E-Paper

Metastudie: Deshalb ist Covid-19 für Menschen mit klinischem Übergewicht so gefährlich

Schwer Übergewichtige haben ein um 74 Prozent höheres Risiko, als Covid-19-Patient auf der Intensivstation (auf dem Foto das Dresdner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus) zu landen.

Schwer Übergewichtige haben ein um 74 Prozent höheres Risiko, als Covid-19-Patient auf der Intensivstation (auf dem Foto das Dresdner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus) zu landen.

Der Kontext zwischen adipösen Menschen und Covid-19 ist umstritten und nicht systematisch erforscht. Bisher. Denn nach einer systematischen Untersuchung englischsprachiger und chinesischer Fachliteratur zu Covid-19 und von 75 Studien bringt eine neue Metastudie wissenschaftliche Struktur in die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Corona-Risiko.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Danach liegt das Risiko, an Corona zu erkranken um 46 Prozent höher als bei Normalgewichtigen. Die Hospitalisierungsquote liegt mit 113 Prozent mehr als doppelt so hoch. 74 Prozent höher ist für Fettleibige die Wahrscheinlichkeit, auf einer Intensivstation zu landen – und das Todesrisiko liegt 48 Prozent über dem schlanker Menschen.

So ist die Immunabwehr sehr dicker Menschen eingeschränkt, sie neigen zu chronischen Entzündungen. Fettleibigkeit begünstigt außerdem die Entstehung von Blutgerinnseln. All das kann den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung verschlimmern. Hinzu kommt, dass sich adipöse Menschen häufig stigmatisiert fühlen und deshalb seltener zum Arzt gehen, wenn sie sich krank fühlen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Verbindung zwischen Menschen mit einem exzessiv hohen Anteil an Körperfett, speziell dem in der Bauchhöhle eingelagerten Fett und starken kardiometabolischen Schwierigkeiten, also Krankheitsbildern des Herz-Kreislaufsystems und/oder des Stoffwechsels wie Bluthochdruck, Herzkranzgefäß-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes sowie unterschiedlichen Krebserkrankungen ist enorm.

Höhere Anfälligkeit für schwere Lungenerkrankungen

Zudem spielen die potenziellen Stoffwechselstörungen und Entzündungsrisiken von adipösen Menschen eine entscheidende Rolle für das Auftreten unterschiedlicher Lungen- und Atemwegserkrankungen. Die Anfälligkeit für akutes Lungenversagen (ARDS), Haupttodesursache bei Covid-19, ist bei Übergewichtigen signifikant höher.

Ein weiteres Problem liegt in der veränderten Struktur der Blutgefäße bei stark Übergewichtigen, was die Gefahr für Blutgerinnsel erhöht. Dadurch könnten im Fall von Covid-19 zusätzliche Blutgefäße in der Lunge blockiert werden.

Immungewebe wird von Fettgewebe verdrängt

Auch die in Entwicklung befindlichen Impfstoffe gegen Covid-19 würden, so ein Ergebnis der Metastudie, bei fettleibigen Patienten weniger Wirkung zeigen, weil bei ihnen auch Immunreaktionen abgeschwächt seien – ein weiteres spezifisches Problem adipöser Menschen. Denn die Fettzellen beeinträchtigen indirekt das Immunsystem, weil der Körper Immungewebe zugunsten von Fettgewebe verliert. Auch dieses Phänomen, so die Forscher, verringere die potenzielle Wirksamkeit von Impfstoffen. So erkranken Übergewichtige trotz Impfung ungefähr doppelt so häufig an einer normalen Influenza wie Normalgewichtige.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das sogenannte metabolische Syndrom, eine Kombination aus extremen Blutzucker- und Blutfettwerten sowie Hypertonie ist besonders in den USA unter jüngeren Fettleibigen verbreitet. Das könnte auch die Erklärung für die vielen Extremverläufe der Krankheit bei jungen Menschen in den Vereinigten Staaten sein. Denn dort sind 40 Prozent der Bevölkerung stark übergewichtig – ein Phänomen, dem meist falsche beziehungsweise Mangelernährung zugrunde liegen.

Fehlernährung als Krankheitsursache

Hier kommt der soziale Faktor ins Spiel. Denn je ärmer die Menschen, desto höher das Übergewicht. Dabei spielt sogenanntes Junk Food, also industriell prozessiertes Fastfood wie Burger, Pizza oder ähnliches mit seinen hohen Zucker- und Fettanteilen einen verheerenden Anteil. Derlei Fehlernährung gibt es auch in anderen, stark von Corona betroffenen Ländern, etwa Mexiko.

Der Tag

Der Tag

Wissen, was der Tag bringt: Erhalten Sie jeden Morgen um 7 Uhr das Nachrichten-Briefing vom RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Falsche oder Mangelernährung kann also nicht nur in Gebieten mit Hungersnöten verheerend sein, Zucker und Fett richten in Wohlstands- und bildungsfernen Verhältnissen in Industrieländern auch verheerenden Schaden an. Eine Erkenntnis, die in Bezug mit Corona durchaus auch Konsequenzen in der Schulernährung haben könnte.

Mehr aus Gesundheit

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken