„My AI“: Snapchat führt KI-Chatbot ein – und erhält dafür heftige Kritik
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Snapchat wirbt mit einem neuen Tool für Nutzerinnen und Nutzer: der Chatbot „My AI“ (Symbolbild).
© Quelle: Patrick Seeger/dpa
Die Social-Media-App Snapchat hat eine neue Funktion eingeführt. Mit dem KI-Assistenten „My AI“ (dt. „Meine KI“) können Nutzerinnen und Nutzer weltweit mit der künstlichen Intelligenz in einem eigenen Chat kommunizieren. „In einem Chatgespräch kann My AI eine brennende Quizfrage beantworten, Ratschläge zum perfekten Geschenk für den Geburtstag deines superbesten Freundes anbieten, bei der Planung einer Wanderung für ein langes Wochenende helfen oder vorschlagen, was zum Abendessen zubereitet werden soll“, heißt es auf der offiziellen Website des Unternehmens.
Die KI basiere auf der Technologie von ChatGPT „mit zusätzlichen Sicherheitsverbesserungen und Kontrollen, die es nur bei Snapchat gibt“. Im Gegensatz zu anderen Chats mit Freundinnen und Freunden werde der geteilte Inhalt mit „My AI“ gespeichert, heißt es weiter. Die Firma weist zudem darauf hin, dass sich Nutzerinnen und Nutzer nicht auf die Ratschläge der KI verlassen sollten: „,My AI‘ wurde zwar so programmiert, dass voreingenommene, falsche, schädliche oder irreführende Antworten vermieden werden“, schreibt die Firma in einem Hinweis in der App. Allerdings könne dies nicht ausgeschlossen werden.
Kritik an Snapchat-KI
Bei Twitter äußern Snapchat-Userinnen und -User wenig Begeisterung für die neue Funktion. Ein Kritikpunkt ist, dass der Chatbot ohne Ankündigung und benötigte Zustimmung in der App angezeigt werde und sich ohne ein Plus-Abonnement auch nicht mehr aus dem eigenen Chatverlauf löschen lässt.
Snapchat gab die Einführung des neuen Tools bereits am 19. April bei Twitter bekannt. Unter dem Beitrag äußern zahlreiche Personen ihren Unmut über die KI-Funktion. „Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu löschen? Ich frage für die Mehrheit von uns, die diese Funktion nicht gefordert hat“, schreibt etwa eine Userin. „Niemand wollte das oder hat danach verlangt. Ihr könntet uns wenigstens die Möglichkeit geben, es zu entfernen. Furchtbare, aufgezwungene Ergänzung“, kommentiert eine andere Person.
Viele Nutzerinnen und Nutzer drohen sogar damit, die App zu verlassen. „Ich werde meinen Account mit Sicherheit bald löschen und nie wieder etwas von Snap Inc. benutzen! Ich habe die App rund sieben Jahre lang benutzt. Was für eine Schande“, schreibt etwa ein User. Eine weitere Person kritisiert: „Ich habe Snapchat, um mit echten Menschen zu kommunizieren. Ich will nicht, dass mir falsche Leute untergeschoben werden.“
Laut Snapchat selbst befinde sich die KI noch in einer „experimentellen“ Phase. Einige wenige Stimmen sehen auch die positiven Aspekte der neuen Funktion. „Warum machen alle die KI so schlecht? Sie ist hilfreich und nett zu mir“, kommentiert eine Nutzerin.
Die überwiegend negativen Kommentare zeigen sich auch in Bewertungen der App seit Einführung der KI. Wie das Branchenmagazin „Techcrunch“ unter Berufung auf Daten einer Erhebung berichtet, lag die durchschnittliche Bewertung von Snapchat im US-App-Store vergangene Woche bei 1,67 von fünf Sternen. Rund 75 Prozent der Bewertungen erhielten nur einen Stern. Im Vergleich dazu lag die durchschnittliche Bewertung der App im ersten Quartal 2023 noch bei 3,05, wobei nur 35 Prozent der Bewertungen einen Stern erhielten.
Snapchat-Aktie rutscht ab
Kurz nach Einführung der neuen KI-Funktion büßte die Aktie des Unternehmens auf einen Schlag ein Fünftel ihres Wertes an der Börse ein. Der Umsatz der Betreiberfirma Snap fiel im vergangenen Quartal um 7 Prozent auf 988,6 Millionen Dollar (896,3 Millionen Euro). Snap hatte den Rückgang bereits vor drei Monaten in Aussicht gestellt. Früher war der Dienst für explosives Wachstum bekannt.
Snapchat wurde ursprünglich mit Fotos groß, die von alleine verschwinden. Inzwischen setzt das Unternehmen aber im großen Stil auf die Kombination digitaler Effekte mit der realen Welt. So wurde das Geschäft mit digitaler Anprobe für Snap wichtiger, weil die Onlinewerbung als bisherige tragende Säule schwächelt. Die Firma stellte jüngst einen digitalen Spiegel vor, den sie auch in den stationären Handel bringen will. Aktuell experimentiert die Firma auch mit einem Chatbot auf Basis künstlicher Intelligenz in der App.
RND/al mit dpa