Dutzende Studenten schreien aus Fenstern: Frauenfeindliche Aktion erschüttert Spanien
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Die Studenten riefen aus den Fenstern ihres Studentenwohnheims (Symbolbild).
© Quelle: Martin Schutt/dpa
Madrid. Eine frauenfeindliche Aktion von Dutzenden Studenten erschüttert Spanien: Auf einem im Netz verbreiteten Video ist zu sehen, wie Dutzende junge Männer von den Fenstern einer mehrstöckigen Studentenresidenz in Madrid aus ihre Kommilitoninnen im gegenüberliegenden Gebäude mit lautstarken Rufen sexistisch beschimpfen und bedrohen. Die Szenen seien „verabscheuungswürdig“, erklärte am Freitag Universitätsminister Joan Subirats. Bis auf die rechtspopulistische Vox verurteilten alle wichtigen Parteien die Aktion sofort in aller Schärfe. Die Madrider Staatsanwaltschaft kündigte Ermittlungen wegen eines möglichen „Hassverbrechens“ an.
Für große Bestürzung sorgte derweil auch die Tatsache, dass einige Studentinnen der betroffenen und renommierten Top-Hochschule Universidad Complutense de Madrid (UCM) die Bedeutung des Skandals herunterspielten. „Sie hatten keine schlechte Absicht“, sagte zum Beispiel eine junge Frau dem Fernsehsender RTVE. Es handele sich um eine „Tradition“, um einen „Ritus“ der Universität, erklärten andere. Umso schlimmer, urteilten zahlreiche Politiker, Sprecherinnen von Frauenverbänden und Medienkommentatoren.
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Gewalt gegen Frauen werde „normalisiert und banalisiert“
„Das zeigt, wie tief die Kultur der Vergewaltigung in unserer Gesellschaft verwurzelt ist“, klagte die Präsidentin des Progressiven Frauenbunds (Federación Mujeres Progresistas), Yolanda Besteiro. „Wir werden eingeschüchtert, wir werden beleidigt, wir werden verunglimpft.“ Die Gewalt gegen Frauen werde „normalisiert und banalisiert“. Ein RTVE-Kommentator meinte: „Und das sind unsere Eliten der Zukunft.“
Die UCM teilte inzwischen mit, die ersten identifizierten Studenten seien der Universität verwiesen worden. Es werde weitere Disziplinarmaßnahmen und Konsequenzen geben, hieß es.
Erst im August hatte Spanien sein Sexualstrafrecht verschärft. Das neue Gesetz stellt unter anderem auch „einschüchternde“ Komplimente sowie die Verbreitung von Sexvideos unter Strafe. Mit ihrem Vorstoß hatte die linke Regierung auf mehrere aufsehenerregende Fälle von Gruppenvergewaltigungen reagiert, bei denen die Täter in den vergangenen Jahren mit milden Strafen davongekommen waren. Der „Vergewaltigungskultur“ und dem „sexuellen Terror“ werde ein Ende bereitet, sagte damals Gleichstellungsministerin Irene Montero.
RND/dpa