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Unverständliche Dialoge

Im Westen nur Genuschel: Warum deutsche Filme ein Tonproblem haben

Felix Kammerer (r) als Paul Bäumer, Albrecht Schuch (l) als Stanislaus Katczinsky und Edin Hasanovic als Tjaden Stackfleet in einer Szene des Films „Im Westen nichts Neues".

Felix Kammerer (r) als Paul Bäumer, Albrecht Schuch (l) als Stanislaus Katczinsky und Edin Hasanovic als Tjaden Stackfleet in einer Szene des Films „Im Westen nichts Neues".

Hannover. Irgendwann gegen Ende des preisgekrönten Films „Im Westen nichts Neues“ liegen Paul Bäumer und Tjaden Stackfleet verletzt im Dreck und reden sich die Sorgen von der Seele. Vermutlich tun sie das, man weiß das nicht so genau. Denn der Dialog der beiden Hauptfiguren, gespielt von Felix Kammerer und Edin Hasanovic, ist nur mit größerer Mühe zu verstehen.

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Hasanovic erzählt offenbar etwas von „wir leben“ und „das ist hier alles wie ein Fieber“. Auch fällt der Satz „wir haben’s nicht gewollt, die anderen haben’s nicht gewollt“ – oder so ähnlich. Kammerer erwidert – mindestens genauso unverständlich – mit seiner ganz eigenen Murmelei. Zugegeben: Der Dialog ist alles andere als wichtig, um die Handlung des deutschen Erfolgsblockbusters nachvollziehen zu können. Und doch ist man versucht, zeitweise die Untertitel einzuschalten.

Wirft man einen Blick ins Netz, wird schnell klar: Das Problem ist offenbar nicht ausschließlich auf die Ohren des Autors dieses Textes zurückzuführen. „Hatte sonst jemand Probleme mit der Abmischung der Dialoge in ‚Im Westen nichts Neues’?“, will ein Nutzer auf der Plattform Reddit wissen. „Obwohl die Soundeinstellungen normal waren, konnte ich die Dialoge nicht verstehen und musste deutsche Untertitel aktivieren.“ Der Nutzer zweifelt ebenfalls an seiner eigenen Gesundheit: „Vielleicht sollte ich auch einfach mal nur zum Ohrenarzt.“

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Liegt es an den Darstellern oder am Fernseher?

Doch auch andere pflichten ihm bei. Ein Nutzer macht die „teilweise nuschelnde oder unklare Artikulation der Schauspieler“ für das Problem verantwortlich. Ein anderer meint, die Darsteller hätten Wörter häufig „verschluckt“, wodurch die Sätze kaum verständlich gewesen seien. Ein weiterer glaubt, das Problem liege im Sounddesign: Die „Tuba und das Schlagzeug“ seien zu laut gewesen. Und einer schreibt: „Die Dialoge sind eine Frechheit und teils selbst in ruhigen Szenen vollkommen unverständlich. Ohne Untertitel geht hier gar nichts.“

Auch in Medienrezensionen wird der häufig unverständliche Ton des Films kritisiert. Ein Autor des Kinoportals „Moviejones“ meint, er hätte sich für „das Genuschel von Albrecht Schuch manchmal einen Untertitel gewünscht“. Und die „Bild“-Zeitung beschreibt das Tonproblem gar als ein „Genuschel und dilettantisches Gemurmel, als hätte Til Schweiger logopädisch Hand angelegt“.

Doch es gibt noch eine andere Theorie: Ein Nutzer auf Reddit erzählt, er habe den Film im Kino gesehen und dort keinerlei Probleme feststellen können. Vielleicht seien die heimischen Fernsehgeräte der Zuschauerinnen und Zuschauer schlichtweg für diese Hochglanzproduktion nicht ausgelegt.

Netflix hält sich bedeckt

Die Reaktionen von Zuschauerinnen und Zuschauern beißen sich etwas mit denen von Filmexpertinnen und -experten. Für zahlreiche Jurys waren die Tonprobleme kein Grund, an der Qualität der deutschen Netflix-Produktion zu zweifeln. Gleich viermal wurde „Im Westen nichts Neues“ mit einem Oscar ausgezeichnet – darunter auch in der Kategorie „Beste Filmmusik“. Sieben Preise gewann der Film gar bei den British Academy Awards – darunter für den „Besten Ton“.

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Auch beim Streamingdienst Netflix ist man sich des Problems offenbar nicht bewusst. Man könne zu dem Thema „gar nichts sagen“, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Telefon.

Und doch scheint das Thema Zuschauerinnen und Zuschauer des Films zu bewegen. Wo liegt also das Problem?

Probleme auch beim „Tatort“

Klar ist: „Im Westen nichts Neues“ ist kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren häufte sich die Kritik an deutschen Produktionen und ihrer fehlenden Sprachverständlichkeit. Regelmäßig wird diese bei den Primetime-Eigenproduktionen der öffentlich-rechtlichen Sender ausgemacht. Die „Tatort“-Filme mit Til Schweiger etwa lösten in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen wegen der Nuschelei des Schauspielers aus – sie stehen heute als Symbolbild für dieses Problem.

Doch auch andere Produktionen sind betroffen. 2015 etwa sorgte der Weimar-„Tatort“ mit Christian Ulmen und Nora Tschirner für einen regelrechten Aufschrei von Fans. „Ich verstehe 70 Prozent der Dialoge nicht“, beschwerten sich Zuschauerinnen und Zuschauer noch während der Ausstrahlung in den sozialen Netzwerken. „Nicht nur, dass ich nichts kapiert habe – ich habe auch nur die Hälfte verstanden.“ Manche schalteten den Fernseher daraufhin ab: „Ich bin raus. Müssen die alle so nuscheln?“

Die Tonproblematik veranlasste Darsteller Christian Ulmen, sich später bei den Fans zu entschuldigen. „Es tut mir leid. Nächstes Mal gibt’s den derbsten, bestabgestimmten Sound. Nagelt mich drauf fest“, schrieb er auf Facebook. Kollegin Nora Tschirner habe schon vor der Ausstrahlung gewarnt: „Ihr müsst echt was am Ton machen! Und alle so: Nee, nee, Ton ist super. Und jetzt haben wir den Salat.“

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Interessant ist die Problematik vor allem deshalb, weil andere Produktionen mit den beiden Schauspielern durchaus verständlich sind – der besagte „Tatort“ aber nicht. Liegt das Problem also vielleicht gar nicht bei den Darstellerinnen und Darstellern, sondern an der Technik?

Soundexperte: „Ich bin regelmäßig ganz entsetzt“

Einer, der es wissen muss, ist Jörg Lensing. Der Professor ist seit 1996 für den Bereich Tongestaltung und Sounddesign an der Fachhochschule Dortmund tätig. Hier bringt er auch Studierenden bei, wie sie Tonprobleme in ihren künftigen Produktionen vermeiden können – sollten sie auch auf eine Oscarnominierung schielen. Und das Problem mit schlecht verständlichen Schauspielerinnen und Schauspielern hört Lensing nicht zum ersten Mal.

Er sei regelmäßig „ganz entsetzt“, wenn er sich Produktionen von Kolleginnen und Kollegen anschaue, sagt Lensing dem RND. Bei „Im Westen nichts Neues“ habe er die fehlende Sprachverständlichkeit auch ausgemacht. Noch schlimmer allerdings sei das Problem bei den Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sender – also etwa die Primetime-Produktionen „Tatort“ oder „Polizeiruf 110″, sagt Lensing. Und der Worst Case: Vorabendserien wie etwa „Rote Rosen“.

Für Lensing ist das Problem vor allem auf einen Umstand zurückzuführen, der ganz typisch für den deutschen Film sei: der Umgang mit Musik.

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Geklimper und „Gefühlsduselei“

„Das Hauptproblem“, so macht es Lensing aus, sei, dass bei deutschen Produktionen ständig „Gedudel“ und „Geklimper“ unter die Dialoge gelegt werde. Das sei hierzulande, im Gegensatz zu Produktionen aus den USA, gang und gäbe. Die Folge: ein matschiger Ton, bei dem die Hintergrundmusik vom Dialog ablenke oder diesen schlimmstenfalls überschatte und somit unterverständlich mache.

Lensing spricht in diesem Zusammenhang von „Gefühlsduselei“. Ziel des Stilmittels sei offenbar, dass Zuschauerinnen und Zuschauer neben dem Dialog „auch noch die emotionale Intention der Szene“ verstehen sollen. „Wahllos“ und „über ganze Akte hinweg“ laufe daher im deutschen Film Musik. Auch bei „Im Westen nichts Neues“ werde diese inflationär eingesetzt. „Es hätte dem Film sicher gutgetan, ganze Passagen ohne Musik zu machen“, findet der Experte.

Die Amerikaner seien da radikaler. Als Beispiel nennt Lensing die US-Serie „Better Call Saul“, die er erst kürzlich zu diesem Thema untersucht habe. Hier sei Musik zwar „sehr laut und hörbar, etwa bei Autofahrten in die Wüste“. Wenn allerdings gesprochen werde, werde sie radikal ausgeblendet. Die Gefühle würden schließlich durch das Spiel der Darstellerinnen und Darsteller transportiert. „Da brauche ich keine Musik, die mir sagt, dass der Mann gerade traurig ist.“

Bei Fernsehproduktionen sitze das Problem häufig in den Redaktionen der Sender, glaubt Lensing. Diese würden ihren Regisseurinnen und Regisseuren gerne mal ins Handwerk pfuschen und sich mehr emotionale Unterfütterung wünschen. „Das Publikum“, so meist die Begründung, „wolle das ja so“. Beim „Tatort“ sei das häufig zu beobachten. „Da gehen dann zwei Kommissare zu einer Person, um diese zu vernehmen – ein Dialog, der essenziell ist, um die Handlung zu verstehen. Und darunter läuft dann Musik. Warum?“

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Nuscheln als stilistisches Mittel

Bei der Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ stößt die Theorie mit der Musik allerdings an ihre Grenzen. Hier gibt es nämlich durchaus auch Dialogstrecken, in denen gar keine Musik läuft, häufig nicht mal Atmosphäre zu hören ist. Die Sprache der Darsteller ist dennoch schwer verständlich. Dann, so glaubt Lensing, „hat das vermutlich einen gestalterischen Grund“.

Die Schauspieler würden vermutlich nuscheln, um die Szene authentischer zu machen. Das sei ein Trend, der mittlerweile auch im deutschen Film Einzug gehalten habe – in Amerika sei das schon seit Längerem zu beobachten. Grundsätzlich sei dagegen auch gar nichts einzuwenden: „Die sitzen da im Schlamm, die sind komplett verdreckt. Was die Darsteller sagen, ist mir in dem Moment gar nicht so wichtig“, sagt Lensing.

Im Alltag sei das auch nicht immer der Fall – etwa wenn das Gegenüber nuschele. Den Kontext verstehe man häufig trotzdem. Genau das mache den Film dann eben authentisch. Die Initiative, realitätsnaher zu spielen, gehe nicht nur von Regisseuren aus, sondern auch von den Schauspielern selbst.

An der Technik liegt es nicht

Die Kunst sei laut dem Fachmann, an den entscheidenden Dialogstellen in der Sprache so klar zu sein, dass der Zuschauer oder die Zuschauerin der Handlung folgen können. Auch hier nennt Lensing „Better Call Saul“ als Positivbeispiel.

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ARCHIV - 26.08.2022, Nordrhein-Westfalen, Marl: Schauspieler Bjarne Mädel kommt zur 58. Grimme-Preisverleihung in das Theater Marl. Er hat für das Charity-Hörspiel «Skibbie» die Stimme einer Schildkröte übernommen. In dem Hörspiel erlebt eine kleine Maus große Abenteuer in Hamburg-Barmbek. Gemeinsam mit 48 Kindern haben der Rapper und weitere Prominente die Geschichte der kleinen Maus vertont. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Bjarne Mädel glänzt in Serien wie dem „Tatortreiniger“ oder „Mord mit Aussicht“. Doch privat will er am liebsten er selbst sein – und nicht dort auch noch Rollen spielen. Im Interview erzählt er, wann er wahnsinnigen Leistungsdruck empfindet, warum er keine Vorratskammer hat – und warum er mitten in der trubeligen Kölner Innenstadt zur Ruhe kommt.

Es komme auf eine gute Absprache zwischen Regisseur und Schauspieler an. Lasse man den Darstellerinnen und Darstellern gänzlich freie Hand, bestehe die Gefahr, dass diese „alles wegnuscheln“.

Dass schlechte Sprachverständlichkeit mit der Technik zu tun hat, hält Lensing für weniger wahrscheinlich. Es könne schon möglich sein, dass die Positionierung eines Mikrofons am Drehort nicht ideal sei, sagt der Experte – in der Regel würden schlechte Dialogaufnahmen dann aber im Studio nachsynchronisiert.

Eine gelbe Box für klarere Sprache

Rund 100 Kilometer von der FH Dortmund entfernt ist das Büro von Max Kiefer. Der Abteilungsleiter Postproduktion des WDR in Köln kennt die Diskussionen um die fehlende Sprachverständlichkeit seit vielen Jahren aus der Praxis. Auf Kiefers Schreibtisch stapelten sich zeitweise die Beschwerden, insbesondere von älteren Zuschauerinnen und Zuschauern. Die Kritik: Man könne den Dialogen der Protagonisten eines Fernsehfilms kaum folgen. Ein Problem, das schließlich mit der „Arbeitsgruppe Sprachverständlichkeit“ gelöst werden soll, deren Leiter Kiefer heute ist.

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Gemeinsam mit anderen Expertinnen und Experten der ARD hat die Gruppe in den vergangenen Jahren Lösungsansätze erarbeitet, um die Verständlichkeit im Programm zu verbessern. Dazu gehört etwa ein Leitfaden mit Tipps, der sich an Produzentinnen und Produzenten von ARD-Filmen richtet. Und: Die Gruppe brachte auch eine technische Lösung auf den Weg, die im laufenden Programm für eine bessere Verständlichkeit sorgen soll. Dabei handelt es sich um ein kleines, gelbes, viereckiges Kästchen mit dem unscheinbaren Namen „Yellowbrick IDC 1411″.

In dem Hardwaregerät arbeitet ein Algorithmus. Er hat das Ziel, die Sprache im Gesamtmix einer Produktion klarer abzusetzen und damit verständlicher zu machen. All das passiert nicht etwa beim Schnitt des Films, sondern während dieser im Liveprogramm ausgestrahlt wird – in Echtzeit. Der KI-basierte „Dialogue Cleaner“ (also: „Dialogreiniger“) erkennt, was im Film Musik und was Sprache ist, und trennt beide Spuren.

Tonspur „Klare Sprache“

„Es gibt sogenannte Plug-ins, also Softwareerweiterungen, aus der Musikproduktion“, erklärt Kiefer dem RND. „Diese dienen dazu, Sängerstimmen transparenter zu machen. Wir haben diese Programme ausprobiert und festgestellt: Das funktioniert auch mit Sprache.“ Die Lynx Technik AG habe dieses Plug-in dann in ein kleines Hardwaregerät eingebaut, das nun seit einigen Monaten im Einsatz ist.

Zu hören ist das Ergebnis seit dem vergangenen Sommer auf einer gesonderten Tonspur namens „Klare Sprache“. Diese ist am Fernseher über die HbbTV-Taste auswählbar, aber auch im Livestream über die ARD-Mediathek zu finden. Auch für die nicht live gesendeten Beiträge in der ARD-Mediathek gibt es eine Lösung: Hier hat die ARD-Arbeitsgruppe mit dem Fraunhofer-Institut in Erlangen und Telos Alliance zusammengearbeitet – eine spezielle Software bereitet die Produktionen auf, ganz ähnlich wie im Liveprogramm.

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Laut Kiefer arbeitet die Technik für die Mediatheken auch dynamisch. Das heißt: Wenn die Protagonistinnen und Protagonisten nicht reden, wird die Musik wieder lauter gemacht – wenn der nächste Dialog beginnt, rückt sie wieder in den Hintergrund. So ist zu jeder Zeit ein guter Ton möglich.

„Nur eine Notlösung“

Im direkten Vergleich zeigt sich, was die neue Technik draufhat: Bei der Nachmittagsdoku „Verrückt nach Meer“ etwa, die konstant im Originalton von Begleitmusik untermalt ist, verringert die Hardware die Lautstärke der Musik, ohne sie gänzlich verschwinden zu lassen. Nicht nur das: Auch die Bässe der Musik fallen deutlich seichter aus. Das hat zur Folge, dass die Sprache der Protagonisten deutlicher heraussticht und somit besser verständlich ist.

Nicht selten hat die Toneinstellung aber auch dramaturgischen Einfluss. In einer Szene etwa steht eine Protagonistin an einem Straßenkiosk einer sonnigen Urlaubsstadt. Im Originalton sind leichte Windgeräusche, Möwen- und Straßenlärm zu hören – in der alternativen Tonspur wird diese Atmosphäre nahezu vollständig herausgefiltert. Das kann die Atmosphäre eines Films oder die Realität einer Doku durchaus verfälschen.

Soundprofessor Jörg Lensing ist von solchen technischen Spielereien nur mäßig begeistert. Für ihn ist das allenfalls eine Notlösung. Man müsse sich entscheiden: Soll die Musik zu hören sein oder nicht. „Wenn ich sie so leise runterfiltern muss, dass sie kaum noch wahrnehmbar ist, dann ich auch gleich drauf verzichten“, sagt Lensing. An diesen Schritt trauten sich – bis auf wenige Ausnahmen – aber nur wenige heran.

Leitfaden für Produzentinnen und Produzenten

Aber auch für Max Kiefer vom WDR sind die technischen Lösungen nicht der Weisheit letzter Schluss. „Das Ziel muss natürlich sein, langfristig die Originaltonspur zu verbessern“, sagt Kiefer. Dazu sei aber ein Zusammenspiel aus allen möglichen Akteuren wichtig: Beschäftigten in der Regie, in der Technik und vor der Kamera.

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Die Arbeitsgruppe Sprachverständlichkeit hat zu diesem Zweck einen Leitfaden herausgegeben. Hier sind etwa Hinweise für die Produktion zu lesen: „Berücksichtigen Sie akustische Verhältnisse bei der Wahl des Drehortes.“ Oder: „Durcheinanderreden vermeiden.“ Oder: „Auf klare Aussprache von Moderatoren, Darstellern und Mitwirkenden Wert legen.“ Klar ist: Gegen nuschelnde Schauspielerinnen und Moderatoren kann selbst die neue Hard- und Software nichts tun.

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Im Schnitt komme es dann wieder auf andere Faktoren an. „Lassen Sie Ihre Sendung von jemandem bearbeiten, der diese noch nicht kennt“, empfiehlt der Leitfaden. „Ihm werden Dinge auffallen, die Sie vielleicht überhört haben.“ Oder: „Stellen Sie eine klare Trennung zwischen Hintergrundgeräuschen und der Sprache sicher.“ Aufgeführt sind im Leitfaden auch bestimmte Werte, die zwischen beiden Spuren liegen sollten. Und: „Kontrollieren Sie Ihre Mischung auf Konsumergeräten.“ Flachbildschirme und Endgeräte hätten oft schlechtere Lautsprecher als in einem professionellen Studio.

Weniger Beschwerden

Und auch für den Einsatz der Musik hat die Arbeitsgruppe Leitlinien aufgestellt. Musik mit Soloinstrumenten oder Gesang sollten vermieden werden – das lenke von Dialogen ab. Überhaupt solle sich der Produzent klarmachen, welche Rolle die Musik überhaupt in seinem Film einnimmt – und ob man auf diese nicht auch verzichten könne.

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Einen Erfolg kann die Arbeitsgruppe „Sprachverständlichkeit“ in der ARD bereits für sich verbuchen. Max Kiefer erklärt: Seit Einführung der Tonspur „Klare Sprache“ im vergangenen Sommer seien die Programmbeschwerden in Bezug auf die Verständlichkeit deutlich zurückgegangen.

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