Die Gewerkschaft IG Bau warnt vor schwindender Tarifbindung, und die Corona-Pandemie verschärfe noch die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitnehmer hätten schlechte Karten.
Kreis Peine. 40 Stunden Arbeit pro Woche, und trotzdem bleibt es klamm im Portemonnaie: Aktuell arbeiten im Landkreis Peine 27 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Niedriglohnsektor. Insgesamt rund 5300 Menschen erzielen trotz voller Stundenzahl ein Einkommen unterhalb der amtlichen Niedriglohnschwelle von derzeit 2350 Euro brutto im Monat (Wert für Westdeutschland). Darauf hat die Gewerkschaft IG Bau hingewiesen. Die Zahlen gehen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag hervor.
„Dass selbst eine Vollzeitstelle häufig nicht ausreicht, um finanziell halbwegs abgesichert zu sein, ist alarmierend“, sagt Dieter Großmann, Bezirksvorsitzender der IG Bau Nord-Ost-Niedersachsen. In der Region zählten unter anderem die Landwirtschaft, die Gebäudereinigung und die Floristik zu den Branchen, in denen besonders wenig gezahlt werde. Grund dafür sei auch die schwindende Tarifbindung. „Je mehr Firmen aus Tarifverträgen aussteigen, desto schlechtere Karten haben die Beschäftigten. Es droht eine immer tiefere Spaltung des Arbeitsmarktes“, warnt Großmann. Diese werde durch die Corona-Pandemie teils verschärft: Beschäftigte im Handwerk könnten nur selten Homeoffice machen. Wegen hoher Mieten in den Städten müssten sie zudem oft weite Pendelwege in Kauf nehmen.