Erste Testfahrt

Lineo Electric C590: Elektrowohnmobil von Bürstner in den Startlöchern

Mit dem Lineo Electric C590 bringt Bürstner ein vollwertiges Elektrowohnmobil an den Start.

Mit dem Lineo Electric C590 bringt Bürstner ein vollwertiges Elektrowohnmobil an den Start.

Der traditionsreiche Reisemobil- und Wohnwagenhersteller Bürstner spricht gerne vom „Wohnfühlen“. Was nicht anderes meint, als dass das Unternehmen aus Kehl das Hauptaugenmerk bei seinen Caravaning-Produkten vor allem auf die Ausgestaltung eines wohnlichen Innenraums legt – mit durchaus innovativen Ideen. So gilt die Marke aus der Erwin-Hymer-Gruppe (EHG) beispielsweise als Erfinder des Hubbetts, heutzutage ein Standard in der gesamten Branche. Zuletzt haben die Baden-Württemberger mit einem aufblasbaren Alkoven für Furore gesorgt, der völlig neue Optionen für die Innenarchitektur ermöglicht.

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Erhebliche Verbesserung des Fahrkomforts

Zum Caravan-Salon im September will Bürstner allerdings ein Fahrzeug an den Start bringen, bei dem der Antrieb im Mittelpunkt steht. Die zuletzt schon auf Ausstellungen gezeigte Studie eines Lineo Electric C590 soll dann in Serie gehen und dürfte damit wohl das erste vollwertige, rein elektrisch fahrende Wohnmobil sein, das in den Handel käme. Vollwertig meint hier ein ausgebauter Kastenwagen auf Basis eines Ford-Elektro-Transits mit Hochdach und dem gleichen Innenausbau wie bei einem Lineo C590 mit Dieselmotor: Querbett hinten, variabler Dusch-/Toilettenraum, Küche mit Zwei-Flammen-Kocher und vorn die Vierersitzgruppe mit den integrierten, drehbaren Frontsesseln. Dazu durchgängig eine Stehhöhe von rund zwei Metern und dank entsprechender Karosserieverbreitungen rechts und links auch ein ebenso langes Bett.

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Der Prototyp ist bereits fertig, und wir hatten die Gelegenheit zu einer ersten Ausfahrt. Eine wenig überraschende Erkenntnis stellt sich schon nach den ersten Kilometern auf der Schnellstraße ein: Die geringere Geräuschkulisse trägt zu einer erheblichen Verbesserung des Fahrkomforts bei. Wirklich lautlos ist zwar nur das Anfahren und die Fahr- und Windgeräusche prägen schon bald die Innenraumakustik, aber ohne den Geräuschpegel eines Nutzfahrzeug-Diesels und etwaige Dröhnfrequenzen lassen sich mühelos Unterhaltungen in normaler Lautstärke führen. Klappergeräusche aus dem Wohnraum, etwa von nicht ganz fachgerecht verstauten Tellern und Tassen, werden allerdings gefühlt intensiver wahrgenommen.

Bürstner erstes elektrisches Wohnmobil: Querbett hinten, variabler Dusch-/Toilettenraum, Küche mit Zwei-Flammen-Kocher und vorn die Vierersitzgruppe mit den integrierten, drehbaren Frontsesseln.

Bürstner erstes elektrisches Wohnmobil: Querbett hinten, variabler Dusch-/Toilettenraum, Küche mit Zwei-Flammen-Kocher und vorn die Vierersitzgruppe mit den integrierten, drehbaren Frontsesseln.

Realer Aktionsradius von 175 Kilometern

Und keine Sorge, das verändert sich auch bei hohem Tempo nicht sonderlich. Außerdem: Mehr als 90 Kilometer pro Stunde sind ohnehin nicht drin. Da regelt der Ford Transit Electric nämlich die Geschwindigkeit ab. Der Verbrauch des knapp sechs Meter langen und mächtige 2,84 Meter hohen Transporters mit Hochdach würde sonst auch exorbitant in die Höhe schnellen. Exakte Verbrauchswerte gibt es für den E-Lineo aber noch nicht.

Im Unterboden des Elektro-Wohnmobils sind 400-Volt-Lithium-Ionen-Akkus installiert mit einer Bruttokapazität von 77 Kilowattstunden, von denen 68 Kilowattstunden genutzt werden können. Orientiert an den WLTP-Werten des nackten E-Transit-Kastenwagens dürfte bei einem ausgebauten Lineo-Stromer auf der Langstrecke mit einem Verbrauch von durchschnittlich 35 bis 40 Kilowattstunden pro 100 Kilometer zu rechnen sein. Eine von Bürstner angegebene Reichweite von bis zu 317 Kilometer ist daher nicht mehr als graue Theorie. Wir kamen auf unserer 60 Kilometer langen Testrunde auf einen Verbrauch von 38,8 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, was einen realen Aktionsradius von 175 Kilometern erwarten lässt.

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Der Prototyp des Fahrzeuges ist bereits fertig.

Der Prototyp des Fahrzeuges ist bereits fertig.

Fahrwerk federt grobe Fahrbahnunebenheiten gut ab

Die Batterie, auf die es eine Acht-Jahres-Garantie (oder 160.000 Kilometer) gibt, kann sowohl mit Wechselstrom (AC-Laden) oder Gleichstrom (DC) wieder aufgeladen werden. Das schnelle DC-Laden soll mit einer Ladegeschwindigkeit von 115 kW in der Spitze binnen 35 Minuten die Kapazität von 15 auf 80 Prozent erhöhen. An der heimischen Wallbox oder der öffentlichen AC-Ladesäule dauert bei immerhin dreiphasigem Laden bis maximal 11 kW eine komplette 100-Prozent-Füllung rund acht Stunden.

Bereits das kleinere, 135 kW/184 PS starke Basisaggregat hat bei einem kraftvollen Drehmoment von 430 Newtonmeter keinerlei Mühe, den Bürstner-Camper mit langem Radstand und Hochdach H3 behände durch den Verkehr zu schleusen. In der Serienausführung wird die EHG-Tochter aber wahrscheinlich auch optional die stärkere 198 kW/269 PS-Alternative anbieten. Das Fahrwerk federt grobe Fahrbahnunebenheiten gut ab, die fein abgestimmte Lenkung sorgt selbst bei diesem stattlichen, hoch gebauten Wohnmobil für eine bemerkenswerte Handlichkeit. Das Angebot an Assistenzsystemen ist reichhaltig.

Ein Zuhause auf Rädern – das auch noch innovativ ist.

Ein Zuhause auf Rädern – das auch noch innovativ ist.

Gewichtsproblematik ist noch nicht geklärt

Natürlich rekuperiert der E-Transit auch, allerdings nicht in mehrstufiger Abstimmung, wie man das aus dem Pkw-Bereich gewohnt ist. Äußerlich ist das elektrische Ford-Basisfahrzeug lediglich durch die blauen Querstreben im Kühlergrill und die Electric-Schriftzüge vorn und hinten von seinen Diesel-Geschwistern zu unterscheiden. Über Preise spricht das Unternehmen aus Kehl noch nicht. Allerdings: Der aktuelle Grundpreis für einen Lineo C590 mit Dieselmotor liegt bei 54.280 Euro, sodass bei einem anzunehmenden Mehrpreis in Höhe von etwa 25.000 Euro für die Elektroversion immerhin noch ein Komplettpreis im fünfstelligen Bereich herauskommen sollte.

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Die Gewichtsproblematik ist ebenfalls noch nicht geklärt. Der Bürstner Lineo Electric C590 wird zwar auch in einer 3,5-Tonnen-Variante angeboten werden, dürfte dann aber eine Zulassungsbeschränkung auf zwei oder drei Insassen erhalten, da sonst die Ladekapazität zu gering wäre. Bürstner hofft allerdings noch auf eine Anhebung der Gewichtsbegrenzung für den „normalen“ Führerschein Klasse B auf 4,25 Tonnen. Eine neue Führerschein-Richtlinie liegt nämlich bei der EU auf dem Tisch und soll noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Die vom Caravaning-Verband erhoffte generelle Anhebung des zulässigen Gesamtgewichts auf 4,25 Tonnen steht derzeit zwar nicht zur Diskussion, allerdings dürfen Fahrzeuge, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden (auch Wohnmobile), mit dem höheren Gewichtslimit gefahren werden, sofern man den B-Führerschein mindestens zwei Jahre besitzt. Für den E-Lineo würde das genau passen.

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