Cadillac Lyriq: Dieser Elektro-Ami passt auch gut nach Europa
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/QSFLUUA5EVEUXNFFIQESNHFGR4.jpg)
Der Cadillac Lyriq im Profil. 2023 soll der Wagen nach Europa kommen.
© Quelle: Jeffrey Sauger for General Motors
Gewöhnlich assoziiert man Cadillac mit tonnenschweren Straßenkreuzern inklusive ihrer durstigen V8-Motoren. Und ein Blick auf das fast sechs Meter lange SUV Escalade dürfte daran auch wenig ändern. Doch die Edelmarke von General Motors, noch immer amerikanisches Symbol für automobilen Luxus, kann auch anders – elektrisch zum Beispiel. Dies verkörpert derzeit kein Modell besser als der Lyriq.
Der lyrische Name übrigens wurde gewählt, weil die amerikanische Luxusmarke über die vergangenen Jahrzehnte hinweg in mehr als 1000 Songs erwähnt wurde. Das Crossover ist schick gestylt, trotz seiner Länge von fünf Metern gut proportioniert und steht auf einer gänzlich neu entwickelten Architektur namens Ultium. Diese modular aufgebaute Plattform dient zukünftig als Basis für eine ganze Palette an Batterieautos jeglicher Größe und über alle GM-Marken hinweg.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/TOXS7KH5AVGG5KWQH5UUCLE6ZY.jpg)
Der Cadillac Lyriq auf dem Testgelände von General Motors in Milford, Michigan.
© Quelle: Rob Widdis for General Motors
Neustart in Europa mit Elektroautos
Der Lyriq startet derzeit in den USA, beginnt dort preislich bei 62.990 Dollar. Ob er nächstes Jahr auch zu uns kommt, verrät Cadillac noch nicht. Doch vieles deutet darauf hin. Europa ist der zweigrößte Automarkt der Welt, und GM agiert als globaler Autohersteller. Warum also diesen Kontinent auslassen? Erst recht, wenn man mit elektrischen Modellen einen „grünen“ Neustart hinlegen kann.
Der Lyriq muss sich vor keinem Premium-Elektro-SUV deutscher Hersteller verstecken. Im Gegenteil, er wird viele Käufer ansprechen, die Wert auf cooles Design und Exklusivität legen und einfach mal etwas anderes fahren wollen als die Pendants von Audi, BMW oder Mercedes. Im Boden des Lyriq steckt eine rund 600 Kilogramm schwere Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von etwa 104 kWh. Das entspricht dem Niveau eines Mercedes EQS SUV oder BMW iX. Cadillac verspricht eine Reichweite von über 500 Kilometern, die jedoch nicht eins zu eins mit dem bei uns üblichen WLTP-Wert vergleichbar ist. Dennoch: Im Alltag sollten mehr als 400 Kilometer drin sein, geht man von einem durchschnittlichen Verbrauch von cirka 23 kWh/100 km aus.
Super Cruise – Hände weg vom Lenkrad
Bemerkenswert sind die Ruhe, die Geschmeidigkeit und der Komfort, die der Lyriq an den Tag legt. Besser könnte ein Antrieb zu einer Luxusmarke kaum passen. 250 kW Leistung und 425 Newtonmeter an Drehmoment geben dem amerikanischen Crossover eine solide Souveränität mit auf den Weg. Entspannter lässt es sich auf dem Highway nicht unterwegs sein. Wer braucht da noch einen Achtzylinder vergangener Tage? Zumal der Lyriq über Super Cruise verfügt. Das elektronische Assistenzsystem ist so etwas wie ein halbautonomer Autopilot.
Erstmals darf man auf den vielspurigen Fahrbahnen sogar die Hände vom Lenkrad nehmen, das Auto fährt von alleine, hält Spur und Abstand, beschleunigt und bremst und fährt im Stop-and-go-Verkehr selbstständig wieder an. GM ist der erste Hersteller, der in Amerika die Zulassung für das Super-Cruise-System erhielt. Ladestationen ansteuern muss der Fahrer allerdings selbst. An HPC-Säulen (High Performance Charging) können bis zu 190 Kilowatt an Leistung übertragen werden. „Wir schaffen 120 Kilometer neue Reichweite in zehn Minuten“, sagt Tim Crewe, Chef der Elektrostrategie bei GM.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/QJMQ63Q43RH3PKA7IJYZT4QYDE.jpg)
Der Arbeitsplatz im Lyriq bei Sonnenuntergang: Im Zentrum steht das rund ein Meter lange Display, es handelt sich noch um ein Vorserienmodell.
© Quelle: General Motors
Im Innenraum gibt sich der Lyriq mindestens so modern wie die etablierte Konkurrenz. Das Raumgefühl ist – subjektiv unterstützt vom riesigen Panoramadach – ausgezeichnet, die Sitze sind extrem bequem und voll klimatisiert. Wellness auf Rädern. Das Cockpit dominiert das riesige „Curved Display“. Die Anzeigen hinter dem Lenkrad sind in vier unterschiedlichen Konfigurationen darstellbar, das rechte Display lässt sich intuitiv über Touch oder aber mittels des Drehstellers auf der Mittelkonsole steuern. Die Klimatisierung allerdings ist noch oldschool, die physische Schalterleiste wirft keine Fragen auf.
Teilweise umständliche Bedienung
Als ein wenig umständlich erweist sich dagegen die Einstellung der Rekuperation. Um im One-Pedal-Driving-Modus zu fahren, muss man sich erst durchs Einstellungsmenü arbeiten, um dann per Fingertipp die höchste Rekuperationsstufe zu aktivieren. Leichter von der Hand geht das mittels einer Wippe an der Lenksäule. Hier stehen drei Stufen zur Verfügung. Eine adaptive Rekuperation, basierend auf Kamera und Navigationsdaten, wie es Mercedes zur Perfektion entwickelt hat, hat Cadillac dem Lyriq leider nicht gegönnt.
Etwas Gewöhnung verlangen die Türgriffe. Sie sehen aus, als würden sie bei Berührung herausklappen, was sie aber nicht tun. Lediglich die Tür öffnet einen Spalt und man zieht dann an einem kleinen Griff am Fensterrahmen. Hinten fehlt dieses Teil, sodass man zum Öffnen direkt an der Tür ziehen muss. Luxuslike ist dies nicht.
Ebenso fehlt dem Lyriq der „Frunk“ unter der vorderen Haube. Fürs Ladekabel bleibt da nur der Platz unter dem Kofferraumboden, was sich aber relativiert, da die heimische Wallbox meist ohnehin ein festes Ladekabel besitzt – und HPC-Säulen sowieso.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5TCVSBNB5BCOBCY5G3LPOYMRRE.jpeg)
RND-Tester Michael Specht während der Testfahrten in Michigan.
© Quelle: Rob Widdis for General Motors
Bleibt zu hoffen, dass Cadillac sein erstes elektrisches Modell möglichst bald auch nach Deutschland schickt. Das hiesige Verkehrsbild würde der Lyriq gewiss bereichern.
Neben der Basisversion mit Heckantrieb bietet Cadillac sein Elektro-Crossover auch mit Allradantrieb an. Hier sitzt zusätzlich ein E‑Motor (150 kW) auf der Vorderachse, die Gesamtleistung steigt damit auf 400 kW.
Laden Sie sich jetzt hier kostenfrei unsere neue RND-App für Android und iOS herunter