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Claudia Roth und Arolsen Archives

„Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und lassen sie aufklären“

Claudia Roth (Grüne), Kultur­staatsministerin.

Claudia Roth (Grüne), Kultur­staatsministerin.

Berlin. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatsministerin Claudia Roth, dringt gemeinsam mit Vertretern des Auswärtigen Amts auf gründliche und zügige Untersuchungen der Vorwürfe gegen die Direktorin bei Arolsen Archives, Floriane Azoulay, und ihren Stellvertreter Steffen Baumheier. Hintergrund sind Beschwerden von 25 aktiven und ehemaligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die dem Führungsduo des weltweit größten NS-Dokumenten­zentrums im hessischen Bad Arolsen Machtmissbrauch, Mobbing und Sexismus vorwerfen.

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Ein Sprecher Roths teilte dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND) auf Anfrage mit, dass sich die Beauftragte und das aus Vertetern von elf Staaten bestehende Aufsichts­gremium von Arolsen Archives, der Internationale Ausschuss (IA), schnell einig gewesen seien, „eine Kanzlei mit einer objektiven, ergebnis­offenen Untersuchung eines möglichen Fehlverhaltens der Direktion zu mandatieren. Diese Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.“

Tatsächlich ist seit Mai eine Berliner Anwaltskanzlei damit beschäftigt, Zeugenberichte und andere Aussagen sowie Beweismittel unter den etwa 200 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Arolsen Archives zu sammeln und zu sichten. Einen Termin zum Abschluss der Untersuchungen gibt es offenbar nicht. „Internationaler Ausschuss und BKM sind zusammen mit der beauftragten Kanzlei daran, dass die Untersuchung zügig abgeschlossen werden kann. Dabei muss ausreichend Zeit für das Anhören der Betroffenen ebenso wie der Direktion gewährt werden.“

Mögliche Konsequenzen noch unklar

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Roths Sprecher bestätigt, dass die Staatsministerin und der Internationale Ausschuss am 6. März dieses Jahres über die Vorwürfe gegen Azoulay und Baumheier in Kenntnis gesetzt worden seien. Zwei Tage später hat Roth Arolsen Archives besucht und dabei das Führungsduo getroffen. Die erste Gelegenheit, das Thema anzusprechen, hat Roth offenbar vermieden. Auf die Frage des RND, ob die Grünen-Politikerin es bei Ihrem Besuch in Bad Arolsen am 8. März 2023 aktiv gegenüber der Leitung angesprochen hätte, antwortet der Sprecher: „Am 8.3.2023 stand ein seit Langem geplanter Besuch von Frau Staatsministerin Roth zum Kennenlernen der Arbeit der Einrichtung im Vordergrund, der geprägt war von ausführlichen Erläuterungen zur Arbeitsweise des umfangreichen geschichtlichen Archivs und den dortigen historischen Beständen sowie durch zahlreiche inhaltliche Rückfragen.“

Auf die Frage, ob Azoulay und Baumheier womöglich – bis zum Ende der Untersuchungen – zwischenzeitlich beurlaubt werden könnten, antwortet Roths Sprecher: „Auf Grundlage des Abschlussberichts und etwaiger Zwischenberichte der Kanzlei wird der Internationale Ausschuss über mögliche arbeitsrechtliche Konsequenzen während und nach der Untersuchung beraten und diese, wenn nötig, beschließen.“

Ähnlich hatte bereits Dienstagabend der derzeitige Präsident des IA, der französische Diplomat Nicolas Chibaeff, gegenüber dem RND reagiert. Er teilte mit, dass sich der Ausschuss „der Ernsthaftigkeit des Themas und der Notwendigkeit bewusst ist, die Vorwürfe mit der gebotenen Strenge und unter uneingeschränkter Achtung der Rechte jeder Partei zu klären“.

Diplomat: Wir treffen Entscheidungen

Chibaeff sagte, es sei heute schwer vorherzusagen, wie lange die Untersuchungen durch die beauftragte Kanzlei dauern würden. Gefragt, ob der Verbleib von Azoulay und Baumheier in ihren Positionen vom Ergebnis des Berichts abhängen würde, antwortete der Diplomat, es sei Angelegenheit des IA, „welche geeigneten Entscheidungen zu treffen sind“.

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Die PR-Chefin von Arolsen Archives, Anke Münster, hatte Dienstag gegenüber dem RND erklärt, die „anonym erhobenen Vorwürfe nehmen wir sehr ernst“. Arolsen Archives begrüße es, dass der Internationale Ausschuss eine Rechtsanwalts­kanzlei mit einer Untersuchung zur Aufklärung des Sachverhalts beauftragt hat. „Die Direktion ist gehalten, nicht zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, bis die laufende Untersuchung hierzu abgeschlossen ist“, so Münster.

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