten oder kampfunfähig zu machen. Sie dementierte, dass die Stadt vollständig eingenommen wurde.
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„Bachmut ist nur noch eine Ruinenstadt und es spielt keine Rolle mehr, ob Russland sie vollständig erobert hat oder noch ein Wohnblock fehlt“, sagt Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR). „Zuletzt haben die Russen nur noch um den letzten Wohnblock der Stadt gekämpft, ganz am Rande von Bachmut“, so Gressel im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Beide Seiten hätten empfindliche Verluste erlitten.
Russland verkündet Eroberung von Bachmut – Ukraine widerspricht
Das ukrainische Militär ist nach eigenen Angaben nahe der Stadt Bachmut im Osten des Landes weiter vorgerückt.
© Quelle: dpa
Schickt Prigoschin seine Söldner zur nächsten Front?
Wagner-Chef Prigoschin hatte am Wochenende die vollständige Einnahme Bachmuts erklärt und bekräftigte am Montag den Abzug seiner Einheiten ab dem 25. Mai. Bis zum 1. Juni sollen sich alle Wagner-Kämpfer zurückgezogen haben. Unklar ist, ob Prigoschin seine Truppen tatsächlich abziehen wird. Einige russische Militärblogger spekulieren, dass er seine Einheiten an eine andere „kritische“ Frontlinie schicken könnte. Laut Prigoschin sollen in Zukunft reguläre Einheiten der russischen Armee Bachmut sichern. „Sollte es nicht genügend Personal geben, müssen wir ein neues Regiment aufstellen.“
Prigoschin brüstete sich mit der Einnahme von Bachmut und versuchte, diesen Sieg als alleinigen Erfolg von Wagner zu proklamieren. Es sei „eine völlige Lüge“, dass die russischen Luftlandetruppen Wagner bei der Eroberung der Stadt geholfen hätten, erklärte er. Niemand vom russischen Verteidigungsministerium sei in Bachmut, Wagner habe praktisch keine Hilfe vom russischen Militär erhalten.
Experte Gressel: Einkesselung dauert sehr lange
Laut der ukrainischen Armee kann Wagner seine Söldner jedoch nicht ohne Weiteres aus Bachmut abziehen. Das ukrainische Militär verhindere dies durch Truppen an den Flanken. Den Russen drohe eine Einkesselung. Wenn die Ukraine im Umland genügend Fortschritte machen, könnte sie laut Militärexperte Gressel tatsächlich die Russen zur Aufgabe von Bachmut bewegen. Er stellt jedoch klar: „Das dauert aber noch sehr lange – wenn es überhaupt gelingt.“ Seiner Einschätzung nach wollen die Ukrainer vor allem die russischen Kräfte in Bachmut binden und zwingen, weitere Soldaten in die Stadt zu verlegen. „Ich rechne nicht damit, dass die Ukraine einen Gegenangriff auf die Stadt Bachmut versuchen wird“, sagt er. Schließlich benötigte die Ukraine ihre Kräfte für die Gegenoffensive an anderen Stellen.
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Wie ukrainische Kinder zu russischen Patrioten umerzogen werden
Verschleppt und umerzogen: In eigenen Lagern, auf der Krim und in Russland, werden Tausende ukrainische Kinder einer Gehirnwäsche unterzogen, die ihre Identität ausradieren soll. Viele Eltern sind verzweifelt. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft ermittelt wegen Kriegsverbrechen in Tausenden Fällen.
Nach Einschätzung des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) gelingen der Ukraine derzeit nur „Gegenangriffe auf die Außenbezirke von Bachmut“. Diese finden laut dem Bericht etwa fünf Kilometer nördlich und sieben Kilometer südwestlich von Bachmut statt. Die ukrainischen Streitkräfte kontrollierten nur einen „unbedeutenden“ Teil südwestlich von Bachmut, rund um eine Zufahrtstraße. Für die russischen Besatzer komme es jetzt darauf an, Bachmut zu halten und die Flanken zu verteidigen. Dafür seien zusätzliche Truppen nötig, so die ISW-Experten. Es sei unwahrscheinlich, dass Wagner außerhalb von Bachmut weiterkämpfen kann. Die Gefahr eines russischen Vorstoßes in Richtung Kostjantyniwka und nach Soledar sei vom Tisch.