Die einen schwören auf Ziffernoten, die anderen auf Lernberichte – es gibt unterschiedliche Zeugnisformen in Niedersachsen. In den Abschlusszeugnissen sind allerdings Ziffernoten zwingend vorgeschrieben.

Kinder, die in die Schule gehen, werden bewertet – und zweimal im Schuljahr gibt es Zeugnisse. Für wen sind die eigentlich gedacht? Und was sagen die Kopfnoten aus? Wir erklären den rechtlichen Hintergrund und die neuen politischen Pläne der niedersächsischen Kultusministerin Julie Willie Hamburg (Grüne).

Viele Schüler, aber keine Lehrer: Beim Deutschen Schulbarometer haben zwei Drittel der Schulen angegeben, dass sie zu wenige Pädagogen haben, in sozialen Brennpunkten sind es noch viel mehr. Auch in Niedersachsen kennt man das Problem und bekämpft es. Klar ist aber auch: Eine einfache Lösung gibt es nicht.

Bildungspolitik ist Ländersache. Jahrzehntelang war dieses Prinzip unantastbar. Jetzt fordert Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger mehr Mitspracherechte für den Bund – in Niedersachen gibt es überraschend wenig Gegenwind.

Der Vorstoß von Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne), mehr Schulen den Verzicht auf Ziffernoten zu ermöglichen, stößt beim Landesschülerrat auf Zustimmung. Auch Elternvertreter können der Idee etwas Gutes abgewinnen.

Für Schulabsolventen bleiben sie zwingend, für alle anderen Schülerinnen und Schüler will Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) den Verzicht auf Noten ermöglichen.

Immer mehr Menschen können sich die Ausgaben für das tägliche Leben nicht mehr leisten. Auch darum sollten sie nicht bestraft werden, wenn sie in Müllcontainern nach Essbarem suchen, finden Schülerinnen aus Hannover.

Das Aus der Förderschule Lernen in Niedersachsen ist längst beschlossene Sache, trotzdem wehren sich FDP, CDU und zahlreiche Elternvertreter dagegen, es gab am Dienstag Proteste vor dem Landtag und Debatten drinnen. Dabei geht es gar nicht um das Ende der Inklusion.

Einiges von der Politik ihres SPD-Amtsvorgängers will Niedersachsens neue Kultusministerin Julia Willie Hamburg fortsetzen, aber auch viele eigene Akzente sitzen. Im Interview erklärt die Grünen-Politikerin, wie sie den Personalmangel in Kitas und Schulen bekämpfen, Lehrerstellen nach Sozialindex vergeben und Lehrkräften mehr Freiheit geben.

Sie ist Volljuristin, hat drei Kinder und ihren Wahlkreis Neustadt/Wunstorf schon zweimal direkt gewonnen. Die neue Europaministerin Wiebke Osigus will vor allem die Lebensbedingungen auf dem Land verbessern.

Mehr Freiheit, mehr Personal und mehr Geld für Fachpraxislehrer – die Pläne der neuen rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen für die berufliche Bildung kommt bei den Verbänden gut an. Aber Zweifel bleiben dennoch.

Der Vorstoß von Schulen in der Region Hannover, auch non-binären Schülern ein für sie passendes Toilettenangebot zu machen, wird von Niedersachsens neuer Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) unterstützt. Diversität müsse sich auch in den Schulen widerspiegeln, meint sie.

Brauchen wir noch konfessionellen Religionsunterricht oder doch besser so eine Art Ethik für alle? Um dieses Thema wird in Niedersachsen schon lang gerungen. Das Fach Werte und Normen dürfe nicht infrage gestellt werden, unterstreicht der entsprechende Fachverband.

Immer weniger Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen gehören überhaupt einer Glaubensrichtung an, Kirchen in Niedersachsen planen jetzt einen gemeinsamen christlichen Religionsunterricht anstatt nach Konfessionen getrennt. Aber was ist mit Werte und Normen?

Kurz vor der Landtagswahl in Niedersachsen hat Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) eine durchwachsene Bilanz seiner Amtszeit gezogen. Das größte Problem bleibe die Personalnot an Schulen und Kitas, dabei habe das Land zuletzt viel mehr Lehrer eingestellt als zu Beginn der Legislaturperiode.

Es ist mehr als nur Symbolpolitik: Die rund 50.000 Postkarten, die Elternvertreter aus ganz Niedersachsen an Kultus-Staatssekretärin Gaby Willamowius aus Protest gegen die schlechte Unterrichtsversorgung überreicht haben, sind Spiegelbild der Stimmungslage an den Schulen.

Es gibt zu wenige Lehrer – auch an den Berufsschulen in Niedersachsen. Deshalb fordern die Schulen jetzt mehr Unterstützung vom Land. Und vor allem mehr Mitarbeiter wie Erzieher, Verwaltungskräfte und Assistenten.

Elternvertreter aus Niedersachsen machen gegen das Ende der Lernförderschulen in Niedersachsen mobil, unterstützt werden sie dabei von CDU und FDP. Aber es gibt auch andere Stimmen.

Schwangere Lehrerinnen dürfen in Niedersachsen wegen der Corona-Krise nicht in Präsenz unterrichten. Das Personalproblem in den Schulen verschärft sich dadurch noch weiter. Wie ist das eigentlich in anderen Berufen?

Obwohl erst 80 Prozent der ausgeschriebenen Lehrerstellen in Niedersachsen besetzt sind und zahlreiche Bildungsverbände vor Unterrichtsausfall warnen, verweist Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) zum Schuljahresauftakt auch auf positive Zahlen.