Auf ihrem letzten Weg durch London – so läuft die Trauerfeier für die Queen ab
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Ein Bild von Queen Elizabeth II. in einem Fenster in der Nähe von Windsor Castle.
© Quelle: Getty Images
„Trauer ist der Preis, den wir für Liebe zahlen“, sagte Queen Elizabeth II. einst im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001. Nun ist es das britische Volk, das trauert – um seine Königin. Elizabeth II. ist am 8. September auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral im Alter von 96 Jahren gestorben. Die Zuneigung der Bevölkerung zu ihrer ehemaligen Monarchin ist offenkundig und zeigte sich in der großen Anteilnahme der Menschen nach ihrem Tod.
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Dieser Montag wird ein historischer Tag in Großbritannien. Mit einem aufwendigen Staatsbegräbnis wird endgültig Abschied genommen von einer der größten Persönlichkeiten des vergangenen und dieses Jahrhunderts – Queen Elizabeth II. Die Trauerfeier findet in der Westminster Abbey in London statt. Beginn ist 12 Uhr (deutscher Zeit). Mit einer Prozession wird der Sarg um 11.44 Uhr von der Westminster Hall, in der sich das Volk bis 7.30 Uhr am Montagmorgen von der Monarchin verabschieden kann, in die nahe gelegene Westminster Abbey gebracht. Gezogen wird die Lafette von 98 Marinesoldaten. König Charles III. und seine Geschwister, sowie Enkel und weitere männliche Royals und Mitglieder des royalen Haushalt geleiten die Queen auf ihrem letzten, kurzen Weg durch London.
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Wie beim Trauermarsch am Mittwoch werden auch dieses Mal Kinder und männliche Nachfahren den Sarg der Queen begleiten.
© Quelle: Getty Images
In der Westminster Abbey werden traditionell die Monarchen des Landes gekrönt, so auch Elizabeth II. im Jahr 1953. Sechs Jahre zuvor hatte sie in Westminster Abbey ihren Ehemann Prinz Philip, den Herzog von Edinburgh, geheiratet.
Bruch mit der Konvention
Es ist ungewöhnlich, dass die Trauerfeier für eine Monarchin an diesem Ort stattfindet. Dies geschah zuletzt 1760 nach dem Tod von König George II. Die Beerdigungen von Königen und Königinnen finden seither eigentlich in der St. George‘s Chapel in Windsor statt. Doch Elizabeth II. wählte zu Lebzeiten die größere Kirche als Ort für ihre Trauerfeier aus und war auch an weiteren Details ihrer Beisetzung beteiligt, schreibt die „Daily Mail“. Die Planungen für die Beerdigung hätten bereits in den 1960er Jahren begonnen, heißt es in dem Bericht.
Zu der Feier am Montag werden britischen Medienberichten zufolge etwa 2.000 Gäste erwartet. Neben Mitgliedern der Königsfamilie sind auch die amtierende britische Premierministerin Liz Truss und mehrere ihrer Amtsvorgänger sowie rund 500 Würdenträger aus aller Welt dabei.
Besondere Gäste aus Japan
Angekündigt haben sich unter anderen US-Präsident Joe Biden, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, EU-Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel. Als große Ehre gilt, dass auch Kaiser Naruhito und Kaiserin Masako aus Japan anreisen werden. Die Vertreter der ältesten Erbmonarchie der Welt nehmen traditionell eigentlich nicht an Bestattungen teil, weder in Japan noch im Ausland.
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Tokio: Der japanische Kaiser Naruhito (l) und Kaiserin Masako in der kaiserlichen Residenz im Kaiserpalast.
© Quelle: Handout/Imperial Household Agenc
Außerdem werden Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Spaniens König Felipe VI. erwartet. Zudem kommen Vertreterinnen und Vertreter der schwedischen, norwegischen, niederländischen und belgischen Königshäuser sowie Adelige aus Monaco und Griechenland. Es war nicht klar, ob der chinesische Präsident Xi Jinping am Staatsbegräbnis am Montag teilnehmen würde. Medienberichten zufolge könnte der chinesische Vizepräsident Wang Qishan für die Feierlichkeiten nach London reisen. Eine Gruppe britischer Abgeordneter hat die Einladung der chinesischen Regierung angesichts der Menschenrechtsverletzungen an Uiguren kritisiert.
Trauer ist der Preis, den wir für Liebe zahlen.
Queen Elizabeth II.
Es gibt auch mehrere Staaten, die bei der Feier unerwünscht sind. Russland und Belarus, gegen die Großbritannien wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine Sanktionen erlassen hat, sowie Myanmar haben keine Einladung erhalten. Der Iran, zu dem die diplomatischen Beziehungen belastet sind, ist lediglich auf Botschafterebene vertreten.
Viel deutscher Adel vertreten
Aus Deutschland reist neben Steinmeier auch Heinrich Donatus Landgraf von Hessen an. Das Haus Hessen hat eine jahrhundertealte familiäre Verbindung zum Haus Windsor. Heinrich Donatus von Hessen ist der Ururur-Enkel von Queen Victoria und der Großneffe von Königin Elizabeth II.
Aus dem Haus Baden sind Valerie Markgräfin von Baden und das Erbprinzenpaar Bernhard Prinz von Baden und Stephanie Prinzessin von Baden eingeladen. „Es bedeutet meiner Familie und mir sehr viel, unserer Tante und Großtante die letzte Ehre zu erweisen“, teilte Prinz Bernhard mit. Er ist der Großneffe von Prinz Philip, dem Ehemann der Queen, und war auch bei dessen Begräbnis im April 2021 dabei.
Auch Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg und seine Frau Fürstin Saskia werden kommen, wie die Geschäftsleitung des Schlosses Langenburg mitteilte. König Charles ist der Großonkel von Fürst Philipp.
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Bernhard Prinz von Baden (links), Heinrich Donatus von Hessen (Mitte), Philipp zu Hohenlohe-Lauenburg (rechts)
© Quelle: RND
Herausforderung für Sicherheitskräfte
Die Trauerfeier ist das wohl größte internationale Ereignis in Großbritannien seit Jahrzehnten. Die logistische Aufgabe ist mit der Organisation Hunderter Staatsbesuche innerhalb weniger Tage vergleichbar – eine enorme Sicherheitsoperation in der britischen Hauptstadt.
Die BBC meldet, der Geheimdienst sei zusammen mit der Polizei und Spezialkräften für Terrorbekämpfung im Einsatz, um die Sicherheit der Bevölkerung und der internationalen Spitzenpolitiker zu gewährleisten. Die Beerdigung sei mit der von Prinzessin Diana im Jahr 1997 vergleichbar, hieß es in dem Bericht – aber die enorme Zahl an Staatsoberhäuptern, die sich zur Trauerfeier angesagt haben, mache die Sicherheitsvorkehrungen extrem komplex.
„Bitte keine Privatjets“
Daher baten die britischen Gastgeber die internationalen Gäste, auf private Anreisen zu verzichten. Die Besucher seien stattdessen aufgerufen, Linienflüge zu nutzen, „wenn das möglich ist“. Außerdem sollen in London Busse individuelle Autofahrten und Hubschrauber ersetzen, heißt es in Dokumenten des britischen Außenministeriums.
Gleichzeitig hat sich ganz London auf einen beispiellosen Besucheransturm vorbereitet. Die britische Regierung rechnet in London mit deutlich mehr Besuchern als beim Begräbnis der Königinmutter im Jahr 2002. Damals waren rund 200.000 Besucher in die britische Hauptstadt gekommen.
500.000 Blumen aus der Türkei
Die Türkei liefert vor dem Staatsbegräbnis etliche Blumen nach London. Mehr als 500.000 Trauer- und Bestattungsblumen sollen aus Antalya und Isparta geliefert werden, wie das Flugunternehmen Turkish Airlines am Donnerstag mitteilte. Seit Anfang der Woche seien etwa vier Tonnen Blumen in die britische Hauptstadt transportiert worden.
Schweigen im ganzen Land
Die BBC überträgt das Ereignis live, in Deutschland ist die Feier unter anderem im ZDF zu sehen. Für die Queen wird zunächst ein Gottesdienst in der Westminster Abbey abgehalten. Geleitet wird dieser vom Dekan von Westminster, David Hoyle. Die Predigt hält der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Die Schriftlesungen machen Premierministerin Liz Truss und die Generalsekretärin des Commonwealths, Patricia Scotland. „Elemente des Gottesdiensts und der dazugehörigen zeremoniellen Gestaltung werden der außergewöhnlichen Regentschaft der Queen, ihrem bemerkenswerten Leben im Dienst als Oberhaupt des Staats, der Nation und des Commonwealth Rechnung tragen“, hieß es in einer Palastmitteilung.
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Um 12.55 Uhr ertönt das Hornsignal „Last Post“. Dem folgt ein zweiminütiges Schweigen in der Kirche und dem ganzen Land. Um 13 Uhr wird die Nationalhymne angestimmt.
Nach dem Gottesdienst wird der Sarg in einer Prozession zum Wellington Arch an der Hydepark Corner gebracht. Mit dem Geschützwagen geht es dann nach Schloss Windsor. Der Weg führt vom Parlament über die Straße White Hall und den Exerzierplatz Horse Guards Parade auf die Prachtstraße The Mall und am Buckingham-Palast sowie dem Green Park vorbei. Während der gesamten Prozession schlägt Big Ben, im Hyde Park werden Salutschüsse abgefeuert.
Um 14 Uhr trifft der Sarg am Wellington Arch ein und wird dort in einen Leichenwagen umgebettet für den Transport nach Windsor. Bei der Einfahrt nach Windsor verlangsamt der Leichenwagen seine Geschwindigkeit und reiht sich in eine weitere Prozession ein, die über den Long Walk, eine lange Allee, in Richtung von Schloss Windsor zieht. Im Innenhof des Schlosses schließen sich auch die Royals dem Trauerzug an, der dann in die St.-Georges-Kapelle führt.
In der St. George‘s Chapel findet um 17 Uhr eine Trauerfeier im kleinen Rahmen statt, heißt es auf der offiziellen Website der Königlichen Familie. Daran teilnehmen werden neben der Royal Family die Mitglieder des königlichen Haushalts sowie die Regierungschefs der Länder, deren Staatsoberhaupt Elizabeth II. war, sowie die Generalgouverneurinnen und Gouverneure, die sie dort vertraten. Geleitet wird der Gottesdienst vom Dekan von Windsor, David Conner. Vor dem letzten Lied werden Krone, Zepter und Reichsapfel vom Sarg entfernt und auf den Altar gelegt. Dann wird der Sarg in die königliche Gruft hinuntergelassen. Die Königin findet dann neben ihrem Ehemann Prinz Philip, ihren Eltern und ihrer Schwester Prinzessin Margaret die letzte Ruhe. Die Beisetzung ist für 20.30 Uhr geplant.
Neuer Feiertag in Großbritannien
Nach Angaben des Buckingham Palastes wird die öffentliche Trauerzeit in Großbritannien nach der Beerdigung um insgesamt sieben Tage verlängert. So lange sollen unter anderem die Flaggen an königlichen Schlössern und Anwesen auf halbmast wehen. Davon ausgenommen ist die Königliche Standarte, falls der Sohn und Nachfolger der Queen, König Charles III., anwesend ist.
Auf seinen Wunsch hin wird der Tag des Begräbnisses, der 19. September, ein neuer nationaler Feiertag. Außerdem wird laut der „Tagesschau“ das Porträt der Königin mit einem schwarzen Band für einen Monat in allen Rathäusern aufgehängt, bevor es durch ein Porträt des neuen Königs ersetzt wird.
Und auf eine gewisse Weise bleibt Elizabeth II. den Briten ohnehin noch eine ganze Weile erhalten: Auf Banknoten und Münzen. Es wird zwar erwartet, dass das Porträt von Elizabeth II. durch eine Abbildung ihres Sohnes ersetzt wird, aber nicht sofort. „Derzeitige Banknoten mit dem Bild Ihrer Majestät, der Queen, werden weiterhin legales Zahlmittel sein“, erklärte die Bank of England, die britische Zentralbank.
Queen Elizabeth II. ist tot: Ihr Leben in Bildern
Nur wenige Briten können sich an eine Zeit erinnern, als Elizabeth II. nicht Königin war. Jetzt ist sie im Alter von 96 Jahren gestorben.
© Quelle: dpa
Im Begräbnis der Queen vereint sich an diesem Montag die private Trauer der royalen Familie mit der öffentlichen Trauer. Es ist die Trauer um eine Person, die mit all ihrem Sein und Tun die große Lebensaufgabe vollbracht hat, vielen Menschen über eine sehr lange Zeit hinweg Halt und Stabilität zu geben – ungeachtet aller politischen Stürme. Es ist der Schlusspunkt eines Lebens im Dienste des britischen Volkes.
Mit Agenturmaterial