Verlassene Fabriken, Sanatorien und Villen: Lost Places faszinieren – doch wie kann ihr baukulturelles Erbe bewahrt werden? Durch die Beelitzer Heilstätten führt jetzt ein Baumwipfelpfad, auch Mischnutzungen mit Co-Working-Spaces und Start-ups sind denkbar.
Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, welches Leben sich hier einst abgespielt hat: Wer die Schwellen der Gebäude der Heilstätten Beelitz übertritt, wird von der Vergangenheit eingesogen. Vor dem inneren Auge erscheinen schwer atmende Lungenkranke in ihren Betten, die frische Luft inhalieren. In der riesigen Küche werden Hunderte Mahlzeiten zubereitet. Ärzte versuchen in der Chirurgie, Tuberkulosepatienten zu retten.
Südlich von Potsdam wurde vor gut 120 Jahren eine der größten und modernsten Lungenheilanstalten der Welt gebaut. Hier wurden vor allem Berliner Arbeiterinnen und Arbeiter behandelt, die in den Fabriken und aufgrund schlechter hygienischer Verhältnisse im Wohnumfeld erkrankt waren. Sowohl die medizinische Versorgung, als auch die Architektur waren für damalige Verhältnisse äußerst fortschrittlich und hochwertig – selbst im Detail. So wurden Fliesen verwendet, in denen sich keine Keime ansammeln konnten. Ein modernes Kraftwerk versorgte die rund 60 Gebäude mit Wärme und Strom. Patientenzimmer waren so gestaltet, dass sie möglichst viel Luft und Licht erhielten.