Die dritte Welle der Corona-Pandemie hat für Hochhausburgen in Hannover wie den Mühlenberger Canarisweg massive Folgen, sagt die Kinderärztin Irina Tschochner. Im Interview berichtet sie von erhöhten Ansteckungsrisiken in großen Familienverbünden, Zukunftsängsten von Zehnjährigen – und einer tieftraurigen 14-Jährigen, die sich durch die Pandemie „wie in Beton eingemauert fühlt“.
Frau Tschochner, der Regionsverwaltung Hannover zufolge sind enge Wohnverhältnisse ein signifikantes Kriterium für die Gefahr einer Corona-Infektion. Sie sind Kinderärztin, viele ihrer Patienten kommen aus dem Mühlenberger Canarisweg, einer Hochhaussiedlung in Hannover, in der viele große Familien in kleinen Wohnungen leben. Wie sehen Sie das?
Es ist ganz klar unser Gefühl, dass Menschen in beengten Wohnverhältnissen in der dritten Welle der Pandemie massiv betroffen sind. Wir sehen das deutlich, seit es an den Schulen mit den Schnelltestungen losgegangen ist. Da hat ein Kind einen positiven Schnelltest und wir stellen plötzlich fest, dass große Familienverbünde – und -stränge auch mit der britischen Variante B.1.1.7 infiziert sind. Glücklicherweise haben wir in unserer Praxis noch keine ganz schweren Verläufe mitbekommen. Krankenhausaufenthalte schon, aber mehr nicht, auch unter Eltern und Großeltern nicht. Wir hatten auch noch kein Kind mit einem schweren Verlauf. Aber das Infektionsgeschehen ist jetzt ganz anders als in der ersten Welle.