Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen
Noch immer ist die Volkskrankheit Depression ein unheimliches Mysterium. Komiker Kurt Krömer gibt in einem Bestseller Auskunft über seine eigene Erkrankung. Das hilft, das Tabu zu brechen. Was sollten Erkrankte wissen – und was ihre Angehörigen? Fünf Fragen und Antworten zum psychischen Leid.
Der Mann kennt das Gefühl, kein Gefühl zu haben. Die schwarze Leere. Die stählernen Türme aus Angst und Scham, die sich rings um dich erheben. Die ins Endlose zerdehnten Tage, die sich anfühlen wie Wochen. Die morgendlichen Tiefs. Das Warten auf die Nacht. Den teuflischen Zustand der emotionalen Leblosigkeit, in dem nichts Schönes eine Wirkung zeigt, nichts Freude macht und nichts zu helfen scheint.
Alexander Bojcan, den Deutschland als Komiker unter dem Bühnennamen Kurt Krömer kennt, ist 47 Jahre alt, trockener Alkoholiker, alleinerziehender Vater von zwei Kindern. Und er war dreißig Jahre lang depressiv. Krömer ist derzeit der prominenteste Depressionserkrankte des Landes. In einer Art Flucht nach vorn hat er die Geschichte seines Lebens aufgeschrieben – und damit einen Bestseller gelandet: „Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ ist eine offene, lakonisch-ironische, auch mal verzweifelt zärtliche Essenz seiner Krankheitsgeschichte, die helfen kann, das große Rätsel Depression zu entschlüsseln. Einmal im Leben, sagt Krömer, habe er seine „popelige Prominenz“ für etwas Sinnvolles nutzen wollen: die Enttabuisierung der Depression.