Wann Verkalkung teuer wird – und was dagegen zu tun ist
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Verkalkungen sind normal – doch ignoriert man sie, können sie zum Problem werden.
© Quelle: andhal/iStockphoto
Leitungswasser hat hierzulande eine gute Qualität und kann bedenkenlos getrunken werden. Es enthält meist sogar ähnlich viele Mineralien wie gekauftes Wasser in Flaschen. Ebendiese Inhaltsstoffe könnten aber im Haushalt zum Problem werden, erläutert Andreas Braun, Referent Sanitär beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK): „Hartes Wasser enthält viele Kalzium- und Magnesiumionen. Diese können sich an den Rohrwandungen ablagern.“ Dieser Effekt vervielfache sich, wenn das Wasser erwärmt werde. Denn dann könne das Wasser weniger Calziumcarbonat, auch Kalk genannt, binden.
Ablagerungen können negative Folgen haben: Auf der vergrößerten Oberfläche siedeln sich zum Beispiel mehr Mikroorganismen an. Platzen die Verkalkungen ab, verstopfen die Partikel unter Umständen Siebe, Filter und Düsen. Im Extremfall wachsen Rohrleitungen so weit zu, dass ihr Querschnitt deutlich verringert wird. „Dies führt zu hohen Druckverlusten und kann auch Fließgeräusche erzeugen“, erklärt Braun. Dann strömt weniger Wasser mit geringerem Druck aus der Leitung. Irgendwann tröpfelt es nur noch aus dem Hahn. Ein Alarmzeichen ist ein plötzlicher Abfall des Wasserdrucks an einzelnen Entnahmestellen. Denn im schlimmsten Fall können Rohre auch vollständig verschließen und platzen.
Eine drei Millimeter dicke Kalkschicht reduziert die Wärmeübertragung um bis zu 60 Prozent
Laut Wolf Merkel, Vorstand Wasser des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), sind Schäden in Wasserleitungen durch Kalkablagerungen allerdings sehr selten und meist auf Korrosionsvorgänge zurückzuführen. Auch gipshaltiges Wasser könne in Ausnahmefällen eine Ursache sein. Für wesentlich größer hält er die Gefahr, dass Trinkwasserwärmer betroffen sind – zum Beispiel Warmwasserspeicher oder Durchlauferhitzer. „An Geräten zur Übertragung von thermischer Energie führen Kalkablagerungen zu einer Verminderung des Wirkungsgrades“, erklärt Merkel.
Wie hart ist mein Wasser?
Je härter das Wasser, desto kalkhaltiger ist es. Ab 14 Grad dH beziehungsweise 2,5 Millimol Calciumoxid pro Liter gilt Wasser als hart. Die örtlichen Versorger geben Auskunft darüber, welchen Härtegrad das verwendete Wasser besitzt. Informationen finden sich oft auf der Website. Etwa 40 Prozent aller Haushalte in Deutschland beziehen hartes Wasser. Aber auch weiches Wasser kann zum Problem werden: Denn das begünstigt Korrosion oder gar Lochfraß in Leitungen. In diesem Fall sollten deshalb Rohre aus Kupfer und Kunststoff verbaut oder zumindest Mineralstoffe zudosiert werden.
Ein Belag von einem Millimeter Kalk erhöhe den Energieverbrauch um etwa 10 Prozent, ergänzt Braun. Die Firma Aqon pure, die Kalkschutzanlagen vertreibt, weist auf die geringe Wärmeleitfähigkeit von verkalkten Heizelementen hin: „Sie wirken wie eine Isolierung.“ Eine drei Millimeter dicke Kalkschicht reduziere die Wärmeübertragung um bis zu 60 Prozent. Das verursache unnötig hohe Kosten. In ganz Deutschland summierten sich diese geschätzt auf mehrere Milliarden Euro.
Ab 65 Grad Wassertemperatur verkalken Heizelemente schneller
Bei der Installation von Wasserleitungen wählen Fachbetriebe das Material für die Rohre nach der Wasserhärte aus. Um in Gegenden mit hartem Trinkwasser Ablagerungen und damit erhöhten Energiekosten vorzubeugen, sollte laut Aqon pure das Wasser nicht über 60 Grad erhitzt werden, weil ab 65 Grad Heizelemente noch schneller verkalken. Braun empfiehlt die Installation von Enthärtungsanlagen. Diese entziehen dem Wasser Calcium und Magnesium. Werde dafür Salz als Ionentauscher verwendet, seien diese allerdings eine Belastung für die Umwelt, kritisiert Aqon pure.
Eine Alternative zu Enthärtungsanlagen seien Dosier- und Kalkschutzanlagen, erläutert Merkel. Doch ganz gleich, welche Technik gewählt werde – ihr Einbau und ihre Wartung sollte ausschließlich von Fachbetrieben durchgeführt werden, betont er. Das Gleiche gelte für die Reinigung von Rohrleitungen. Um Verkalkungen rechtzeitig zu entdecken und zu beheben, sollte insbesondere der Warmwasserbereiter untersucht werden, ergänzt Braun: „Hier lässt sich frühzeitig erkennen, ob Handlungsbedarf besteht, und auch für den sicheren Betrieb Vorsorge betreiben.“ Zur Beseitigung von Kalk wird in der Regel eine Leitungsspülung vorgenommen. Müssen Rohre saniert werden, werden Ablagerungen beispielsweise mit Sandstrahl gelöst. Anschließend werden die Rohrwände mit Epoxidharz beschichtet.
Kalk nicht mit aggressiven Chemikalien bekämpfen
Es gibt auch Maßnahmen, die jeder selbst ergreifen kann: So können durch Kalkablagerungen beschädigte Dichtungsringe erneuert werden. Vor allem auf Armaturen finden sich häufig weiße Flecken, die auf Verdunstung zurückzuführen seien, erklärt Braun: „Da der gelöste Kalk nicht mit verdunsten kann, lagert er sich auf Oberflächen ab.“ Problematisch sind diese Ablagerungen in der Regel nicht – abgesehen davon, dass sie nicht schön aussehen.
Kalk sollte grundsätzlich nicht mit aggressiven Chemikalien bekämpft werden, weil diese Mittel die Umwelt stark belasten, sagt Braun. Außerdem könne das Material beschädigt werden. Besser ist es, Ablagerungen mechanisch zu beseitigen, etwa indem mit Essigwasser geputzt wird. Damit können auch Kalkflecken auf Fliesen behandelt werden. Aber Vorsicht: Essig kann Gummi- und Kunststoffteile angreifen. Zunächst sollte versucht werden, die Flecken mit einem trockenen Tuch zu entfernen. Damit sich nicht so schnell Ablagerungen bilden, sollten Armaturen und Fliesen nach dem Duschen, Baden oder Waschen mit kaltem Wasser abgespült werden.
Kalkablagerungen im Wasserkocher mit verdünnter Zitronensäure behandeln
Um Verkalkungen etwa in Waschmaschinen zu vermeiden, sollte Waschmittel mit genügend Enthärter verwendet werden. Das ist auch deshalb wichtig, um die Funktionsfähigkeit des Gerätes zu erhalten. Denn es besteht die Gefahr, dass die Zuflussventile von Geschirrspülern und Waschmaschinen bei fehlendem Wasserdruck nicht einwandfrei arbeiten. Auch der Wasserstopp funktioniert unter Umständen nicht mehr.
Kalkablagerungen etwa im Wasserkocher oder in Kaffeemaschinen können mit verdünnter Zitronensäure behandelt werden. Damit der Tee oder Kaffee anschließend nicht danach schmeckt, sollte nach der Reinigung mehrmals Wasser erhitzt werden beziehungsweise durch die Maschine laufen. Wichtig zu wissen: Kalk stellt keine Gefahr für die Gesundheit dar, selbst wenn er sich im Trink- oder Kochwasser befindet.