Hannover erschwert das Lüften in Schulen – um Fördergeld für Luftfilter zu bekommen

Ein Luftfiltergerät steht in einem Fachraum eines Gymnasiums. (Symbolbild)

Ein Luftfiltergerät steht in einem Fachraum eines Gymnasiums. (Symbolbild)

Hannover. Das Für und Wider von Luftfiltern in Klassenzimmern wird zurzeit vielerorts in Deutschland diskutiert. Die Stadt Hannover hat sich nun nach Informationen der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ dazu entschieden, mobile Geräte für insgesamt knapp 200 Klassenzimmer anzuschaffen. Kurioser Randaspekt: Um dafür Fördergeld vom Land Niedersachsen zu bekommen, will die Stadt sogenannte „Drehkippsperren“, die das Lüften erschweren, wieder in zahlreiche Fenster an Schulen einbauen.

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Die mechanischen Vorrichtungen, die nur eine spaltbreite Öffnung der Fenster zulassen, hatte die Stadt Hannover erst vor wenigen Monaten ausbauen lassen, berichtet die HAZ. Wenn sich nach dem erneuten Umbau die Fenster wieder nur einen Spalt breit öffnen ließen, fielen die Räume in die Kategorie „schlecht zu belüften“, damit könne die Stadt Fördergeld vom Land für Luftfilter beantragen, heißt es in dem Bericht weiter. „Eigentlich ist es aus Gründen der Sicherheit für Schüler in Ordnung, wenn die Fensteröffnung wieder schmaler ausfällt“, zitiert die Zeitung eine mit dem Vorgang vertraute Person.

„Im Mittelpunkt steht die größtmögliche Sicherheit in der Pandemie“

20 Millionen Euro Fördergeld hat das Land laut HAZ insgesamt in Aussicht gestellt, um die Anschaffung von Luftfiltern zu fördern. Zunächst hatte die Stadt Hannover angekündigt, keine Geräte anzuschaffen, weil alle Klassenzimmer ausreichend belüftet werden könnten. Jetzt folgt die Kehrtwende.

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„Im Mittelpunkt steht, für die Schülerinnen und Schüler in Hannover größtmögliche Sicherheit in der Pandemie zu erreichen“, zitiert die HAZ Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne).

Luftfilter in Schulen: So ist die Lage in Niedersachsen

Eine flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern an den niedersächsischen Schulen nach den Sommerferien ist vorerst nicht in Sicht. Gründe dafür sind unter anderem noch laufende Ausschreibungsverfahren, Material-Engpässe und unklare Förderbedingungen seitens des Landes, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter niedersächsischen Kommunen hervorgeht. Die Luftfilteranlagen sollen einen zusätzlichen Infektionsschutz in den Schulen bieten. Grundsätzlich sollen Klassenzimmer, da wo es möglich ist, regelmäßig durchlüftet werden. Ein Überblick:

Die Stadt BRAUNSCHWEIG gibt an, Einschätzungen des Umweltbundesamtes zu folgen und vor allem auf regelmäßiges Lüften zu setzen, um eine Verbreitung von Aerosolen zu verhindern. Dort, wo ein regelmäßiges Lüften nicht möglich ist, sollen Ventilatoren in die Fenster der Klassenzimmer eingebaut werden. Diese pusten verbrauchte Luft ins Freie. Eine Aufrüstung betrifft laut Stadtverwaltung etwa 200 der insgesamt 2000 Klassenräume. Wegen der aktuellen Marktlage müsse aber damit gerechnet werden, dass der Einbau erst schrittweise zwischen Oktober dieses Jahres und Februar 2022 erfolgen kann.

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Die REGION HANNOVER hat für zwei der insgesamt 30 Schulen in ihrer Trägerschaft 123 mobile Lüftungsanlagen angeschafft. An sechs Schulen werden bereits bestehende Lüftungsanlagen nachgerüstet. Insgesamt sind laut Verwaltung ein Viertel der Schulen mit Luftfiltern oder Lüftungsanlagen ausgestattet – das betrifft aber nur Räume mit unzureichenden Lüftungsmöglichkeiten. Bei der Förderung meldete die Region noch Unsicherheiten. „Beim Entwurf des Landesprogramms sind noch viele Fragen offen“, teilt eine Sprecherin mit. Das Programm passe nur eingeschränkt zum Bedarf der Schulen.

OSNABRÜCK will in einem ersten Schritt 200 Luftreinigungsanlagen mit sogenannten HEPA-Filtern anschaffen. Dazu laufe aktuell die europaweite Ausschreibung, teilt die Stadt mit. Die Nachfrage auf dem Markt sei aber groß, daher werde man bis zum Schuljahresbeginn noch keine der Anlagen einbauen können. Inwieweit die Anschaffung in Höhe von 800.000 Euro vom Land gefördert werden kann, ist laut Stadtverwaltung noch nicht absehbar. „Eine Schwierigkeit ist in der Tat die fehlende Sicherheit bei der Förderung aufgrund der noch nicht vorliegenden Förderrichtlinie“, berichtet ein Sprecher.

Der Landkreis EMSLAND will vor allem auf eine „bestmögliche Lüftung“ in den Klassenräumen setzen. Mobile Luftfilter sollen dazu nicht angeschafft werden. Vielmehr setzt die Kreisverwaltung auf den Einsatz von stationären Raumlufttechnischen Anlagen (RLT), die künftig im Rahmen von Baumaßnahmen und bei Bedarf in den kreiseigenen Schulen eingebaut werden sollen. Für zwei Schulen in Meppen und Papenburg sind dazu Förderungen bereits beantragt.

Die Stadt OLDENBURG teilt auf Anfrage mit, man sehe Luftfilter als „eine wichtige Ergänzung für andere Maßnahmen“. Seit Anfang August laufe daher eine europaweite Ausschreibung für eine größere Beschaffung von rund 300 Geräten. Damit sollen vor allem die Räume der Oldenburger Grundschulen ausgestattet werden. Die Kosten werden auf 1,2 Millionen Euro geschätzt. Wegen des zeitaufwendigen Vergabeverfahrens werde eine Ausstattung zu Beginn des neuen Schuljahres aber nicht geschafft.

Die Hansestadt BREMEN kündigte zuletzt an, zum neuen Schuljahr mehr als 60 Prozent ihrer Schulen mit Luftfiltern zur Abwehr von Coronaviren auszustatten. Demnach wurden in den vergangenen Monaten bereits mehr als 2500 mobile Luftreinigungsanlagen für Klassenzimmer beschafft, in denen nicht optimal gelüftet werden kann. Früheren Angaben zufolge hat der 1,2 Milliarden Euro große Bremen-Fonds zur Bekämpfung der Corona-Pandemie auch einen 48,6 Millionen Euro großen Topf für technische Beschaffung, aus dem die Anlagen bezahlt werden.

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RND/seb/dpa

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