Seit 20 Jahren beschäftigt die Umgehungsstraße für den Küstenort Bensersiel Politiker, Naturschützer und Juristen. 2014 hatte ein Gericht die Straße für illegal erklärt, jetzt will die Gemeinde die Trasse erneut für den Verkehr freigeben.
Bensersiel.Es gibt wahrscheinlich nicht allzu viele Kommunen in Deutschland, denen ein Gericht schon einmal ein „über Jahre andauerndes rechtsuntreues Verhalten“ attestiert hat. Das Verwaltungsgericht Oldenburg hat dieses Etikett 2017 der Stadt Esens im ostfriesischen Kreis Wittmund angeheftet, verbunden mit der Vermutung, die Kommune könne dieses Gebaren bei nächster Gelegenheit fortsetzen. Es ging um eine Angelegenheit, die Politik, Naturschützer und Justiz seit mittlerweile 20 Jahren beschäftigt – und die mutmaßlich immer noch nicht zu Ende ist.
Am 22. Oktober des Jahres 2000 erschien auf Seite 22 der „Ostfriesen-Zeitung“ eine Notiz über die Planung einer Trasse für eine Umgehungsstraße um den kleinen Küstenort Bensersiel herum, der ein Stadtteil von Esens ist. Es war das erste Mal, dass die Öffentlichkeit von der „kommunalen Entlastungsstraße“, wie sie in der örtlichen Politik heißt, Kenntnis nehmen konnte. Seitdem ist die Straße ein Dauerthema. Denn das Bauwerk, das Bensersiel vom stetigen Autoverkehr befreien sollte, wurde mitten durch ein Areal gezogen, das ein „faktisches Vogelschutzgebiet“ nach EU-Richtlinien war.