Suters Roman über Schweinsteiger: „Nach zehn Minuten schüttelten wir uns illegalerweise die Hand“
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Autor Martin Suter (l.) und der ehemalige Fußballspieler Bastian Schweinsteiger bei einem Treffen.
© Quelle: Marco Grob/Diogenes Verlag AG/dp
„Einer von euch“, so heißt die Romanbiografie des Schweizer Autors Martin Suter über Fußballstar Bastian Schweinsteiger, die nun am 26. Januar erscheint. „Einer von euch“, das sei auch seine Arbeitsthese für das Buch gewesen, erklärt der Schriftsteller in einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag. Er habe zeigen wollen, dass „Schweini“, wie er von Fans oft genannt wird, sich nicht für etwas Besonderes halte, sondern ein ganz normaler Mensch, eben „einer von euch“ sei. Dafür hat er viel mit dem Weltmeister selbst gesprochen, aber auch mit Weggefährten wie Trainern, Schweinsteigers Vater oder seiner Frau Ana Ivanović.
„Ich war nie ein großer Fan davon, dass jemand eine Biografie über mich schreibt“, sagt Weltfußballer Schweinsteiger gleich zu Anfang des Gesprächs, das Sportkommentator Marcel Reif am Donnerstag moderiert. Er habe einige Angebote abgelehnt, habe sich „nie richtig wohlgefühlt“ damit. Bis ein Freund zu ihm gesagt habe, dass wenn er ein Buch über sich schreiben lassen würde, dann nur von Martin Suter. Daraufhin fragte Schweinsteiger den Autor kurzerhand an. Welcher Freund das war, will der Ex-Sportler nicht verraten – jedoch komme der besagte Freund nicht aus seinem Sportumfeld.
„Ich wollte ein Buch, mit dem man sich auch identifizieren kann“, so Schweinsteiger weiter. Er habe sich direkt beim ersten Lesen des 340 Seiten langen Entwurfs damit wohlgefühlt – und das, obwohl der Fußballstar nach eigenen Angaben sonst kaum liest. „Ich bin in einer guten, normalen Familie aufgewachsen. Es gab damals keine Anzeichen, dass ich so ein Leben irgendwann leben werde.“ Er wolle mit dem Buch auch Familien und Kindern Hoffnung machen.
Suter berichtet über erstes Treffen mit Schweinsteiger
Suter berichtet währenddessen über das erste Treffen der beiden zu Anfang der Pandemie in einem kleinen Raum am Züricher Flughafen, wo das gemeinsame Projekt beschlossen wurde. „Dort dauerte es etwa fünf Minuten, bis wir uns duzten und zehn Minuten, bis wir uns illegalerweise die Hand schüttelten und sagten, das machen wir“, so der Schweizer Erfolgsautor. Suter habe für dieses Projekt sogar ein anderes Buch zur Seite gelegt. „Ich möchte jede Art zu schreiben einmal ausprobieren. Das habe ich noch nie gemacht“, erklärt er seine Motivation bei der Sache.
Dass er kein besonderes Fußballkenner ist, war für Suter kein Grund, das Ganze abzusagen. „Ich habe keine Erfahrung mit Alzheimer, mit Lebenstechniken (...) und habe doch darüber geschrieben. Das ist der Beruf des Schriftstellers.“ Dennoch habe er die Romanbiografie und den damit verbundenen Aufwand unterschätzt: „Ich habe das Erscheinen zweimal verschieben müssen“, gibt Suter zu, und ergänzt: „Es ist mein dickstes Buch geworden.“
Romanbiografie – doch die Fakten stimmen
Es handelt sich dabei nicht um eine richtige Biografie, sondern eine Romanbiografie. Warum? „Ich bin kein Biograf und nach wie vor Romancier. Das war Bedingung“, so Suter. Auch Schweinsteiger habe das zugesagt. „Während der Arbeit habe ich gemerkt, dass ich kaum etwas erfinden kann, nur das Wie. Ich kann nicht ein Match erfinden oder ein Ereignis“, gestand der Autor dann aber auch ein. Die im Buch genannten Fakten stimmen also mit der Realität überein.
So folgt auch die Romanszene zu Schweinsteigers verschossenem Elfmeter beim Champions-League-Finale 2012 den Fakten. Auf die Frage, warum er den Ball im Roman nicht einfach ins Tor gehen ließ, antwortet Suter: „Das hätte die ganze Geschichte verändert. Ich habe nicht gedacht, dass ich die Wirklichkeit verändern sollte.“
Suters Gespräche mit Ivanović
Unterhalten hat sich Suter auch viel mit „Schweinis“ Frau Ivanović, der „Mitheldin des Buches“, wie Moderator Reif sie in seiner Anmoderation nennt. Sie spielt im Leben des Fußballstars eine wichtige Rolle – und deshalb auch im Buch. Das lässt sich auch auf die Konferenz zur Buchvorstellung übertragen: Da macht Schweinsteiger seiner Angetrauten eine Liebeserklärung, die diese erst später durch die Übersetzung von Moderator Marcel Reif versteht: „Sie hat mir beigebracht, was Liebe bedeutet“, sagt er. „Und wie man in einer Familie lebt. Sehr intensiv.“
Ivanovic hingegen berichtet, von Reif darauf angesprochen, von ihrer Verlobung mit Schweinsteiger: „Wir haben uns erst ein paar Monate gedatet. Es war wunderschön und eine Überraschung“, sagt sie – vorausgeahnt habe sie das nicht, und doch habe sie das Gefühl gehabt, dass er „der Eine“ sei.